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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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nichts getan, insofern war das Thema – noch – unverfänglich. Und zudem würde die Wanze, die man in spätestens drei Tagen liefern wollte, ihre Arbeit bestimmt perfekt erledigen. Allerdings konnte es sicherlich nicht schaden, wenn ich mir im Vorfeld ein paar Hintergrundinformationen über meine Verdächtigen besorgte. Deshalb war ich gekommen.
    »Deine neuen Mieter interessieren mich«, gab ich also zu, nachdem ich mich mit meiner Tasse zu Füßen einer Riesenpappel niedergelassen und meinen Rücken an ihren Stamm gelehnt hatte. Nirwana begrüßte derweil ihren Herrn und Meister mit einem leisen Schnauben, das eine ganz andere Klangfärbung besaß als mir gegenüber. Johannes strich ihr sanft über die Nüstern.
    »Rolf und Bettina?« Er wirkte ehrlich verblüfft. »Wieso, was ist denn mit denen?«
    Tja, wenn ich das wüsste, liebster Johannes, wären wir einen erheblichen Schritt weiter. Ich hatte jedoch beschlossen, ihm zunächst einmal nichts von meinen diversen Verdächtigungen zu erzählen, sondern vorerst ganz allgemein zu bleiben. Johannes fiel es nämlich nicht leicht, auch Schlechtes in den Menschen zu sehen; da sei die Grundgütige vor. Und er würde auf der Stelle mauern, wenn er wusste, was ich konkret vermutete. Ahnungslos blieb er eindeutig offener, so weit kannten wir uns. Und eine direkte Lüge meinerseits war dies ja auch nicht. Eher Taktik, wenn man mein Vorgehen wohlwollend interpretierte.
    »Seid ihr eigentlich näher befreundet?«, gab ich also, an meinem Kaffee nippend, die harmlose Unschuld. »Du hast beim Brunch gar nichts darüber erzählt.«
    »Nö, nicht direkt. Wir mögen uns, und ich bewundere Rolf für seine konsequente Haltung, aber weiter sind wir noch nicht gekommen.«
    Konsequente Haltung? In der Dung-und-Döner-Frage? Das meinte der Gute bitteschön nicht ernst! Johannes war zwar manchmal etwas naiv, aber so doch nicht. Hoffte ich jedenfalls.
    Ein Star legte einen Zwischenstopp auf Nirwanas Gatter ein und beäugte Mensch sowie Tier vorwitzig, während ich mit mir rang und mich schließlich erneut für die Konversationsvariante entschied. »Na ja, so etwas braucht eben seine Zeit«, meinte ich abgeklärt. »Erst mal muss man sich schließlich beschnuppern.«
    »Mmh«, brummte Johannes wenig redselig und begann, methodisch an dem Pferd herumzustriegeln. Er war eindeutig nicht in Plauderlaune.
    »Was hältst du denn von ihren D&D-Plänen?«, versuchte ich es trotzdem noch einmal.
    Jetzt drehte er sich endlich wieder zu mir um, grinste breit und tat keineswegs so, als ob er nicht verstehen würde. »Dung und Döner oder Döner und Dung?«
    »Ist doch scheißegal«, rutschte es mir heraus.
    Er lachte glucksend. »Trifft auf den einen Teil ohne Weiteres zu, mmh? Nee, mein Ding ist beides nicht, und es scheint mir für die zwei eine Nummer zu groß zu sein. Aber woher kennst du eigentlich Bettina und Rolf, Hanna?«
    Er tat ganz harmlos, der alte Schlawiner, dabei wollte er mich ebenso aushorchen wie ich ihn. Kampfbereit verlagerte ich mein Gewicht von der linken auf die rechte Pobacke. »Wir haben uns hier bei dir getroffen. Ich wollte dich besuchen«, informierte ich ihn, »aber du warst nicht da.«
    Johannes stieß einen leisen Pfiff aus. »Ah, jetzt verstehe ich. Da hat Rolf dir natürlich gleich von seinen Plänen erzählt. Und zwar einen Tick zu großspurig, wie es seine Art ist, und einen Tick zu laut, wie es ebenfalls seine Art ist. War es so?«
    »Nicht ganz«, knurrte ich. »Dazwischen fand er noch Zeit sich aufzuführen, als sei er der Stammvater derer von Betendorp-Hollbakken persönlich.«
    »Dann magst du ihn nicht, habe ich recht?«
    Es war zwar die Untertreibung des Jahres, doch ich nickte zustimmend. »Ich halte den Mann für einen ziemlichen Windbeutel. Und seine Frau mindestens für eine aufgetakelte Sozialtante. Oder eher noch für eine mit allen Wassern gewaschene Betriebsnudel, die unseren betulichen Landfrauenverein problemlos innerhalb kürzester Zeit aufgemischt hat. Weshalb hast du ausgerechnet die beiden als Mieter genommen, Johannes? Und was weißt du über sie?«
    Jetzt deponierte er das Striegeldings sorgfältig am Gatter, liebkoste noch einmal zärtlich Nirwanas Nase, kam zu mir herüber, setzte sich ebenfalls an den Baum und streckte die Beine aus. Seine waren bestimmt einen halben Meter länger als meine. »Zu Frage zwei lautet die Antwort: nichts«, fing er bedächtig an. »Sie haben mir gar nichts, das heißt, fast nichts über ihre Lebensgeschichte

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