DrachenHatz
jedenfalls nicht so, wie Marga behauptete. Sicher, er hatte sie kaum aus den Augen gelassen, sich sogar ziemlich angebiedert mit diesem Lächeln, bei dem zumindest ich auf der Stelle den Glauben an die komplette Menschheit verloren hätte, doch Greta hatte kaum reagiert.
Marga focht mein Einwand nicht an. Nachdrücklich erläuterte sie mir auf der Höhe von Gettorf, dass Thomas die ganze Zeit zwar bedröppelt wie ein Schaf danebengestanden habe, doch sie habe gleichzeitig keineswegs bemerkt, dass da unterschwellig zwischen den beiden etwas laufe. Im Gegenteil, sie habe sogar genauestens mitbekommen, dass mein Ex-Lover hin und wieder zu unserem Tisch herübergeschaut habe, wobei sein Gesichtsausdruck undefinierbar bis sehnsüchtig gewesen sei.
Quatsch mit Soße. Das hätte vielleicht die alte Schmalztante Vivian LaRoche überzeugt, aber keinesfalls die toughe Hemlokk. Denn Thomas hatte nach deren Erinnerung die ganze Zeit über äußerst verschlossen in die Welt geguckt, und wenn er sie ins Visier genommen hatte, war sein Gesichtsausdruck sogar noch finsterer geworden. Und meiner zweifellos ebenfalls.
Nein, das Ganze brachte nichts. Hanebüchene Spekulationen über Schwingungen konnte ich vergessen; was ich hingegen dringend benötigte, waren handfeste Beweise, da gab ich Harry und Johannes ausnahmsweise einmal recht.
Als wir nach Bokau abbogen, erinnerte ich Marga ein wenig gereizt daran, dass sie bitteschön schleunigst die Wanze in Gretas Wohnung platzieren sollte. Damit würde sie mir wirklich helfen. Sie verstummte beleidigt, und die restlichen Minuten der Fahrt legten wir schweigend zurück.
Harry lümmelte bereits auf meiner Gartenbank, als wir bei mir eintrudelten. »Hallihallo, Mädels«, begrüßte er uns gut gelaunt. »Auch schon da?«
Marga nickte ein wenig steif, ich rang mich zu einem höchst frostigen Lächeln durch.
Sein Blick pendelte verblüfft zwischen uns hin und her, während seine rechte Augenbraue wieder einmal nach oben schnellte, eine Unart, die er auch noch zu kultivieren schien. »Was ist denn mit euch los? Habt ihr euch gezofft?«
»Natürlich nicht«, grollte ich.
»Unser Schätzelchen hier hält meine Beobachtungen in Sachen Almuth Pomerenke für ausgemachten Blödsinn. Aber sonst ist alles in bester Ordnung«, erklärte Marga verletzt. »Dabei sind die völlig eindeutig und überhaupt nicht misszuinterpretieren.«
Harry nickte ernst, während sich auf meinem Gesicht wahrscheinlich ein erwartungsfrohes Grinsen breitmachte. Ich wusste, was jetzt kam. Und ich gestehe, es hob meine Laune beträchtlich.
»Es ist bestimmt auch schwer, sich einzugestehen, dass man nur benutzt wurde«, schlug er prompt die von mir vermutete Richtung ein.
Marga nickte erst eifrig, dann stutzte sie. Ich lächelte jetzt ganz offen. Dumdidum. »Von Arthur Bebensee?«, befeuerte ich mit zuckersüßer Stimme die Diskussion, als meine beiden selbst ernannten Helfer schwiegen.
»Natürlich nicht«, meinte Harry nun abschätzig und blickte dabei Marga an, »der ist nun wirklich völlig harmlos. Mein Gott, da muss man schon blind sein, um das nicht mitzukriegen. Nein, der Mann tut keiner Fliege was zuleide. Könnte der gar nicht, weil er sich allein schon bei dem Versuch, mit einer Klatsche zu hantieren, den Arm brechen würde.«
Marga kniff die Augen zusammen, sagte jedoch nichts.
»Er sendet aber gefährliche Schwingungen aus«, konnte ich mir nicht verkneifen wie nebenbei zu bemerken.
Jetzt endlich reagierte sie, indem sie ein warnendes »Schätzelchen« in meine Richtung losließ und an Harry gewandt in bemüht neutralem Ton meinte: »Du hältst Thomas also für den Täter?«
»Sicher«, sagte Harry mit felsenfester Überzeugung in der Stimme. »Das ist nach diesem Nachmittag wohl eindeutig. Der Mann ist dieser Greta geradezu hündisch ergeben. Daraus hat er ja die ganze Zeit keinen Hehl gemacht. Und clever ist der Breitschedt im Unterschied zu dem Bebensee auch.«
Ach ja? Seit wann das denn? Bislang hatte der liebe gute alte Harry meinen Ex-Lover schließlich immer für eine ausgesprochene Dumpfbacke gehalten.
»Der weiß seine Spuren zu verwischen«, fuhr er fort, meine feixende sowie Margas abwehrende Miene souverän ignorierend, »während Bebensee doch bereits überfordert wäre, wenn er Brötchen kaufen sollte. Das ist einfach angewandte Psychologie.«
Na bitte, noch Fragen? War doch alles klar wie Kloßbrühe, es kam lediglich auf den Standpunkt an.
Ich verzog mich in meine Villa, um für
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