Drachenkaiser
Baumstämme wirkten. »Zeigen Sie mir doch mal Ihre Ausrüstung.«
Silena brauchte für ihre Erwiderung länger. »Was für eine Zusammenarbeit soll das sein?«
Fayence sah zwischen ihnen hin und her. »Was möchten Sie als Erstes: Ausrüstung oder Erklärung?«
»Ich habe zuerst gefragt«, bestand Leida auf ihrer Position. »Sie könnten Ihre freundlichen Absichten untermauern, indem Sie die Haustür öffnen und mich kurz mit meinen Leuten sprechen lassen, ehe sie einen Weg in Ihre Festung finden. Glauben Sie mir: Wir haben alles dabei, was eine Wand weich macht oder wegfegt.«
»Sie würden sterben«, sagte Nagib überzeugt. »Wir sind auf Überfälle von Drachenfreunden vorbereitet.«
»Dann sollten Sie sich beeilen. Geschieht meinen Männern etwas, so geschieht auch Ihnen was«, entgegnete sie drohend und humpelte zum Ausgang.
Nitokris nickte dem älteren Ägypter zu, der sich stöhnend aus dem Sessel stemmte und die blonde Drachenjägerin begleitete. Als sie den Raum verlassen hatten, sprach sie: »Es ist mir ganz recht, dass Ihre Freundin uns für einige Minuten verlässt. Sie muss nicht hören, was wir vermuten. Sollten Sie der Meinung sein, dass Havock eingeweiht werden sollte, steht es Ihnen frei.«
Silena zwang sich zu mehr Aufmerksamkeit. Hör zu. Es kann wichtig sein. »Schießen Sie los.«
»Europa steht vor einer immensen Gefahr. Fayence ist bei seiner Jagd auf europäische Großdrachen bereits fünfmal auf kleinere asiatische gestoßen, an ganz verschiedenen Orten. Wir sind übereingekommen, dass es sich um Aufklärer handelt, um Spione, die den großen Schlag vorbereiten sollen«, erzählte Nitokris. »Eine Invasion.«
Silena rieb sich die Schläfen. »Nein, das können sich diese Scheusale nicht erlauben. Europas Armeen sind stark, sie würden die Drachen ausschalten, wenn auch mit Verlusten.« Von Litzow und seinen alten Kontakten wusste sie, dass die Generäle nach der Schlacht am Triglav an neuer Munition geforscht hatten, um die dicken Platten der Drachen schneller zu durchschlagen. So unvorbereitet wie damals würde kein Heer mehr ins Feld ziehen.
»Sie unterschätzen die Organisationskraft. Die Sabotageaktionen der Drachenfreunde werden weitergehen. Das Officium Draconis ist so gut wie handlungsunfähig, und nahezu alle Drachenjägereinheiten sind angegriffen und geschwächt worden«, zählte Fayence auf. »Die Professionellen sind bald keine Gefahr mehr. Was vermögen träge Panzerfahrzeuge denn gegen einen wendigen Drachen auszurichten?«
Silena behielt vorerst für sich, was Gessler damals über die Altvorderen gesagt hatte, die uralten Geschuppten, die im Geheimen die Fäden in Europa zogen. Sie werden sich den Angreifern entgegenstellen wie damals am Triglav. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ddraig nichts davon weiß. Dabei kam ihr eine Idee. Aber natürlich! Ich sollte mit ihr sprechen. Wenn die Lage wirklich derart dramatisch wird, brauchen wir ihre Hilfe. »Ich verstehe nicht, warum die Asiaten nicht gleich über Europa herfallen, wenn sie in der Übermacht sind?«
Nitokris hob die Augenbrauen. »Wenn wir das wüssten.«
»Also steckt mehr dahinter als eine simple Invasion«, schloss Silena daraus. »Die Drachenfreunde sind bestimmt in Teile des Plans eingeweiht. Schließlich ist es ihr Ziel, dass die Drachen bei uns so verehrt werden wie in Asien. Wir sollten schleunigst einen von denen in die Finger bekommen.«
»Ich habe es bereits mehrmals versucht«, erhob Fayence die Stimme. »Doch sie gehen lieber in den Tod, als etwas zu verraten.«
»Es kommt auf die Mittel an.«
Er und Nitokris tauschten kurze Blicke. »Wir haben Mittel«, sagte sie dann langsam. »Bewährte Mittel aus der Zeit der Pharaonen. Aber auch diese versagten.«
Silena rieb sich die Hände. »Könnten wir dann einen der chinesischen Spiondrachen verhören?«
Fayence schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht ausgebildet, die Schlangen zu überwältigen. Ichneumon tötet.«
»Mmh. Ich kenne jemand, dem das gelänge.« Silena dachte wieder an Ddraig. Die rote Drachin muss uns beistehen. »Ich sage Ihnen, wenn die Verbündete bereit dazu ist.«
Die Tür schwang auf, Nagib und Leida kehrten zurück. »Alles in Ordnung«, sagte sie sofort. »Die Männer wissen Bescheid, dass es uns gut geht und wir nicht gegen unseren Willen festgehalten werden. Herr Nagib hat sie in die Praxis gelassen, wo sie sich etwas zu trinken nehmen können.«
Silena sah die Männer nacheinander an. »Sie sind nicht wirklich
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