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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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meinerseits.
    »Nein«, gab Johannes entgeistert zurück.
    »Keine Ahnung, nein«, echote auch Rolf, was mich keineswegs verwunderte. Ich hatte den Mann schließlich auch nicht gesehen, sondern lediglich beschrieben.
    »Na, macht nichts«, lachte ich fröhlich. »Der hat sich bestimmt verlaufen.« Ich fixierte Johannes streng. »Setzt euch doch wieder.«
    Brav trabten die beiden Kerle wieder zurück zur Sitzecke und nahmen Platz, während Bettina in der Küche Tassen aufs Tablett pfefferte. Viel Zeit blieb uns nicht mehr, aber jetzt stimmte immerhin die Sitzordnung. Ich räusperte mich drohend. Und Johannes begriff.
    »Stellt euch vor, letztens kam ein Tourist in meine Werkstatt, um nach dem Weg zu fragen, und wir kamen ins Gespräch«, fing er umständlich an. Mach zu, betete ich innerlich, doch ich wusste, dass er sein eigenes Tempo hatte, also hielt ich den Mund. »Und da erzähle ich ihm auch von der wunderbar gearbeiteten Golgathagruppe des Taufbeckens in der Probsteierhagener Katharinen-Kirche, und was meint ihr, was der versteht?«
    »Keine Ahnung«, sagte Rolf gelangweilt.
    »Colgate«, prustete Johannes laut heraus. Rolf starrte ihn an. Entweder er fand das nicht komisch, oder er verstand den Witz nicht. Vielleicht putzte er weder Zähne noch neigte er zu Kirchenbesuchen. Egal.
    Ich nutzte jedenfalls meine Chance, griffelte bei Johannes’ ungestümem Heiterkeitsausbruch rasch nach der Vase, packte die Wanze und zog sie ab. Keinen Moment zu früh oder zu spät, denn just in diesem Moment erschien Bettina samt Tablett in der Tür. Direkt fröhlich sah sie immer noch nicht aus. Ich hingegen strahlte sie an, während ich den Horchstängel sicher in meiner Hosentasche verstaute und ihr entgegeneilte, um ihr zu helfen. Sie musterte mich prüfend. »Ich möchte ja nicht allzu neugierig erscheinen«, meinte sie schließlich allzu neugierig, »aber hatten Sie einen Unfall?«
    Ich lachte lässig, während ich das Sahnekännchen sorgfältig mittig auf dem Tisch drapierte. »Nicht direkt, würde ich sagen«, erklärte ich dann im coolsten Private-Eye-Tonfall. »Es war eine Überwachungsarbeit, die sich komplizierter gestaltete, als ich annahm.«
    »Oh, es ist –«
    »Sorry, aber ich kann nicht darüber sprechen. Berufsethos, verstehen Sie?«, würgte ich sie ab, während sich in meinem Kopf gleichzeitig ein Plan abzuzeichnen begann. Vielleicht klappte er ja. Der Trick war zwar nicht gerade nigelnagelneu, aber manchmal erweisen sich die Klassiker einfach als die Besten.
    »Natürlich«, meinte sie. »Das war unüberlegt von mir.«
    Ich zierte mich und rang jetzt überdeutlich mit mir, bevor ich mich gezielt zu Rolf hinüberbeugte und geheimnisvoll flüsterte: »Es handelte sich um eine Alibiüberprüfung. In diesem Kreis kann ich es ja sagen. Man lauerte mir auf und lockte mich in einen Hinterhalt. Da spielte mein Auftraggeber eindeutig mit gezinkten Karten. Das passiert halt«, schmückte ich mein Berufsleben ein wenig aus. »Aber wissen Sie, es ist wirklich eine Pest, wenn man versucht, Leute zeitlich festzunageln. Die meisten wissen schon nach einem Tag nicht mehr, was sie gestern gemacht haben. Schlimm.«
    »Kann nicht sein«, murmelte Rolf. Er hatte selbstredend keine Probleme damit. Kritisch wurde es bei ihm vermutlich erst, wenn man ihn nach dem Inhalt der Fernsehsendungen fragte.
    »Doch«, widersprach ich im Brustton der Überzeugung. »Die Menschen achten einfach nicht darauf. Passen Sie auf, ich werde es Ihnen beweisen. Fangen wir mit Johannes an. Wo warst du, na sagen wir, letzten Donnerstagabend?«
    »Pffft«, machte Johannes. Seine Augen blitzten, und ich sah ihm an, dass er genauestens wusste, was ich vorhatte. Trotzdem spielte er mit. »Ich glaube, ich habe bis etwa zweiundzwanzig Uhr in der Werkstatt an einem liegenden Buddha aus Kirschholz gearbeitet. Oder …«, er rieb sich nachdenklich das Kinn, »nein, das könnte auch Mittwoch gewesen sein, weil ich nämlich Dienstag –«
    »Bei mir ist es einfacher«, unterbrach ich ihn scheinbar achtlos und legte meinen Zeigefinger an den Mundwinkel, um die stilechte Denkerin zu geben. »Ich war mit einem Freund in Dänemark. Wir haben jeden Abend fein gekocht. Nein, stimmt nicht, an dem Tag nicht, wenn ich mich recht entsinne. Da gab es einen wunderschönen Sonnenuntergang, und wir sind ans Meer gefahren …«
    »Tja, wir haben eigentlich in der ganzen Woche in die Ferne geschaut«, biss Rolf endlich an. »Nicht wahr, Bettina?«
    »Ja«, erwiderte sie

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