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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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nicht bald ein Ende habe mit der Klauerei seiner Buche, werde er umgehend ein Scheit einpacken und nach Bayern schicken.
    »Nach Bayern?«, echote ich komplett ratlos. Du lieber Gott, was war denn in den gefahren?
    Er deutete mein entgeistertes Schweigen richtig und produzierte jetzt tatsächlich so etwas wie einen Lacher, bevor er mir erklärte, dass man im Lande der Lederhosen und Weißwürste wegen der enormen Zunahme der Holzdiebstähle mittlerweile zu DNA-Analysen übergegangen sei. Der Abgleich zwischen Wurzelstock und getrocknetem Scheit funktioniere nämlich auch noch bei zwei Jahre alten Stücken.
    Toll. Das würde den guten Mann jedoch eine ganz schöne Stange Geld kosten. Und das wiederum –
    »– wäre es mir wert!«, schnaubte in diesem Moment der Bauer in mein Ohr. »Solchen Langfingern gehört das Handwerk gelegt. Aber dalli! Also, wann kommen Sie, junge Frau?«
    Er konnte sehr energisch sein, mein Landmann und erster richtiger Auftraggeber. Ich versprach, gleich, sofort und auf der Stelle bei ihm vorbeizuschauen.
    »Rolf will doch hier in der Gegend ganz groß rauskommen«, meinte Greta nachdenklich, sobald ich aufgelegt hatte. »Mit seinen Dungpellets und den Dönershops –«
    »Der Typ ist ein Spinner«, knurrte ich. »Wie will der denn an den ganzen Mist herankommen? Bettina mit einem Kehrwagen losschicken? Oder sollen die Bauern Haufen für Haufen in Hollbakken anliefern? Für sechseinhalb Cent das Kilo?«
    Greta kicherte. »Das habe ich ihm auch gesagt. Dies alles aufzubauen sei gar nicht so leicht, habe ich gesagt. Und vor allen Dingen braucht man eine solide Anschubfinanzierung. Und ob hier in der Gegend überhaupt genug Mist anfällt? Er hat all das überhaupt nicht gern gehört. Ich glaube, er war richtig sauer auf mich.« Sie stutzte und stockte erneut. Wir blickten uns an.
    »Und damit hätten wir bereits Kränkung Nummer zwei«, stellte ich mit nur schlecht verhohlenem Triumph in der Stimme fest. Donnerwetter, ich war wirklich richtig gut. Langsam begann sich der Verdacht gegen diesen Verdoehl tatsächlich zu erhärten. Ich formuliere es lieber auf diese Weise, denn mit der Schlinge, die sich zuzieht, habe ich es als erklärte Gegnerin der Todesstrafe nicht so.
    Blieb nur noch eine Frage zu klären: »Was genau hat er dieses Mal gesagt, Greta?«
    »Na, das Übliche«, antwortete sie müde. »Dass er immer wisse, wo er mich finden könne. Dass Hauke viel zu jung gestorben sei. Dass ich dafür in der Hölle schmoren solle. Und dass er dafür sorgen werde, dass genau dies geschieht, indem er mir keine Ruhe lassen werde. Niemals mehr. Außerdem bräche er mir bald die Arme, denn damit wolle er anfangen. Und ihm bleibe gar nichts anderes übrig.« Sie sank erschöpft ins Kissen zurück und schrumpfte vor meinen Augen noch mehr zusammen. »Und weißt du was, Hanna, ich glaube ihm aufs Wort. Aber ich kann doch keine Anzeige in die Zeitung setzen, in der ich mich öffentlich für Haukes Tod entschuldige. Bei wem denn? Das ist doch absurd!«
    Natürlich war es das. Und das sagte ich ihr auch. Nein, der Mann war eindeutig nicht ganz richtig im Oberstübchen. Wie dieser Dung-Heini. Dem fehlten ebenfalls ein paar Äpfel in der Kiste.
    »Ich habe solche Angst, Hanna. Tu doch bitte etwas. Lange halte ich das nicht mehr durch. Er klingt so … grausam.«
    Das traf leider zu. In der Stimme hatte tatsächlich eine unterschwellige Form von Gewalt mitgeschwungen, die nichts mit den Worten zu tun hatte.
    Kaum dass Greta gegangen war – irgendwann half ich durch verstohlene Blicke auf meine Uhr etwas nach –, eilte ich zu meinem Rad, vergaß völlig, Gustav und Hannelore auf die Panzer zu klopfen, ignorierte standhaft den köstlichen Geruch, der aus Bäcker Matulkes Laden drang, und schoss meinem zweiten Fall entgegen.
    Bauer Plattmann, Fridjof mit Vornamen, war der Ärger deutlich anzumerken. Mit verkniffenem Gesicht führte er mich zu dem abseits stehenden Schuppen, aus dem das Holz verschwand, schnaubte empört, als ich ihm empfahl, es doch als Erstes mit einem soliden Vorhängeschloss zu versuchen, und wandte sich grummelnd ab, als ich anfing, mich für die zahlreichen Reifenspuren in der Zufahrt zu interessieren. Denn ohne Vehikel schaffte man keine größeren Mengen Buche weg. Doch ich entdeckte nichts Brauchbares. Spuren gab es zwar zuhauf, aber keine, an der dranstand, dass sie zum Holzdieb führte.
    Mist. Ich hätte gern mit einem schönen schnellen Erfolg geglänzt, der mir anschließend

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