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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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immer noch geöffnetem Mund. Das Regenrinnensignal!
    »Beeil dich, und dann nichts wie raus hier«, zischte ich ihn an.
    Es donnerte erneut. Dann hörte ich Marga mit tragender gekünstelter Stimme sagen: »… nun setz dich doch noch ein bisschen, Greta. Und Sie auch, Arthur.« Der Chipsvernichter Arthur Bebensee war also zum Begleiter erkoren worden. Und nicht Thomas. Interessant.
    »Ich fand das mit der Cognacflasche ja wirklich sehr großzügig von dir«, plapperte Marga weiter, »und Hanna ebenfalls, hatte ich den Eindruck. Weißt du, das Schätzelchen zeigt seine Emotionen nicht gern offen, dafür ist Hanna nicht der Typ. Aber wenn man sie länger kennt, weiß man die Zeichen natürlich zu deuten.«
    »Mach zu, Harry!«, drängte ich. Er laborierte immer noch an den wie Zinnsoldaten ausgerichteten Glasreihen herum und fluchte dabei lautlos. Bei ihm zu Hause sah es anders aus.
    »Ja«, meinte Greta ungeduldig. »Aber du entschuldigst uns jetzt bitte. Ich bin ein wenig müde. Arthur, kommst du?«
    »Hemlokk! Beweg deinen Hintern, sonst brennt der garantiert gleich an!«, säuselte Harry, der alte Charmeur, in diesem Augenblick gepresst in mein linkes Ohr, doch in der Sache war ihm natürlich recht zu geben. Also gehorchte ich, und wir stürzten aus der Wohnung.
    Er wollte kopflos die Treppe hinabsausen, aber ich hielt ihn im letzten Moment fest, zog geistesgegenwärtig Margas Wohnungsschlüssel aus der Tasche, schob ihn mit schweißnassen Händen und nach zwei Fehlversuchen ins Schloss, öffnete die Tür, schubste Harry hinein und schmiss mich hinterher. Keine Sekunde zu früh. Unten klapperte es unmissverständlich.
    »Hast du das Glas, Harry?«, fragte ich zwischen zwei japsenden Atemstößen, weil sein rechter Ellenbogen meine immer noch empfindliche Rippenpartie touchiert hatte. Mein Gott, tat das weh! Ich wischte mir mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht.
    »Ja«, sagte Harry leise, drückte völlig geräuschlos die Tür ins Schloss und musterte mich voller Besorgnis. Ich plinkerte, weil ich gerührt war von seiner Anteilnahme.
    »Und hast du Gretas Wohnungstür wieder abgeschlossen, Hemlokk?«
    Nein, natürlich nicht. Verdammter Mist! Und so viel zu vermeintlichen Gierke’schen Mitleidsanwandlungen.
    »Merkwürdig«, hörten wir Greta jetzt auf dem Treppenabsatz mit erhöhter Stimmenfrequenz feststellen, »ich weiß doch ganz sicher, dass ich zugesperrt hatte. Ich habe doch sogar noch einmal die Klinke hinabgedrückt, um zu sehen, ob –«
    Sie verstummte schlagartig, so als sei ihr jemand mit voller Wucht in die Magengrube gesprungen. Dann fing sie an zu wimmern wie ein verstörtes Kätzchen. »Arthur!«
    »Mmh?«
    »Er war wieder hier«, keuchte sie voller Entsetzen. »Er war hier, als wir Mutti beerdigt haben. Ich spüre das. Oh Gott!«, heulte sie. »Hilf mir doch, Arthur!«
    »Äh … nun reg dich doch nicht gleich wieder so auf, Greta«, meinte Arthur, die sensible Seele, daraufhin lediglich bräsig.
    »Hilf mir doch!«, flehte Greta, die seine Worte gar nicht zur Kenntnis nahm.
    »Ja, tu ich doch. Aber wie?«
    »Geh zuerst hinein. Ich ertrage das nicht. Bitte, geh du zuerst hinein und sieh nach, was es dieses Mal ist. Und sei vorsichtig, ja? Hörst du, der Mann ist gefährlich!«, stieß sie in atemlosen Stakkatosätzen hervor.
    »Da ist bestimmt nichts, Greta«, beharrte dieser Gemütsmensch unerschütterlich, ja fast schon gleichgültig. Er klang nicht einen Fitzel aufgeregt oder besorgt. Im Gegenteil, der Typ schien die Ruhe selbst zu sein, und ich konnte nicht umhin, ihn für sein Phlegma zu bewundern. Ich an seiner Stelle hätte mich mit dem erstbesten Knüppel bewaffnet und die Bude gestürmt. »Wirklich, du kannst ruhig sofort mit hineinkommen.«
    »Bitte, Arthur«, murmelte Greta schwach.
    »Also gut«, befand er scheinbar friedfertig, und nur, wenn man auf die Zwischentöne hörte, bekam man mit, dass Greta ihn mit ihrem grundlosen Getue – so schien Arthur es zu sehen – entsetzlich nervte. Dann klappte die Tür, und Harry und ich blickten uns an.
    »Sie wissen nicht, dass wir lauschen und alles mitangehört haben«, flüsterte Harry nach einer Weile bedächtig.
    »Ja«, stimmte ich einsilbig zu, weil mir der Kopf schwirrte.
    »Die Frau hat wirklich richtig Angst, das war nicht gespielt«, schob er nach.
    Das war es ja, den Eindruck hatte ich ebenfalls gehabt. Keinesfalls hatte sie versucht, die Situation auszunutzen und sich Arthurs Mitleid zu erschleichen. Und nun? Was

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