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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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erwiderte Thomas scheinbar lammfromm, doch mit einem knatschigen Unterton in der Stimme, der anzeigte, dass es auch ihm langsam reichte. Ich hasse das. Wenn er sauer war, sollte er es laut und deutlich sagen. Ich bin in so einem Fall nicht für Subtilitäten. Doch das würden wir später klären. Allein und ohne Zuschauer.
    »Mensch, da hat diese Greta aber Pech«, mischte sich Johannes plötzlich ins Gespräch ein. »Bei uns auf Hollbakken ist bis vorgestern eine Wohnung frei gewesen. Aber gerade heute Morgen habe ich mit Bettina und Rolf den Mietvertrag unterschrieben. Die beiden ziehen nächste Woche ein.«
    »Ha! Na also, hier steht es doch, und zwar wortwörtlich.« Harry wedelte triumphierend mit der vermaledeiten Fotokopie, und ich fing langsam wirklich an, an meinem Wahrnehmungsvermögen zu zweifeln. Redeten wir eigentlich ständig aneinander vorbei? Früher hatte ich nicht den Eindruck gehabt.
    »Ach, Harryschätzelchen …«, versuchte Marga ihn zu bremsen. Es half jedoch nichts. Der Typ war heute stur wie ein Panzer.
    »Das durchgängige Prinzip dieser Romane besteht nämlich in der Verknüpfung von Liebe und Gewalttätigkeit. Es –«
    Marga, die so fünfundzwanzig bis dreißig Jahre älter war als ich und sich als eine im Herzen jung gebliebene Anarchistin und Alt-68erin verstand, weshalb sie wenig bis gar nichts von meinen Liebesgeschichten hielt, stellte schwungvoll ihr Sektglas ab und fragte interessiert: »Geht der Autor eigentlich auch auf den gesellschaftspolitischen Aspekt dieser Dinger ein?«
    Schöne Freundin. Sie hatte mir also gar nicht helfen wollen, sondern folgte lediglich ihrer Neugier. Und vielleicht kam bei ihr mit fast siebzig noch eine Portion Engstirnigkeit und Altersstarrsinnigkeit hinzu? Ich würde das im Auge behalten müssen.
    »Nein«, sagte Harry.
    »Steht bei dir nebenan nicht eine Wohnung leer, Marga?«, hörte ich mich in diesem Moment voller Unschuld fragen. Natürlich war sie frei, ich wusste das ganz genau. Und ich wusste auch, dass Marga es genoss, die obere Etage des WG-Hauses ganz für sich allein zu haben, zumal Svenja, die Mieterin des Untergeschosses, seit Kurzem einen Freund hatte und nur noch sporadisch bei uns in Bokau gesichtet ward. War ich fies? Oder nur sozial? Nicht mehr und nicht weniger als Harry und Marga, fand ich.
    »Ja«, kam es einsilbig zurück. Sie hatte verstanden.
    »Ist das wahr?« Thomas strahlte Marga an, als hätte sie ihm just das Versteck des Heiligen Grals verraten. »Ich werde Greta sofort davon erzählen. Sie wird sich bestimmt auf der Stelle mit dem Vermieter in Verbindung setzen. Sie ist doch bezahlbar, oder?«, erkundigte er sich besorgt. Er musste diese Greta wirklich sehr mögen. Komisch, mir hatte er noch nie von ihr erzählt.
    »Doch«, gab Marga immer noch sauer Auskunft.
    »Und wer ist der Vermieter? Kann ich seine Telefonnummer haben?«
    »Bauer Plattmann«, teilte ich ihm bereitwillig mit. »Dem gehört hier die halbe Gegend, unter anderem auch meine Villa. Und die Nummer suche ich dir nachher raus.«
    »Prima.«
    »Hollbakken gehört ihm nicht. Das ist das Herrenhaus, in dem ich wohne«, erklärte Johannes Thomas mit unverhohlener Befriedigung, und man sah ihm an, wie viel ihm sein Zuhause bedeutete. »Es befindet sich seit Generationen in Familienbesitz. Aber der Unterhalt wird zunehmend schwieriger. Da sind natürlich einmal die Denkmalschutzauflagen, aber auch so ist es verdammt teuer. Und deshalb habe ich mich entschlossen, Mieter aufzunehmen.«
    »Das ist bestimmt der richtige Weg«, lobte ich ihn. Johannes würde in der Stadt eingehen wie eine nicht gegossene Primel. Harry nicht. Der liebte den Asphalt und fürchtete sich vor allzu viel Grün. Ich äugte sehnsüchtig zu der Mousse-au-Chocolat-Schüssel hin, deren Reste auf einmal einen ungeheuren Reiz auf mich ausübten. Doch wenn ich anfing zu essen, nutzte Harry vielleicht sofort wieder seine Chance. Also verzichtete ich schweren Herzens und meinte zu Johannes: »Hauptsache ist doch, dass die Leute sympathisch sind.«
    »Das sind sie.« Ich schob ihm die Schüssel mit der Mousse hin, und er begann das Rund mit dem Zeigefinger zu bearbeiten. »Bettina und Rolf Verdoehl sind bestimmt in Ordnung«, teilte er uns in einer Leckpause mit, »das hat man ja so im Gefühl.«
    Ach ja? Ich hatte als Privatdetektivin bei meinen bisherigen Fällen die bittere Erfahrung machen müssen, dass man sich da bös täuschen konnte. Wirklich bös. Aber ich sagte nichts. Das übernahm Harry

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