Drachenkaiser
Ärzte, oder?«
Nagib griente. »Ohne anerkanntes Diplom, würde ich sagen.«
Leida blickte zu Fayence. »Sie scheinen ja wohl derjenige zu sein, welcher auf die Drachenjagd geht. Kann ich nun Ihre Ausrüstung sehen oder nicht?«
Nitokris ging zur Statuette des Ichneumon und drückte einen Schlangenkopf nieder. Ein Teil der Wandvertäfelung schwang zurück, dahinter flammte elektrisches Licht auf und beleuchtete einen großen Raum. Der schwache Geruch von sehr speziellem Leder breitete sich aus. Drachenleder. »Ich zeige Ihnen, wie wir vorgehen.« Sie schritt voran, die übrigen folgten ihr.
Silena sah lederne Rüstungsteile auf dem Tisch. »Drachenhaut?« Das durchsichtige Visier erkannte sie als Teil eines Drachenauges. Das Cockpit ihrer Saint-Jagdmaschinen war aus demselben Material verglast.
»Ja.« Fayence trat auf die andere Seite. »Sie stammt von der Stelle unmittelbar unter den Rückenplatten und ist besonders beständig. Wir haben verschiedene Häute miteinander kombiniert, die oberste Schicht stammt von einem sehr alten Exemplar. Allerdings speien die europäischen Alten heißeres Feuer. Einmal wäre beinahe etwas schiefgegangen.«
Leida wartete eine Erlaubnis erst gar nicht ab. Sie nahm die verschiedenen Segmente in die Hand, fühlte und rieb.
»Haben die Zeichen eine Wirkung, oder sind es Zierelemente?« Silena besah sich die Hieroglyphen.
»Wenn man fest daran glaubt, können sie helfen«, antwortete Fayence mit einem Lächeln. »Sicherheitshalber geht mein Schutz noch weiter.« Er deutete auf eine weißliche Hose, Hemd, Handschuhe und Haube, die auf einem Ständer hingen und die Silena auf den ersten Blick für Unterwäsche gehalten hatte. »Die Garnitur unter der Rüstung ist ebenfalls aus Drachenhaut, allerdings von der Lage, die über dem Fleisch und Fett liegt. Sie bietet zusätzlichen Schutz vor Feuerangriffen.«
Leida warf den Brustpanzer zurück. »Davon hätte ich gern einhundert und fünfzig auf Reserve. Wie schnell können Sie liefern?«
Nitokris lachte herzhaft. »Ichneumon nutzt sie, niemand sonst. Fayence hat Ihnen erklärt, wie Sie hergestellt werden. Den Rest müssen Sie selbst machen.«
Dann ist das auch geklärt. Silena erinnerte sich an den Bericht des Officiums, demzufolge ein Mann in einer hieroglyphenverzierten Rüstung bei Lüneburg einen Drachen erlegt hätte. Angeblich. Er ist es gewesen. »Sie arbeiten mit einem Spieß oder etwas in der Art?«
»Richtig.« Fayence ging ein paar Schritte zur Wand und zog die Laken herab, die über einem Ständer hingen. Die Stangen sahen aus, als bestünden sie aus Stahl. Er nahm eine herunter und warf sie Silena zu, die sie auffing.
Sie machte einen Schritt nach hinten. Das Gewicht ist ordentlich, mindestens acht Kilogramm. Aber Stahl kann es nicht sein. An einem Ende befand sich ein Gewinde. »Was halte ich in der Hand?«
»Drachenbein, das unsere Erfinder mit einer dünnen Schicht einer geheimen Legierung überzogen haben, um es stabiler zu machen.« Fayence öffnete einen Schrank, in dem lange Spitzen von einem Meter Länge standen. »Reines Drachenbein, kleinste Stücke und miteinander verleimt, um eine größere Beständigkeit zu erhalten. Die Klingen durchdringen jeden Panzer. Auch den eurer ältesten Schlangen.«
»Davon hätte ich auch gerne einhundert«, sagte Leida und zeigte, dass sie beeindruckt war. »Nichts gegen Sie, Fayence, aber wie schaffen Sie es alleine, die Drachen zu erlegen? Meine Einheit heißt nicht umsonst Havock’s Hundred.«
Silena war ein Panzerschrank aufgefallen, der an der Wand festgeschraubt und zur Hälfte darin eingemauert war.
Auf ihn bewegte sich Nitokris zu. »Sehen Sie es als Zeichen meines Vertrauens in Sie beide und in das Bündnis, das wir eingehen werden«, sprach sie und öffnete die drei Zahlschlösser. Geräuschlos schwang die dicke Tür auf und gab den Blick auf mehrere fingerhutgroße Glasbehältnisse frei. Sie nahm eines heraus und reichte es Silena. »Es ist ein Trank, der dem Ichneumon seine Geschwindigkeit und Stärke, seine Reflexe verleiht, die er benötigt, wenn er sich der Schlange stellt.«
»Aus was hergestellt?« Sie hielt das Gefäß gegen die Lampe. Eine grünliche, ölige Flüssigkeit schwappte gegen die Ränder, winzige Partikel schwebten darin.
»Das müssen wir wirklich nicht offenlegen.« Nagib war anzuhören und anzusehen, dass er es nicht billigte, wie Nitokris mit den Geheimnissen des Bundes umging. »Ein paar Kräuteressenzen aus dem Nil-Delta, mehr
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