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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zerschnitten. Es würde eine Woche dauern, bis der Knochen für einen sanften Flug ohne schwierige Manöver belastbar war.
    Blind fliegen konnte er. Die Schwierigkeit bestand darin, dass er eine Woche lang in diesem Unterstand festhing. Das würde problematisch werden.
    Ohne Augenlicht! Wie ein Maulwurf oder andere niedere Kreaturen! Er grollte und musste sich beherrschen, die Hütte nicht vor lauter Hass auf Florin in Splitter zu schlagen und anzuzünden. Sie war sein einziger Schutz.
    Reiß dich zusammen!, fuhr er sich an. Du entkommst aus dieser Lage. Und du wirst dem blauen Verräter zeigen, wer der Meister der Intriganten ist.
    Zur Ablenkung von den Schmerzen begann er, Pläne zu schmieden.
    Was Florin an Ländern und Territorium im Osten verlangt hatte, gab er ihm nur zu gern. Soll er sich mit Tugarin streiten. Das macht es mir einfacher. Sie sind beide jung und sollen sich austoben.
    Er würde dafür sorgen, dass die Drachen aneinandergerieten. Ich schicke den Revolutionären Briefe, in denen von der Unterstützung ihrer Sache die Rede ist und die auf Florin hindeuten werden.
    Vouivre würde Tugarin gleichzeitig wissen lassen, dass der holländische Drache ihm durch einen Akt der Barbarei und der abgründigen Hinterhältigkeit einen Teil der Macht und der Länder entrissen hatte.
    Vouivre bastelte in Gedanken an den Kleinigkeiten seines neuerlichen Ränkespiels, und er genoss dies trotz der schrecklichen Schmerzen in seinem Kopf. Er hatte das Karfunkelauge schon mindestens einhundert Jahre nicht mehr ablegen müssen. Bald war sein Plan aufgestellt, und er gefiel ihm außerordentlich gut.
    Also, dachte er mit wesentlich besserer Laune, wie entkomme ich diesem unwürdigen Stall?

XVIII.
     
Januar 1927, Insel Väddo, Ost-Schweden, Königreich Schweden
    Die Hände taten ihm nach drei Stunden Holzhacken weh, sein Rücken schmerzte. Das zeigte ihm, dass er es nicht gewohnt war, körperlich hart zu arbeiten. Der Kopf pochte, Nadeln schienen sich durch die Schläfen ins Hirn zu bohren.
    Der Stapel Scheite, der sich zu seiner Linken in die Höhe schraubte, war dennoch beeindruckend. Maß nehmen, ein Schlag, und wieder purzelten die Hälften den Hackklotz hinab. Hälften den Hackklotz hinab.
    Nein. Das ist nicht mein Leben. Er sah auf die Ärmel des abgetragenen Mantels in dem er steckte. Und das ist auch nicht mein Mantel. Er wandte sich um und schaute zu der Fischerhütte, aus deren Kamin Rauch quoll. Kaffee wäre gut.
    Er stapfte durch den Schnee, atmete die eisige Luft ein und versuchte, durch die Mauer zu dringen, die um seinen Verstand lag.
    Er wusste kaum etwas von sich. Anstelle von Erinnerungen waren da schwarze Löcher. Wasser. Das war das Einzige, an das er sich erinnern konnte. Ein Aufprall, aber überwiegend Wasser, Nebel und eine Barke, an die er sich geklammert hatte, bevor ihn Olof an Bord des Fischkutters gezogen hatte. Seinen Namen hatte er seinem Retter bibbernd vor Kälte entgegengestammelt: Grigorij.
    Olof gebrauchte eine Sprache, die nicht die seine war, die er jedoch verstand. Aber es war ihm unmöglich, sich mit ihm zu unterhalten. Ein Riegel lag vor dem Können, sich zu artikulieren und mit den Leuten in dem Dorf zu verständigen.
    Was tue ich hier? Wie bin ich ins Wasser gekommen? Fragen über Fragen quälten Grigorij, der das Gefühl hatte, wichtige Dinge zu verpassen. Lebenswichtige Dinge. Man brauchte ihn dringend an einem ganz anderen Ort. Aber er hatte keine Ahnung, wohin er ohne Anhaltspunkte gehen sollte, um mehr über sich herauszufinden. Dieses Dorf war so gut wie jeder andere Ort auf der Welt.
    Er betrat die Hütte, in der Tilda und Olof saßen. Grigorij nickte ihnen freundlich zu und deutete auf den Herd, wo der Kaffeekessel brodelte.
    »Was hast du ihm gesagt? Dass er erst wieder ins Haus darf, wenn er die restlichen Stücke auch gespalten hat?« Olof gab seiner Frau einen Kuss auf den blonden Hinterkopf. »Gutes Mädchen! Dann muss ich es nicht tun.« Er lachte, nahm den Kaffeekessel und goss Grigorij eine Tasse ein, die er auf den Tisch stellte. So zwang er ihn, sich zu den beiden zu setzen. Dann entkorkte er eine Flasche mit Wodka und gab einen Schuss dazu.
    Als der Fischer seiner Gemahlin einen Kuss gegeben hatte, hatte Grigorij unvermittelt gewusst, dass es auch in seiner Welt eine Frau gab. Seinem Gefühl nach musste er sie sehr lieben. Angst befiel ihn, quetschte sein Herz. Was tue ich, wenn sie ertrunken ist?
    Er betrachtete sich in der schwachen Spiegelung der Scheibe. Er

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