DrachenHatz
erwiderte ich ruhig.
Er schien nicht überzeugt von meinem Plan.
»Hören Sie, Herr Plattmann –«, begann ich mit Nachdruck, wurde jedoch roh unterbrochen.
»Darum geht es mir doch nicht, Mädchen!«, schnauzte mein Vermieter nämlich ruppig. »Sie sind heute Nacht ganz allein mit so einem Verbrecher. Und das mag ich nicht.«
Ach Gott, er gab den Beschützer der Witwen und Waisen. Das war ja nett gemeint, aber ich konnte sehr wohl auf mich selbst aufpassen. Was ich ihm auch umgehend mitteilte.
»Aber ich will keine Leichen auf meinem Grundstück haben. Nachher nimmt der Kerl einfach ein Stück Buche und schlägt zu. Das liest man doch immer wieder. Die kennen da nichts heutzutage. Und wenn so ein Buchenscheit auf Ihren Schädel knallt, zieht der Kopf den Kürzeren, das kann ich Ihnen sagen.« Seine Miene wurde immer sorgenvoller. »Und vielleicht trägt der Dieb sogar eine Waffe. Besitzen Sie eine?«
»Nein.«
»Sehen Sie. Aber ich. Ich bin Jäger, wissen Sie, und –« Er stutzte, dann ging ein Leuchten über sein Gesicht. »Ich hab’s. Ich leiste Ihnen Gesellschaft.«
»Nein«, wehrte ich ab. Wenn schon ein Kompagnon bei der Arbeit, dann doch lieber Marga oder auch Harry, aber bestimmt nicht Plattmann mit einer Knarre im Anschlag.
»Doch. Klar«, ließ er sich nicht beirren, »und wenn er kommt, halte ich ihn in Schach, während Sie die Polizei rufen. Und dann ist es vorbei mit der Klauerei.«
»Nein«, wiederholte ich fest. »Ich kann mich bestens allein wehren, und mit einer Waffe –«
»Ich lade die selbstverständlich nicht. Da kann nichts passieren.«
»Das ist mir schnurzegal«, beharrte ich. »So arbeite ich nicht. Sie müssen sich entscheiden, Herr Plattmann, entweder Sie lassen mich meinen Job tun, so wie ich es für richtig halte, oder ich kündige.«
Wir sahen uns in die Augen wie zwei Duellanten vor dem entscheidenden Schuss.
»Na gut«, brummelte Plattmann schließlich, grinste, pfiff leise durch die Zähne und murmelte anschließend: »Schneid hast du wirklich, Deern.«
»Danke«, entgegnete ich und schaute in diesem Moment wahrscheinlich so hoheitsvoll drein wie Queen Lizzy bei der Abnahme der Parade der Royal Scots. Unsinnigerweise freute mich sein Kompliment total.
Ich nickte ihm zu und wandte mich Richtung Holzunterstand, um endlich das Gelände für heute Nacht in Augenschein zu nehmen. Verdoehl konnte lediglich diesen Weg heraufkommen, denn ansonsten war das Gelände mit einem normalen Pkw nicht befahrbar. Und dass er vorher woanders mal eben einen Trecker mit Hänger stahl, war unwahrscheinlich. Es verschwanden schließlich keine Klafter auf einmal, sondern immer nur ein paar Schubkarren voll.
Ich schaute mich genau um. Außer dem Unterstand selbst erspähte ich jedoch in der Nähe nichts, wo ich mich hätte verstecken können. Der Geräteschuppen schien mir zu weit weg zu sein, und dickere Bäume, die einen menschlichen Körper verbergen konnten, gab es nicht. Nur einen im letzten Winter gestutzten Knick sowie Wiesen und Kühe, die nachts bestimmt die Panik kriegten, wenn ich in geduckter Haltung zwischen ihnen herumschlich. Also inspizierte ich den Unterstand selbst. Scheit um Scheit lag dort ordentlich gestapelt, wie es sich gehörte. Doch dazwischen hätte allerhöchstens eine Maus herumturnen können. Was also tun? Von irgendwoher röhrte ein Trecker, und plötzlich hatte ich eine Idee.
Im Geschwindschritt eilte ich zu Plattmann zurück, der immer noch mit Sorgenfalten auf der Stirn um die Riesenreifen herumschlich und die Grundgütige wahrscheinlich um einen Einfall bat, womit er das nötige Kleingeld auftreiben konnte.
»Herr Plattmann«, keuchte ich, »fahren Sie das Ungetüm doch bitte zum Unterstand und parken Sie es so, dass ich, wenn ich mich hinter den Reifen verstecke, auch die Straße im Blick behalten kann, ja?«
»Jetzt?«
»Jetzt!«
»Na, ist gut.« Er kletterte widerspruchslos ins Führerhäuschen, warf das Monster an und butterte los, während ich im Eiltempo hinterherhechelte. Wir stellten den Trecker schräg seitlich zum Unterstand, was ermittlungstechnisch gesehen perfekt war. So würde ich Verdoehl schon von Weitem erspähen und konnte ihn außerdem problemlos beim Klauen beobachten. Und ein Trecker auf einem Bauernhof war so unauffällig wie eine Katze auf Mäusefang und konnte überall mit Fug und Recht stehen. Verdoehl würde sich nichts dabei denken.
Ich dankte Plattmann, er wünschte mir Hals- und Beinbruch und verschwand, die Hände
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