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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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einsilbig. Die Frau roch eindeutig Lunte.
    »Weg waren wir überhaupt nicht, oder, Bettina?«, insistierte ihr Gatte, der nichts begriff.
    »Nein. Wir waren hier. Zu Hause. Alle beide.« Nach diesem eindeutigen Statement schaute sie unmissverständlich auf die Uhr. »Es tut mir leid«, tat es nicht einmal ansatzweise, sie hatte einfach nur die Schnauze voll von dieser Farce, »und ich danke euch für die Warnung«, tat sie ebenfalls nicht, denn sie hatte meine Worte sehr wohl als Drohung verstanden, »doch wir müssen jetzt los.«
    »Aber klar«, flötete ich.
    Johannes erhob sich linkisch. »Wir möchten selbstverständlich nicht stören«, murmelte er verlegen.
    »Und vielen Dank auch für den ausgezeichneten Kaffee«, sagte ich laut. Es war eine Pulvermischung gewesen. Das hatte sogar ich geschmeckt.

XVII
     
    Am nächsten Morgen katapultierte mich meine Mutter in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett. Dorle Bruhaupt hatte sich Knall auf Fall mit dem Sohn des örtlichen Fleischermeisters verlobt. Dabei sei sie doch Vegetarierin seit ihrem Trip in ferne Länder und sowieso mehr für das Jenseits als für überaus irdische Buletten, fette Würste oder überbordende Schlachtplatten.
    Ich gähnte aus tiefster Lunge, hielt dabei jedoch wegen des ohnehin wackeligen Familienfriedens die Muschel am weit ausgestreckten Arm von mir. Ob ich jetzt ebenfalls nach einem Metzger, wie es daheim heißt, Ausschau halten sollte, um meinem verkorksten Leben eine vernünftige, solide Wendung zu geben? Na, was meinte Mutti?
    Sie meinte erstaunlicherweise nicht, denn jeder im Dorf rümpfe die Nase über Dorle und bedauere die Eltern wegen ihrer durch und durch missratenen Tochter, von Schlachters ganz zu schweigen. Es war jedenfalls ein Drama. Und alle, alle waren sie mit Lust bei der Sache. Bis auf die unmittelbar Betroffenen vielleicht, Dorle und ihr Liebster Joachim, den ich natürlich auch kannte. Er züchtete in seiner Freizeit Hamster, was ich schon in früher Jugend eher befremdlich gefunden hatte. Das Dorf hing jedenfalls kollektiv über dem Gartenzaun und labte sich an dem Rührstück.
    Während ich mit einem Ohr dem aufgeregten Gequake meiner Mutter zuhörte, um im Notfall ein Mmh an der richtigen Stelle abzusondern, schob ich die Gardine ein Stück zur Seite. Es regnete fein und fisselig aus einer bleigrauen, unbeweglichen Wolkenmasse. Nachdem wir auch noch die aktuellen Wetterdaten – sonnig bei den Eltern, bei mir hatte der meteorologische Dienst für morgen allerdings einzelne Schauer vorausgesagt – gründlichst durchgesprochen hatten und ich endlich auflegen konnte, hüpfte ich unter die Dusche und unterzog mich bei der anschließenden Abtrocknung einer eingehenden Betrachtung. Mein Gesicht war mittlerweile fast komplett abgeschwollen und schimmerte lediglich in verhaltenen Farben. Dafür schien die Rippenpartie noch stündlich an Schmerzempfindlichkeit zuzunehmen. Jedwede Berührung tat einfach nur weh. Und dass bloßes Atmen eine durchaus anstrengende Tätigkeit sein konnte, hatte ich vorher auch nicht gewusst. Doch so und nicht anders war die Lage, was bei mir leise Zweifel an meinem Traumberuf weckte. Ich musste künftig eindeutig darauf achten, dass man mich nicht zu oft verdrosch.
    Die Welt war einfach ungerecht, und deshalb gönnte ich mir zum Ausgleich ein Frühstück, das selbst einem gestandenen Seebären herbe Verdauungsstörungen beschert hätte: Drei Eier mit Speck, zwei kleine Würstchen sowie zwei gegrillte Tomaten, dazu drei knackfrische Matulkebrötchen. Bei den Cremeschnitten hatte ich zunächst gezögert, mir dann jedoch sicherheitshalber eine einpacken lassen. Zur Not konnte man die ja auch noch später essen. Dazu brühte ich mir eine ordentliche Kanne Earl Grey.
    Es sah in der Tat ein wenig reichlich aus, als ich meinen gedeckten Tisch so betrachtete. Doch schließlich muss der Mensch ja von irgendetwas leben. Und ein geschwächter Körper benötigt nun einmal ein bisschen mehr an Aufmerksamkeit und liebevoller Fürsorge. Und außerdem konnte ich mit einem Magen, der an einen unaufgeblasenen Luftballon gemahnte, verteufelt schlecht denken. So einfach war das.
    Almuth Pomerenke hatte also nachweislich vor ihrem überraschenden Tod Besuch gehabt, begann ich streng logisch und zeitgleich mit dem ersten Spiegelei die Bestandsaufnahme. Darauf wies der gesunkene Pegel in der Cognacflasche eindeutig hin. Nachdem ich so weit gekommen war, biss ich kraftvoll in ein Brötchen und schob anschließend ein

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