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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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einmal schwesterlich-solidarisch zu, ermahnte mich, Gustavs Verführungskünste, die keine waren, nicht völlig daneben, sondern lediglich natürlich zu finden, und ging hinein, um meinen Job zu tun. Vielleicht hatte ich ja ausgerechnet heute mordsmäßig Schwein und die beiden Dung-und-Döner-Spezialisten unterhielten sich, wenn schon nicht über die Ratte, so doch endlich über die vermaledeite Buche. Drinnen schaltete ich das Gerät ein, schnappte mir die Zeitung vom Vortag und fing lustlos an zu blättern, während ich mit einem Ohr ins Verdoehl’sche Wohnzimmer horchte.
    »… wird langsam Zeit«, bemerkte Rolf gerade gegen das obligatorische Fernsehgetöse an. »Aber ich denke, so leicht wie bisher wird es nicht mehr.«
    In Italien hielt ein Mann den absoluten Rekord im Sardinenverschlingen, las ich. Toll. Wirklich, das wollte ich schon immer wissen. Und irgend so eine Filmgröße rauschte in ihre sechste Ehe, während ein renommierter Shakespearedarsteller sich offenbar entschlossen hatte, einen Gorilla zu adoptieren. Wegen des Regenwaldes. Und der Wale.
    »Wieso nicht?«, erkundigte sich Bettina gelangweilt, jedoch mit hörbar freien Nebenhöhlen.
    Ein Sessel knatschte.
    »Da hat jemand Lunte gerochen, fürchte ich.«
    Ich ließ die Zeitung sinken und rutschte sicherheitshalber noch ein Stück näher an den Empfänger heran.
    »Meinst du? Nein, das glaube ich nicht. Das kann nicht sein. Du spinnst.«
    »Na jaaa …«, sagte Rolf. Es klang fast ein wenig ängstlich.
    Im Hintergrund hub jemand an zu jodeln.
    »Na, siehst du.«
    »Trotzdem«, beharrte er. »Ich weiß nicht. Ich spüre das einfach. Ich habe so etwas im Gefühl. Und die Hemlokk war doch auch schon hier.«
    Ich hielt den Atem an.
    »Wieso? Was hat die denn damit zu tun!« Bettina knallte die Kaffeetasse so hart auf den Unterteller, dass es in meinen Ohren schepperte.
    »Tja, genau das ist die Frage, mein Schatz«, belehrte Rolf seine Gattin düster. »Genau das ist die Frage.«
    Ich hätte nie gedacht, dass mir dieser aufgeblasene Wicht einmal sympathisch sein könnte. Aber in diesem Moment war er es. Definitiv. Sprich weiter, beschwor ich ihn stumm. Spuck’s aus, Rolfi-Baby! Wie genau machst du es? Und machst du es allein? Oder mit einem Komplizen? Und vor allen Dingen, wann legst du los, damit ich dich auf frischer Tat ertappen und anschließend triumphierend wie ein Vorsteherhund seine Beute Bauer Plattmann präsentieren kann?
    Oder Greta?
    Der Gedanke beflügelte mich geradezu. Rasch rekapitulierte ich noch einmal, was die beiden D&D-Höker genau gesagt hatten. Nichts Konkretes dummerweise. Rolf ahnte etwas. Aber was? Bei der Unterhaltung konnte es sowohl um das Holz als auch um Anrufe und Ratten gegangen sein. Beides war bei unvoreingenommener Betrachtung möglich.
    Wie eine Schlange, die ein fettes, saftiges Karnickel belauert, saß ich anschließend vor dem Empfänger und stierte ihn an. Hypnotisch. Fordernd. Streng. Bittend letztendlich. Doch die Verdoehls waren mit dem Thema durch, ihre Aufmerksamkeit galt neben einer Dokusoap über das Schrubben von fremden Wohnungen dem Pizzaservice, der ihnen eine »Speciale« und eine »Prosciutto« liefern sollte. Heiß, aber dalli, und mit zwei großen Colas.
    Scheiße. Wütend stapfte ich nach draußen und ließ mich auf die Bank fallen, sodass die in allen Fugen ächzte. Denn erfahrungsgemäß brauchten die beiden Nulpen jetzt wieder mindestens die nächsten fünf Tage, um erneut zur Sache zu kommen. Da war es entschieden sinnvoller, wenn ich erst einmal mit dem Wenigen, was sie mir geboten hatten, anfing zu arbeiten. Also, aufgemerkt und nachgedacht, Hemlokk!
    Zunächst war da natürlich einmal Punkt eins, der nach wie vor lautete: Um welche Angelegenheit war es bei dem Wortwechsel der beiden Verdoehls gegangen? Plattmanns Holz oder Gretas Ratten- und Telefonterrorist? Oder hatten sich die beiden möglicherweise über etwas ganz anderes unterhalten? Gab es bei genauerer Überlegung nicht doch einen, wenn auch vagen Anhaltspunkt?
    Nein, gab es nicht. Sie wussten, dass ich als Privatdetektivin arbeitete. Aber ich konnte mich natürlich für beide Fälle interessieren. Trotzdem war ich mir sicher, dass sie über das Holz geredet hatten. Nennen wir es Intuition oder wachsendes kriminalistisches Verständnis. Ich wusste es einfach. Aber das bedeutete ja wiederum keineswegs, dass die beiden mit dem Greta-Fall nichts zu tun hatten. Sie sprachen bloß nicht darüber. Das war alles. Abgehakt

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