DrachenHatz
also.
Kamen wir zu Punkt zwei auf meiner Liste: Wie sollte ich am besten vorgehen? Beweisen konnte ich nach wie vor nichts. Und von Privatleuten abgehörte Gespräche sind nach meiner bescheidenen Rechtskenntnis nicht unbedingt gerichtsrelevant. Also musste ich Dung-und-Döner-Rolf am besten in flagranti erwischen. Logisch. Aber wie?
Silvia muhte laut und anhaltend, was sofort ein mitleidiges Gefühl bei mir auslöste. Sie klang immer ein wenig klagend, obwohl sie es wahrscheinlich gar nicht so meinte. Ich winkte ihr zu, während sie ihre Nasenlöcher rasch mit der Zunge polierte. Wusch, ins rechte hinein, wusch, ins linke hinein, und dies alles ohne große Verrenkungen und Anstrengung, Beneidenswert, fand ich, wobei mir nicht unbedingt klar war, was man als Mensch konkret aus dieser beglückenden Fähigkeit machen könnte.
Im Grunde genommen war es ganz einfach, denn mir blieb nur eine realistische Möglichkeit. In den folgenden Nächten würde ich mich bei Plattmann auf die Lauer legen und auf den Dieb warten. Zugegeben, der Plan war kein Ausbund an Raffinesse, aber zweifelsohne höchst wirksam. Und nur darauf kam es letztendlich an. Vorab galt es allerdings, das Gelände zu sondieren, um ein Versteck für mich zu finden. Ein möglichst bequemes, denn stundenlange Observierungsarbeit ist ermüdend und anstrengend zugleich. Und vielleicht, also ganz vielleicht, gelang es mir auf diese Weise ja, noch vor der Reise mit Thomas nach Dänemark, dem Bauern ein Ergebnis zu präsentieren. Auf dass meine detektivische Reputation in Bokau und Umgebung kometenhaft anstieg!
Voller Dynamik sprang ich auf, schnappte mir den Autoschlüssel, verzichtete nach kurzer Überlegung auf eine Jacke, schloss die Tür, klopfte Gustav und seiner Gespielin, die jetzt völlig enthemmt über meine Parzelle schossen, auf die Panzer und joggte leichtfüßig zum Wagen.
Zehn Minuten später stand ich auf Plattmanns Hof. Der Bauer war da und wiegte vor einem Traktor mit Reifen, die so hoch waren wie er und eine Breite von knapp einem Meter besaßen, sorgenvoll den Kopf, wobei er sich gleichzeitig über das schüttere Haar strich.
»Moin«, grüßte ich forsch, als ich neben ihn trat.
»Moin«, erwiderte er, ohne sich umzudrehen. Die pure Begrüßungsfreude auf Norddeutsch halt.
»Ich will mich noch einmal umgucken«, teilte ich seiner Seitenansicht nach einer Weile mit.
»Ist gut. Man los. Kost ja nix.«
Mir ging ein Licht auf. Denn sonst gehörte mein Vermieter nicht zu der maulfaulen Sorte, die in einer Woche auf höchstens drei Worte kommt: Moin, Tach und Mahltied!
»Die sind wohl ziemlich teuer?«, bemerkte ich, nun ebenfalls unverwandt auf die Ungetüme von Reifen starrend.
»Jo.« Er seufzte leise und wandte sich endlich zu mir um. »Haben Sie was herausbekommen, oder stochern Sie immer noch im Nebel herum?«
Mmh. Das war eine klare Kampfansage, durch die meine Fähigkeiten arg in Zweifel gezogen wurden. Ich schätze das nicht. Überhaupt nicht. »Ich werde eine nächtliche Observation durchführen, wenn Sie nichts dagegen haben. Die«, fügte ich ebenso gestelzt wie hochprofessionell hinzu, »dürfte dann schlussendlich die nötige Gewissheit über den Täter bringen.«
Tja, was soll ich sagen? Es war vergebliche Liebesmüh. Plattmann kratzte sich am Kopf, griente spöttisch in meine Richtung und meinte bloß: »Was wollen Sie, junge Frau? Geht es für einen dussligen Dösbaddel wie mich nicht auch ein bisschen simpler?«
»Ich lege mich auf die Lauer und warte«, erklärte ich ihm schlicht, woraufhin er das linke Auge zusammenkniff, um mich abschätzend anzusehen.
»Auf wen? Kenne ich ihn?«, erkundigte er sich dann, und ich hörte am Tonfall seiner Stimme, dass er sehr neugierig war. Pech gehabt, mein Lieber.
»Das möchte ich beim gegenwärtigen Stand der Ermittlungen nicht sagen. Nachher erweist sich mein Verdacht als unbegründet, und dann –«
»– stehen Sie dumm da. Verstehe«, brummte Plattmann.
Ich schwieg. Sollte er doch fragen, wenn er etwas wissen wollte.
»Und wann wollen Sie mit der Beobachterei beginnen, Frau Hemlokk?«
»Heute Nacht.«
»So bald schon.« Er kratzte sich nachdenklich am Schädel.
»Ich möchte mich jetzt lediglich noch einmal umschauen und das Terrain sondieren«, irgendwie schlug mir dieser Mann auf das Sprachzentrum, »um mir ein sicheres Versteck zu suchen. Das dauert nicht lange.«
»Am Unterstand ist nichts, wo Sie sich verbergen können.«
»Das werde ich mir anschauen«,
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