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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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blicken.«
    »Aha«, bemerkte ich nicht eben überschwänglich. »Das ist ja nett.« Sollte er doch gefälligst den Anfang machen.
    Endlich roch er den Braten. Denn wenn ich etwas für »nett« hielt, meinte ich in der Regel das komplette Gegenteil. Das wusste er. So weit waren wir schon miteinander. »Soll ich mich gleich wieder auf die Socken machen?«, erkundigte er sich höflich. »Oder darf ich fragen, wie es dir geht und was du zurzeit machst? Arbeitest du an einem neuen Fall?«
    Ich lehnte mein Rad behutsam gegen die Schuppenwand, schloss es unnötigerweise ab und wischte noch einmal über den blitzsauberen Sattel, bevor ich antwortete: »Wenn das eine verbrämte Frage nach Thomas sein soll, lautet die Antwort: nein.«
    »Oha«, bemerkte Harry und rührte sich nicht.
    Gustav blinzelte träge, gähnte ausgiebig und begann sich zielstrebig in Richtung Hannelore zu bewegen. Harrys Worte hatten offenkundig gefruchtet.
    »Möchtest du vielleicht ein Glas Wasser, bevor du gehst?«, bot ich geradezu liebenswürdig an. Ungastlichkeit soll mir schließlich niemand vorwerfen können.
    »Oh danke, gern. Nichts wäre mir lieber als so ein schönes großes Glas dieser überaus klaren sowie außerordentlich bekömmlichen Flüssigkeit aus deiner zarten Hand.« Er verzog keine Miene, der blöde Hund.
    Ich konnte nicht anders: Ich grinste.
    »Es zuckt, Hemlokk«, stellte Harry daraufhin prompt fest, und es klang erleichtert. »Ich sehe es genau.«
    »Was?«
    »Mundwinkel.«
    »Also gut«, lenkte ich ein. Langzeit-Schmollen war noch nie mein Ding gewesen, »soll ich rasch einen Tee kochen, den wir dann gemeinsam hier draußen auf der Bank nehmen?«
    Harry nickte. »Das wäre sehr nett«, sagte er lächelnd und mit Betonung.
    »Ja, nicht wahr? Das finde ich auch«, gab ich würdevoll zurück und marschierte zur Tür, bis er mich mit einem »Moment noch« stoppte.
    »Was ist denn?«, knurrte ich, sofort erneut auf der Hut.
    »Ich denke, der Fairness halber solltest du wissen, dass ich meine Meinung über diesen Breitschedt keineswegs geändert habe«, teilte er mir hochtrabend mit. »An dem Kerl ist irgendetwas faul, auch wenn du momentan blind wie ein Maulwurf bist, weil du ihn durch deine rosarote Brille betrachtest und ich nichts über ihn gefunden habe.«
    Ich glotzte ihn an. Reichlich fassungslos, ich gebe es zu. Harry gehörte zu der ehrlichen Sorte Mensch, das hatte ich keineswegs vergessen. Was mich umhaute, war etwas ganz anderes. »Du hast Thomas ausspioniert?«, knirschte ich jetzt ernsthaft böse.
    »Überprüft, Hemlokk, nur überprüft, weil ich dein Freund bin«, erinnerte Harry mich hastig. Recht tat er daran, denn fast hätte ich es vergessen. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    Und das rechtfertigt alles, was? Aber nicht bei mir. Ich straffte meine Schultern, bevor ich mit klarer Stimme erklärte: »Das ist nicht nötig, Harry. Wie du genau weißt, kann ich sehr wohl selbst auf mich aufpassen. Ich brauche keinen Babysitter, der mich durchs Leben geleitet und immer zur Stelle ist, wenn er meint, es wird brenzlig. Und meine Jungs suche ich mir selbst aus!«
    »Ist ja schon gut, Hemlokk«, murmelte Harry beschwichtigend, doch ich war noch nicht fertig.
    »Und wenn du nichts über Thomas herausfinden konntest – und ich bin sicher, du hast dafür Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt –, ist die Sache ohnehin durch und vorbei, nicht wahr, Harry?« Die letzten drei Worte stieß ich drohend hervor.
    Er rang mit sich.
    »Harry?«, setzte ich wütend nach.
    »Ja, ja, schon gut«, brummte er, »ich lasse künftig die Finger von dem Typen, obwohl ich meine, dass das ein Fehler ist.«
    » Mein Fehler, Harry!«
    »Ja doch.« Es klang zwar gequält, aber es war eine Zustimmung. Damit konnte ich leben.
    »Na, dann setz dich endlich«, flötete ich und entschwand nun tatsächlich im Haus, um das Wasser aufzusetzen. Es war ja geradezu schmeichelhaft, wenn Harry mein Liebesleben dermaßen aus der Bahn schmiss, aber natürlich ging ein derartiges Verhalten einfach zu weit. Er konnte doch nicht alle verfügbaren Informationen über Thomas zusammentragen – fast hätte ich das kochende Wasser neben die Kanne gegossen. Informationen! Das war mein Stichwort. Du liebe Güte, war ich denn völlig vernagelt gewesen?
    »Harry!«, brüllte ich durch die angelehnte Tür.
    »Großer Gott, was ist denn, Hemlokk?«
    »Wie hast du das mit der Informationsbeschaffung bei Thomas gemacht?«
    »Ach nee, bist du also

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