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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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brauchte ein bisschen, um zu erkennen, woran das lag, doch dann hatte ich es: Den Schwarzen fehlte es an Profil und Power; sie mussten aktiv lernen wollen und durften nicht lediglich von irgendwelchen großmütigen Weißen beschult werden. Außerdem sollten sie der jungen Scarlett-Camilla durchaus auch schon einmal Widerworte geben. Ich musste unwillkürlich lachen, als mir klar wurde, dass ich soeben im Sauseschritt genau den Prozess durchlaufen hatte, für den die heutige Entwicklungshilfe, die mittlerweile nicht mehr so heißt, vierzig Jahre und mehr gebraucht hatte: Aus der Belehrung und Bevormundung der »Eingeborenen«, denen es die Segnungen der Zivilisation zu bringen galt, wurde Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn man es einmal begriffen hat, ist es wirklich einfach. Zumindest auf dem Papier.
    Also gesagt und getan. Jeremiah weigerte sich nun standhaft, ausgerechnet anhand der Bibel lesen zu lernen. Stattdessen favorisierte er lautstark die amerikanische Verfassung, in der geschrieben steht, dass alle Menschen gleich sind. Meine Sympathie hatte der Bursche. Mathy bestand darauf, dass ihre kleine Tochter ebenfalls an dem Unterricht teilnehmen müsse, damit nicht noch eine weitere Generation von Schwarzen in Unwissenheit gehalten werde, was Camilla O’Hara nach kurzem Zögern ebenfalls begrüßte. Und der junge Ben verdrosch einen äußerst schnöseligen weißen Farmer mit ebenso viel Wonne wie Wut, weil der seine Sklaven wie Vieh behandelte.
    Nach getaner Arbeit waren Vivian und in diesem Fall auch Hanna jedenfalls hochzufrieden. Die Geschichte war rund und gut. Punkt.
    Also hatte ich die restlichen Folgen gleich an meine bestimmt bereits ungeduldig wartende Agentin gesandt – sie konnte gar nicht anders, als beständig ungeduldig zu warten – und sonnte mich jetzt in dem köstlichen Gefühl, etwas erfolgreich zu Ende gebracht zu haben. Was auch noch den Rubel rollen, die Mäuse springen und das Zasterhäuflein auf meinem Konto zu einem veritablen Berg anschwellen ließ. Jedenfalls für meine Verhältnisse. Denn von meinem anderen Job konnte man Letzteres nicht gerade behaupten. Im Gegenteil, momentan machte ich damit gerade Miese. Ich hatte Greta nämlich doch nicht gefragt, ob sie sich an den Kosten für die Wanze beteiligen würde. Irgendwie kam mir das kleinlich vor. Es war schließlich mein Arbeitsgerät, über dessen Einsatz ich auch künftig ganz allein zu bestimmen gedachte. Ich lasse mir halt nicht gern hineinreden. In nichts. Und von niemandem. Da bin ich höchst eigen.
    In diesem Moment biss Gustav der armen Hannelore mit Aplomb ins linke Hinterbein, die es daraufhin zunächst zischend einfuhr, ehe sie im nächsten Augenblick vor Schreck losraste, um ihrem Liebhaber zu entkommen. Gustav nahm auf der Stelle die Verfolgung auf, sodass sie in ihrer Hast gemeinsam meinen Estragonbusch ruinierten. Allerdings muss ich zugeben, dass es in meinem Garten zwischenzeitlich richtig gut duftete, zumal auch noch Teile der Zitronenmelisse dran glauben mussten.
    War es Zufall? Aber just zu diesem Zeitpunkt kam mir Harry in den Sinn. Was der wohl gerade trieb? Ich war ein bisschen verstimmt, wenn ich ehrlich war, denn nicht einmal nach der Wanze hatte er sich erkundigt. Wahrscheinlich jettete er gerade mal wieder um den Globus, um irgendwelche Mafiosi zu entlarven, die den Nordatlantik leerfischen ließen und die Beute in Husum anlandeten, um sie dann nach Marokko zum Verpacken oder Pulen zu bringen. Und zwischen all den Shrimps, Krabben, Seelachsfilets und Dorschen lag dann auf der Rückreise ganz zufällig eine Tonne Heroin. Oder so ein synthetisches Zeug, mit dem man sich ebenfalls problemlos auf Raten umbrachte. Da konnten meine Fälle natürlich nicht mithalten. Holz klaute man in der großen weiten Welt, in der Harry sich bewegte, nicht; dort lag es optisch ansprechend und von Gärtnerhand gestapelt vor der Tür, sodass der dienstbare Geist, der im Inneren des Anwesens waltete, geschwind ein Feuer bereiten konnte, wenn die Herrschaften es wünschten. Aber Holz hin, Holz her – Harry war jedenfalls eine treulose Tomate. Was ich mir merken würde.
    Plattmann hatte ich mit den Kosten für die Wanze ebenfalls nicht anmorsen mögen. Schließlich hatte ich in seinem Fall bislang absolut nichts vorzuweisen, was mir der Gute bei einer entsprechenden Bitte mit ziemlicher Sicherheit lautstark unter die Nase gerieben hätte.
    Ich seufzte und erhob mich gleichzeitig. Die gute Stimmung war dahin. Ich nickte Hannelore noch

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