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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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ganze Fragerei, bitteschön?«, beschwerte er sich ehrlich empört. »Du verdächtigst Leute, ohne konkret etwas in der Hand zu haben, nur weil dir offenbar ihre Nasen nicht passen. Ich mag dich, Hanna, das weißt du, aber du leidest unter ganz schönen Vorurteilen, und ein Snob bist du ebenfalls manchmal. Ich ziehe jedenfalls meinen Hut vor derart couragierten Menschen wie Rolf Verdoehl.«
    »Und Bettina?«
    Er stöhnte entnervt auf. »Was soll mit der armen Frau sein?«
    »Das weiß ich doch nicht«, erwiderte ich eine Spur zu scharf. »Sie ist deine Busenfreundin, schon vergessen?«
    Es hatte keinen Sinn. Ich küsste ihn auf die stoppelige Wange und wuchtete mich hoch. Wer so einem wie diesem Verdoehl glaubt, wird nicht selig, sondern ist mit Blindheit geschlagen. Das würde die Grundgütige, schwebte sie nicht ständig in anderen Regionen, genauso sehen. Garantiert. Doch ich hielt eisern meinen Mund. Das heißt, nicht ganz. »Pass auf dich auf und sei vorsichtig, Johannes«, mahnte ich ihn. »Versprich mir das bitte. Und vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich schon einmal mit meiner Einschätzung richtig lag.« Das »und du nicht« sparte ich mir großmütig.
    Dann stapfte ich davon. Doch ich kam nicht weit. Als ich an der Werkstatt vorbeimarschierte, schrie er mir hinterher: »Ich finde diesen Breitkopf oder wie der heißt übrigens ganz okay, Hanna. Und Harry ist ein alter Stinkstiefel!«
    Mein Freund Johannes. Gerührt drehte ich mich um und winkte ihm mit geballter Faust sowie nach oben gerecktem Daumen zu. Na also, es ging doch. In wirklich wichtigen Fragen waren wir völlig einer Meinung.
    Auf dem Rückweg hielt ich bei Bäcker Matulke, um mich an einer Cremeschnitte zu laben, doch das gestaltete sich schwierig. Der Laden war brechend voll. Sämtliche Anwesende tauschten sich aufgebracht über einen erneuten, überaus dreisten Einbruch im Neubauviertel aus, bei dem die Diebe die gesamte Barschaft einer jungen Familie hatten mitgehen lassen. Man vermutete, dass es eine dieser osteuropäischen Banden war, die über eine Region wie Heuschrecken herfielen, abräumten und anschließend auf Nimmerwiedersehen in den Tiefen der Taiga verschwanden. Doch niemand hatte etwas bemerkt. Natürlich nicht, dachte ich im Stillen. Das waren schließlich Profis.
    »Hallo, Hanna.«
    Ich drehte mich um, und Greta lächelte mich an. Wir verzogen uns umgehend an einen der hinteren Tische, wo man ungestört reden konnte – und redeten. Greta empfahl mir noch einmal eindringlich, Rhett-Richard Butler einen Nebenbuhler aus den Nordstaaten an die Seite zu stellen, der der kleinen O’Hara gehörigst den Kopf verdreht und sie in ihrer männermäßigen Ausrichtung kurzzeitig in die Irre führt. Das sei spannender und gäbe der Story mehr Witz. Und außerdem sei ihr noch eingefallen, dass ein hartherziger Vater sich ebenfalls immer gut mache. Du liebe Güte, Vivian konnte sich wirklich langsam zu Ruhe setzen. Ich versprach hoch und heilig, alles zu bedenken, und brachte sie dann rigoros in die Wirklichkeit zurück.
    Zu den Verdoehls war Greta auch bei schärfstem Grübeln nichts weiter eingefallen, doch sie bat mich, sie ins Louisenheim zu begleiten. Dort, genau zwischen Brodersby und Olpenitz gelegen, wohne ihre Mutter, die sie regelmäßig besuche, weil es dieser nicht so gut gehe. Der Verdauungstrakt. Sie plädiere deshalb seit geraumer Zeit dringlichst für eine Magen- und Darmspiegelung – ich schob mir gerade mit Genuss den letzten Bissen der Cremeschnitte in den Mund; da bin ich völlig unempfindlich –, aber Mutti sei manchmal so uneinsichtig. Sie seufzte. Ich verstand sowohl sie als auch die störrische Alte. Greta machte sich Sorgen, während Mutti den Aufwand scheute und hoffte, mit der Augen-zu-wird-schon-gut-gehen-Technik ins Grab zu sinken.
    Auf Anhieb war mir zwar nicht so ganz klar, was mir dieser Besuch unter kriminalistischen Gesichtspunkten bringen sollte, und ich vermutete stark, dass Greta sich auf diese elegante Art und Weise lediglich eine muntere Begleitung an Land ziehen wollte, doch sie versicherte mir nach einem Blick auf mein skeptisches Gesicht voller Eifer, dass Mutti durchaus etwas zu meinen Nachforschungen beitragen könne. Denn sie kannte natürlich Ex Nummer eins ebenso wie Ex Nummer zwei und hatte mit Hauke bis zu ihrem Umzug ins Heim zusammengelebt.
    Ich bezweifelte es trotzdem insgeheim. Meine Mutter war der letzte Mensch, der neben meinem Namen und meinem Geschlecht etwas Wesentliches

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