Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
Vom Netzwerk:
standen überall herum. Außerdem hatte sie den Gemeinschaftssaal des Pflegeheims über und über mit weißen Lilien dekorieren lassen, was zwar abgeschmackt aussah, wie ich fand, von den meisten jedoch mit Anerkennung bedacht wurde. Harry, Marga, Fabian und ich nahmen an einem Vierertisch Platz, versorgten uns mit allem Nötigen und harrten gespannt der Dinge, die da kommen sollten.
    Mir war wirklich absolut rätselhaft, was Greta von mir wollte. Und weshalb hatte sie ihren Adlatus zu mir geschickt und mich nicht selbst eingeladen? Reine Show? Oder steckte etwas dahinter? Thomas würdigte mich jetzt keines Blickes mehr, was Harry veranlasste, hörbar irgendetwas von einem »Kleingeist« zu murmeln, was ich wiederum geflissentlich ignorierte. Thomas blieb jedenfalls immer in Gretas Nähe, wie ein braver Bub, dem Mutti die Erlaubnis verweigert hat, mit fremden Kindern zu spielen. Ex-Gatte Nummer eins war davon allerdings gar nicht begeistert, wie mir auffiel, während ich mich an ein Stück Butterkuchen ohne Butter und Zucker wagte. Die Masse wurde im Mund immer trockener, und ohne Kaffee hätte ich mich nach draußen verpieseln müssen, um den Klumpen unauffällig zu entsorgen.
    Arthur Bebensees missmutiges Gesicht wurde jedes Mal noch eine Spur griesgrämiger, sobald Greta auch nur etwas zu Thomas sagte. Er versuchte deren Vertrautheit sogar direkt zu stören, indem er sie so oft wie möglich berührte und sie mit verheißungsvollen Lächelsalven attackierte. Du lieber Gott, steuerte das Ganze vielleicht doch auf ein Happy End zu? Hatte sich bei ihren gemeinsamen Ausflügen möglicherweise etwas getan? Ich sah Greta und Arthur schon vor mir, wie sie sich mit feuchten Augen und zitternden Fingern die Ringe überstreiften. Und dann begann es Arthur schlecht zu gehen und immer schlechter. Und Greta würde ihn hingebungsvoll pflegen und ihm immer wieder leckere kleine Giftigkeiten bereiten … Er aß jedenfalls auffällig wenig, stellte ich nach diesem Ausflug in die ungezügelte Fantasie fest, aber das war natürlich auch kein Wunder; Chips, Burger und Fritten hielt das Buffet nicht bereit.
    Schließlich erhob ich mich, um mir noch eines von den Schnittchen zu gönnen. Mieser als der Kuchen konnten sie allemal nicht sein, und außerdem machte Greta immer noch keine Anstalten, auf mich zuzukommen, um mir zu verraten, was sie von mir wollte. Ich stand gerade vor der Entscheidung, ob ich Schinkenröllchen mit Spargel oder Pute mit Gürkchen wählen sollte, als hinter mir eine schüchterne Stimme bemerkte: »Sie war schon ein wertvoller Mensch, nicht wahr?«
    Ich drehte mich um. Die Sprecherin gehörte zu dem verhuschten Frauentyp, der sich bereits entschuldigt, wenn er auch nur den Raum betritt. Blassbraune Haare, artig gescheitelt, ernstes Gesicht, große, helle Augen, die angstvoll in die unverständliche und oft grausame Welt blickten.
    »Ja«, stimmte ich ihr freundlich zu. Hätte ich »Buh!« gemacht, wäre sie wahrscheinlich auf der Stelle geflohen. So aber teilte sie mir eifrig mit, dass sie eine ehemalige Nachbarin von Almuth Pomerenke sei.
    »Sie hätte sich bestimmt über Ihr Kommen gefreut«, versicherte ich ihr und entschied mich im Stillen für den Schinken mit Spargel.
    »Sie hat mir das Stricken beigebracht und mir lauter ausgefallene Rezepte verraten.« Mein Gegenüber schluckte. »Manchmal hat sie auch mit mir geschimpft. Aber als ältere Freundin durfte sie das natürlich.«
    Der Meinung war ich nicht, hielt jedoch meinen Mund, sonst folgte mir dieses Huhn noch bis zum Tisch und behinderte meine Beobachtungen, indem die Gute – erleichtert darüber, dass sie endlich einen Anker in der Trauergemeinde gefunden hatte – unentwegt weiterplapperte. Ich schielte zu Greta hinüber. Die thronte auf ihrem Stuhl wie eine Königin, umgeben von ihrem servilen Hofstaat. Alle bedauerten sie, die arme Tochter, die auch von diesem schweren Schicksalsschlag so unvermutet getroffen worden war. Unsere Blicke kreuzten sich.
    In ihrem lag unverhohlener Triumph. Nun erhob sie sich bedächtig und griff dabei nach einem hinter ihr liegenden Beutel. Beide Männer schauten fragend zu ihr auf. Vordergründig war es ein lächerliches Bild, doch weil ich die dahinterliegenden Abgründe kannte, lief mir unwillkürlich ein Schauer über den Rücken.
    »… so gesund eigentlich und noch gar nicht hinfällig oder krank«, stellte mein unmittelbares Gegenüber in diesem Moment mit zitternder Stimme fest. »Sie war so tatkräftig,

Weitere Kostenlose Bücher