DrachenHatz
uns drei einen deeskalierenden Tee anzusetzen. Alle beide waren sie meine Freunde, aber als besonders hilfreich konnte man sie momentan wahrlich nicht bezeichnen. Es nützte einfach wenig, wenn ich stundenlang darüber nachsann, ob nun Arthur oder Thomas Greta in gewisser Weise hörig war, solange ich es nicht beweisen konnte. Und zwar handfest beweisen, wie bei den Verdoehls mit dem Lack.
Als ich diese sensationelle Erkenntnis gewonnen hatte, geschah zweierlei: Das Wasser kochte, und in meinem Oberstübchen fing ganz sachte etwas an zu klingeln. Ich horchte, Kocher in der Rechten, in mich hinein. Es klingelte immer lauter. Natürlich! Die Cognacflasche. Genau an der prangte mit ein bisschen Glück mein so heiß ersehnter Beweis, der Almuths Mörder überführen konnte. Und wieso sollte ich nicht auch einmal so richtig Schwein haben? Denn wenn die alte Frau mit ihrem letzten Besucher noch einen Schluck getrunken hatte, wie Fabian schwor, dann fanden sich womöglich die Fingerabdrücke des Täters auf der Flasche! Na bitte.
Ich sauste wie der Wind nach draußen; ohne Kanne, denn vor lauter Nachdenken hatte ich sie vergessen zu füllen. »Hört mal, Kinder«, unterbrach ich rigoros die immer noch anhaltende fruchtlose Diskussion um Arthurs Schwingungen und Thomas’ Cleverness, »ich weiß jetzt, wie ich weiterkomme. Aber dafür brauche ich eure Hilfe.«
»Olala, Erkenntnisse beim Teekochen, Hemlokk?«, brummelte Harry, sichtlich gebeutelt von Margas Gegenargumenten. »Und wo ist er denn, der Tee, meine ich?«
»Unwichtig«, bügelte ich ihn kurz ab. »Wir werden so rasch wie möglich in Gretas Wohnung eindringen müssen.«
Marga verdrehte demonstrativ die Augen. »Das mit der Wanze ist doch nichts Neues, Schätzelchen, dafür musst du nicht so einen Wirbel veranstalten.« Auch meine Freundin war scheint’s nicht mehr ganz top drauf.
»Darum geht es nicht. Greta hat nämlich einen kapitalen Fehler begangen, als sie mir die Cognacflasche schenkte. Denn die«, ich hörte ihn selbst, den Triumph, der sich in meine Stimme gestohlen hatte, »kann man auf Fingerabdrücke untersuchen. Und dann habe ich ihn. Du kennst doch bestimmt einen alten Schulkumpel, der im Abdruckdezernat arbeitet, oder, Harry?«
»Georg Griemer«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Aber das heißt anders, Hemlokk.«
»Meinetwegen.« Ich wedelte ungeduldig mit der Linken. »Wo kannst du ihn erreichen?
»Hannover, im LKA.«
»Dann freut sich der Arme sicher über jede Abwechselung in seinem Leben«, meinte Marga trocken, stand auf und reckte sich. »Diese norddeutsche Tiefebene hat’s nämlich in sich. So platt ist sonst nichts, und das geht aufs Gemüt.«
Ich beachtete sie nicht. »Hast du die Telefonnummer von diesem Georg dabei, Harry?«
Er nickte, bevor er vorsichtig meinte: »Die Flasche allein wird dir jedoch nicht viel nützen, Hemlokk. Es ist wie bei dem Lack. Es –«
»Ja doch«, unterbrach ich ihn ungeduldig. »Das weiß ich auch. Wir benötigen Vergleichsabdrücke. Meine sind natürlich drauf, aber ich bin kein Problem, und von Greta organisieren wir uns halt etwas, wenn wir die Wanze installieren. Dann bleiben nur noch Almuth und der Mörder.«
»Aber sie haben wir heute Morgen eingebuddelt«, wandte Marga fast schüchtern ein. »Du willst doch nicht etwa …? Da mache ich nicht mit!«
»Für wie blöd hältst du mich denn?«, fauchte ich sie an. »Nein, ich klaue ein Glas, das Muschelkästchen oder die Fernbedienung aus ihrem Zimmer. Das ist entschieden der einfachere Weg. Kommt, wir fangen an!«
»Jetzt?«, fragte Harry verdattert. »Ich dachte, wir trinken erst einmal in aller Ruhe einen Tee.«
»Jetzt«, bestätigte ich fest. »Greta wird sicher noch eine Weile fort sein. Der Zeitpunkt ist also günstig und geradezu ideal für einen kleinen Bruch.«
Harry stöhnte, Marga grunzte, doch beide erhoben sich brav, während ich abzischte, um in meinem Werkzeugköfferchen nach Schraubenzieher, Meißel oder ähnlichem Hebelwerkzeug zu suchen. Am Ende entschloss ich mich, den gesamten Koffer mitzuschleppen. Es war ja nicht weit.
Wir setzten Marga als Wachposten auf die Bank vor dem Haupthaus. Die Sonne schien zwar, doch es war windig und kühl.
»Du brauchst eben frische Luft nach so einer Beerdigung, sagst du, wenn sie sich wundert, was du hier machst«, schlug Harry vor.
»Soll ich dir noch eine Jacke holen?«, erkundigte ich mich fürsorglich.
Marga schüttelte den Kopf. »Danke, geht schon. Beeilt euch lieber,
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