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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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blutüberströmten mageren Kinderkörper dachte, der sich nie mehr regen würde. Furchtbar! Da musste die Arme nicht noch unter Druck gesetzt werden. Dadurch ließ sich das schreckliche Geschehen auch nicht wieder rückgängig machen!
    Was der Anrufer wohl für ein Motiv hatte, überlegte ich, während ich Hannelore zuschaute, wie sie den restlichen Fitzel ihrer Banane vertilgte. In irgendeiner Weise musste er ja mit dem Jungen in Verbindung gestanden haben, sonst würde ihn dessen Tod nicht dermaßen berühren. Aber hatte ich eigentlich den Eindruck gehabt, dass da eine verletzte Seele zu mir sprach? Eine, die Haukes Unfall dermaßen aus der Bahn geworfen hatte, dass sie meinte, zu solchen Mitteln greifen zu müssen? Geistesabwesend winkte ich Silvia zu, die jetzt mit ihren seelenvollen Augen zu mir herüberschaute. Kühe waren keine tumben Wesen, und meine Nachbarin schätzte es, wenn man mit ihr plauderte oder sie auch nur beachtete.
    Die Antwort lautete klar und eindeutig: nein. Der Anrufer hatte auf mich keineswegs verstört gewirkt, sondern ausschließlich bedrohlich. Benutzte er also Haukes tragisches Ende lediglich, um Greta eins auszuwischen und sie zu quälen? Theoretisch denkbar war natürlich schon, dass sie irgendwann in ihrem Leben jemandem dermaßen auf die Zehen getreten war, dass der immer noch vor Wut schnaubte, wenn er bloß ihren Namen hörte. Dann ging es dem Täter um die Demütigung und um die Verbreitung von Angst und Schrecken, also um Rache für was auch immer. Aber war es andererseits möglich, dass Greta keinerlei Ahnung von derart übermächtigen Hassgefühlen gegen sich hatte? Das war doch wohl eher unwahrscheinlich.
    So kam ich jedenfalls nicht weiter. Und es erschien mir reichlich unprofessionell, aus einem einzigen kurzen Telefongespräch gleich dermaßen weitreichende Schlüsse zu ziehen. Ich schüttelte unwillkürlich den Kopf. Silvia muhte zustimmend. Das war ich nicht mehr, unprofessionell, meine ich. Was wiederum ein ziemlich gutes Gefühl war.
    Ich stand auf, klopfte Gustav und Hannelore kurz freundschaftlich auf die Panzer – was er, Macht der Gewohnheit, stoisch hinnahm, sie jedoch heftig zusammenzucken ließ – und ging in meine Villa, um mir ein Glas Wasser zu holen. Was ich so anhaltend »meine Villa« nenne, ist in Wahrheit zweiundvierzig Quadratmeter groß und zwar leidlich kommod, aber doch ein bisschen beengt. Wohn-, Arbeits- und Esszimmer mit ziemlich gut bestückter Küchenzeile bilden eine Einheit, nur Bad (winzig) und Schlafzimmer (noch winziger) sind abgetrennt. Dafür bin ich meine eigene Dame, und das bedeutet mir viel.
    Just als ich das kalte Getränk in einem Zug hinabgestürzt hatte, klingelte das Telefon. Ich ging nicht ran, mein Anrufbeantworter war ja im Dienst. Denn anders als Sülzheimerproduzentinnen stürzen Privatdetektive nicht sofort los, sobald es piept, sondern lauschen erst einmal seelenruhig den gewundenen Ausführungen des künftigen Klienten und entscheiden dann, wie sie verfahren wollen.
    Es handelte sich um meine Agentin. Mit glockenheller Stimme teilte sie mir mit, dass man wieder einmal eine neue Zeitschrift auf den Markt geschmissen habe und bat mich eindringlich, mir doch in Bälde ein schönes rundes Exposé für einen mehrteiligen historischen Schmalzheimer auszudenken. Frankreich und Ludwig XIV. vielleicht, Madame Pompadour und die drei Musketiere. Oder auch die Französische Revolution, da sei es doch höchst dramatisch zugegangen mit all den Guillotinen und so. Also, sie meine dies alles nur in etwa, natürlich wolle sie mir keineswegs hineinreden. Auf jeden Fall sollte es aber etwas mit ordentlich viel Degen, allerhand Dreispitz und massenhaft Kostüm sein. Ich rechnete ihr hoch an, dass sie sich den Satz »Aber bitte bis gestern« heldinnenhaft verkniff und lediglich noch einmal das »in Bälde« betonte.
    Mmh. Etwas Historisches. Du lieber Gott, ich hatte zwar bekanntlich vor Urzeiten ein paar Semester Geschichte studiert, aber Frankreich und der Sonnenkönig oder die drei Musketiere waren damals kaum vorgekommen. Nur vage erinnerte ich mich an eine Vorlesung über die Französische Revolution. Da war es um steigende Getreidepreise gegangen, aber nicht um Modefragen. Es kam deshalb, wie es kommen musste: Die zickige Vivian sabotierte die Angelegenheit, und Hanna bereitete ihr eilends einen Tee und legte noch zwei Schokoplätzchen auf das Tablett, um sie gnädig zu stimmen. Die Dame ist nämlich bestechlich. Und es schien zu

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