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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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und unglaublich von sich selbst eingenommen, so als wüsste ihr Besitzer genau, wie man am besten Angst und Schrecken verbreitet. Sie verursachte mir auf der Stelle eine Gänsehaut.
    »Wer ist da? Was wollen Sie?«, hörte ich jemanden piepsig hervorstoßen.
    »Dich, Süße. Dich. Aber das weißt du doch.« Das anschließende Lachen klang dreckig, und ich spürte, wie meine Beklommenheit verflog und einer ungezügelten Wut Platz machte.
    »Was soll das!?«, herrschte ich ihn an. Das heißt, ich hatte keine Ahnung, ob ich mit einem Mann oder einer Frau sprach. Der Anrufer hatte offenbar ein Tuch über die Muschel gelegt. Feigling! »Sie sind ja pervers!«, schäumte ich. »Lassen Sie gefälligst Greta zufrieden! Sie hat genug gelitten! Auf diese Weise wird der Junge auch nicht wieder lebendig!«
    Er stutzte. Dann meckerte es durch die Leitung, was wohl einem Lachen gleichkam. »Oh, hat die Dame vielleicht Angst? So viel Angst, dass sie sich nicht mehr selbst ans Telefon traut? Das ist gut. Sehr gut sogar. Sie soll sich nämlich zu Tode fürchten! Das wäre wirklich schön.«
    So ein krankes Arschloch! »Wir werden eine Privatdetektivin einschalten, wenn das nicht umgehend aufhört«, drohte ich dem Anrufer und gratulierte mir selbst zu meinem genialen Einfall.
    Er fand ihn offenbar nicht ganz so genial, denn seine Reaktion war ernüchternd. »Ach ja? Nur zu. Die wird mich auch nicht finden.«
    »Was wollen Sie!?«
    »Das weiß die liebe Greta nicht?« Seine Stimme klang jetzt hart und brutal. »Das kann ich aber gar nicht glauben. Vielleicht denkt sie noch einmal darüber nach, was meinen Sie? Sonst sieht sie den lieben Hauke bald wieder!«

III
     
    Als ich am nächsten Vormittag nach einem Großeinkauf in Schönberg mein Rad zur Villa schob, dösten Gustav, mein griechischer Landschildkröterich und tierischer Lebensgefährte, und seine Hannelore, die ihre Vorbesitzer bei einem Umzug jüngst schnöde in unserer Obhut gelassen hatten, in der typischen S-Form ihrer Gattung – Kopf weit aus dem Panzer gestreckt, Hals gebogen und die Hinterbeine ebenfalls mordsmäßig ausgefahren – in der Sonne. Erst als mein Schatten auf sie fiel, blinzelte Gustav und sah zu mir hoch. Ich glaube nicht, dass er mich je schon einmal erkannt hat. Dafür steht er entwicklungsgeschichtlich auf einer viel zu niedrigen Stufe. Jeder Hamster ist da weiter als mein Gustav. Trotzdem hat er irgendwann einmal spitzgekriegt, dass es sich futtertechnisch häufig lohnt, vertikale Objekte wie mich – oder den Wäscheständer, das nimmt er nicht so genau – anzubetteln, indem er um sie herumscharwenzelt und dabei Schnappbewegungen vollführt.
    Gustav liebt Bananen, doch die sind für seinen auf mediterrane Kargheit eingestellten Krötenmagen äußerst ungesund. Löwenzahnblätter oder Salat tun ihm wohler. Manchmal sündigen wir jedoch gemeinsam. Dann bekommt er ein kleines Stück Frucht und ich Gummibärchen.
    Heute war so ein Tag. Ich verstaute die Einkäufe und schaltete den Anrufbeantworter ein, falls meine Agentin anrief, um mich mit einem Zwanzigteiler zu beglücken, schälte eine Banane und ließ mich müde auf meine Gartenbank fallen. Ein Drittel gab ich dem künftigen Liebespaar, den Rest aß ich selbst. Und dann riss ich eine von diesen klitzekleinen Gummibärchentüten auf und stopfte mir alle auf einmal in den Mund. Herrlich.
    Ich musste nachdenken. Und das konnte ich am besten in meinem sonnenbeschienenen, zwölf Quadratmeter großen Garten. Greta brauchte ohne jeden Zweifel Hilfe. Denn als der unbekannte Anrufer aufgelegt hatte und ich ihr in nüchternen Worten von seiner erneuten Drohung berichtete, war sie weinend zusammengebrochen und hatte dermaßen heftig angefangen zu zittern, dass Marga den Notarzt holen wollte. Greta wehrte sich jedoch kategorisch gegen die medizinische Hilfe. Also legten wir sie stattdessen bei Marga auf die Couch und versorgten sie mit Decken und Tee. Anschließend waren Thomas und ich noch einmal in ihre Wohnung gegangen, um jedenfalls ein Zimmer halbwegs betretbar zu machen und das Bettgestell zusammenzubauen. Nachdem ihre Schlafstatt frisch bezogen und der Weg zur Toilette freigeräumt war, schafften wir Greta mit vereinten Kräften hinüber. Sie verabredete mit Marga ein Klopfzeichen, eine Art Notsignal, sollte es ihr plötzlich schlechter gehen oder sich der Anrufer noch einmal melden.
    Greta war wirklich zu bedauern. Es schüttelte selbst mich, eine völlig Unbeteiligte, wenn ich an den

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