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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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jetzt am Salbeibusch, als könne er kein Wässerchen trüben. Wahrscheinlich war er einfach platt von so viel ungewohnter Aktivität.
    Harry erhob sich. »Komm mit, ich habe da eine Idee, die uns vielleicht weiterhelfen wird.«
    Ich folgte ihm gespannt in meine Villa, das »uns« gnädig überhörend. Ich ermittelte. Er half. Punkt.
    Harry angelte nach meinem Laptop, ging online und googelte »Spyshop«, während ich gebannt über seine Schulter linste.
    Wow! Für rund 400 Euro wurde da ganz offen ein Minisender angeboten – nicht größer als ein Zuckerwürfel –, mit dem man prachtvoll Gespräche verdächtiger Nachbarn, missliebiger Konkurrenten sowie fiesester Ex-Lover belauschen konnte. Für schlappe 70 Euro war ein Richtmikrofon im Angebot, das auch auf große Entfernungen Geräusche zuverlässig hörbar machte. Die Kundschaft, so die Werbung, zeige sich immer wieder höchst überrascht von der Leistungsfähigkeit dieses Teils. Und für kostengünstige 900 Euro bot ein Hersteller eine als Duftspender getarnte Überwachungskamera an.
    »Ist das alles legal?«, erkundigte ich mich verblüfft bei Harry.
    Der drehte sich zu mir um und grinste breit. »Solange du das Zeugs nicht zum Einsatz bringst, ja«, meinte er heiter.
    »Du willst damit sagen, du kannst das einfach so kaufen, da kräht kein Staatsanwalt nach, aber wenn du es –«
    »– in der Wohnung von Herrn Verdoehl installierst, bekommst du Ärger. Exakt.«
    »Mmh«, sagte ich und knetete ratlos an meinem Kinn herum.
    Harrys Augenbraue schoss empor. Meine Unsicherheit amüsierte ihn zweifellos, und ja, Elizabeth Georges Barbara Havers hätte sich todsicher schneller entschieden. Aber bei der stand auch ein adliger Chef mit unendlichen Beziehungen bis hinein ins britische Oberhaus im Hintergrund. Der brauchte nur mit dem kleinen Finger zu wackeln, und schon war alles wieder in Butter. Ich wollte nicht im Knast verschmoren, bis ich alt und grau war.
    »Es ist deine Entscheidung, Hemlokk. Und dein Hals, wenn es schiefgeht.«
    Danke, teurer Freund. Als ob ich das nicht genau wüsste! So eine aufmunternde Mahnung konnte ich jetzt wirklich besonders gut gebrauchen. Und außerdem ist es auch noch mein Geld, liebster Harry, obwohl Greta sich bestimmt an dem Projekt beteiligen würde. Oder der Bauer, wenn ich ihm die Vorzüge so einer Anlage in den glühendsten Farben schilderte. Und natürlich handelte es sich bei dieser Neuerwerbung darüber hinaus um eine Investition in die Zukunft – wenn man mich nicht erwischte. Dann hatte ich als Detektivin keine mehr. Aber davon ging ich nicht aus. Auf den Kopf gefallen war ich schließlich nicht.
    »Ich nehme die Wanze«, beschied ich Harry würdevoll.

VI
     
    Johannes lebte. Das war nicht zu übersehen, als er mir fröhlich pfeifend auf dem Hollbakken’schen Innenhof entgegenkam und mich in die Arme schloss, um mich herzhaft an seinen dürren, wie immer ein wenig nach Tier und Cannabis riechenden Körper zu drücken. An dem Abend, als ich nachmittags zwar die Verdoehls, aber keinen Johannes angetroffen hatte, hatte ich ihn auch telefonisch nicht mehr erreicht. Doch mit ein bisschen Abstand legte sich meine Angst um sein Leben und verwandelte sich in bloße Besorgnis. Seine Mieter waren zweifellos größenwahnsinnig, das ja, aber bestimmt keine menschenfressenden Ungeheuer.
    »Das ist aber schön«, sagte er, als er mich wieder losließ, »Besuch. Komm, setz dich hinten zu mir auf die Wiese. Ich wollte nämlich gerade Nirwana striegeln und mich dabei ein bisschen mit ihr unterhalten. Geh schon vor, ich hole uns nur schnell einen Kaffee.«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, eilte er schnurstracks in die Tischlerwerkstatt, während ich brav zu seiner Schecke hinüberbummelte, die mir interessiert entgegensah und dabei ihre Ohrtüten drehte und wendete, dass man es fast als Wackeln bezeichnen konnte.
    »Das machst du aber fein«, lobte ich sie kumpelhaft. »Ich kann das nicht.« Sie wieherte leise, und ich klopfte ihr furchtlos auf den kräftigen weiß-braunen Hals. Seit letztem Sommer kamen wir wunderbar miteinander aus.
    »Es schwappt ein bisschen, aber hier, bitte. Und sei vorsichtig, er ist heiß.« Johannes stellte seine Tasse auf einem Zaunpfahl ab und drehte sich dann zu mir um. »Gibt es einen bestimmten Grund für deinen Besuch, oder schaust du nur so herein?«
    Ich halte nicht viel davon, einen Freund anzulügen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Und außerdem hatten die Verdoehls Johannes – noch –

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