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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Pistolengriff.
    Grigorij sah das Luftschiff nicht mehr allzu weit von ihnen entfernt. Ein Lastkorb wurde herabgelassen, ihr Fahrstuhl nach oben. Was ihm sofort auffiel: Es hatte keinerlei Kennung aufgemalt, nicht einmal das Abzeichen, das die Männer auf den Armbinden trugen. Spätestens jetzt war er sich sicher, in die falschen Hände geraten zu sein. Aber eingekeilt zwischen den kräftigen Männern und mit dem ganzen Wodka im Blut würde das Entkommen schwer werden.
    Glockentöne erklangen.
    Die Dorfbewohner rannten aus ihren Häusern und versammelten sich an der Kirche.
    »Das gilt uns«, sagte Smith gedämpft. »Sie haben Wind von der Täuschung bekommen. Los, wir müssen auf der Stelle zum Zeppelin!« Die fremden Männer in den schwarzen Mänteln liefen schneller. Der Lastkorb, den sie erreichen mussten, um nach oben in den Bauch des Zeppelins zu gelangen, befand sich noch fünfhundert Meter von ihnen entfernt.
    »Smith, stehen bleiben!«, schrie Lasse auf Russisch. »Geben Sie Grigorij frei!« Die Menge setzte sich in Bewegung. Sie wollten ihn unter allen Umständen befreien.
    »Lassen Sie mich gehen!« Grigorij wollte stehen bleiben, aber Smith versetzte ihm einen Stoß, sodass er weitergehen musste. Er setzte sich empört mit einem Schlag zur Wehr, den Smith blockte, und bekam für seinen Mut einen Fauststoß mitten ins Gesicht. Grigorij sah nur noch Sternchen und ging zu Boden.
    Die Befehle, die Smith schrie, hörte er nur gedämpft und undeutlich, während er sich auf den Rücken rollte. Die Mantelträger zogen jeder zwei Pistolen und richteten sie auf die heranstürmenden Dörfler. »Das Blut, das gleich fließen wird, hätte nicht sein müssen!« Er packte Grigorij und wuchtete sich ihn auf die Schulter.
    Grigorij versuchte, sich zu widersetzen, aber er war zu benommen und zu besoffen. »Nein, nicht schießen«, sagte er schwerfällig. »Ich bezahle euch viel Geld, wenn ihr nicht schießt.«
    »Halten Sie den Mund, Zadornov! Sie hören nicht auf Ihre Anweisungen.« Er rannte los, umringt von seinen Leuten.
    Ich will das nicht. Sie dürfen nicht sterben. Grigorij hob den Kopf und konnte einen Blick auf die Bevölkerung erhaschen. »Geht weg!«, versuchte er zu schreien, doch er krächzte nur.
    »Das dürfen Sie nicht!« Tilda lief an der Spitze der Verfolger und hob die Arme, damit alle sahen, dass sie keine Waffen trug. »Smith oder wie immer Sie heißen: Lassen Sie den Jungen hier!«
    »Das kann und darf ich nicht«, gab er zur Antwort. »Bleiben Sie zurück. Meine Männer werden das Feuer auf Sie eröffnen. Auf Sie alle!« Smith lief weiter und näherte sich dem Aufzug. »Denken Sie nicht, dass ich nicht auf Unbewaffnete schießen lasse oder meine Männer nicht auf Sie schießen würden.«
    Die Dörfler folgten den Fremden mit geringem Abstand. Man belauerte sich gegenseitig.
    Grigorijs Bewegungen wurden immer schwerfälliger, Blut und Alkohol stiegen ihm zusehends in den Kopf. »Tilda, geh!«, rief er mit schwindender Kraft.
    Sie dachte gar nicht daran und folgte ihm. »Bitte, Smith. Ich weiß nicht, was Sie mit ihm vorhaben, aber …«
    »Wo ich ihn hinbringe, wird es ihm an nichts fehlen.« Er stellte sich in den Aufzug, und Grigorijs Verzweiflung stieg. Sein Versuch, sich am Gitter festzuklammern und von Smiths Schulter zu rutschen, schlug fehl. »Ich werde ihn nicht umbringen. Aber Sie bleiben, wo Sie sind, oder Sie werden sich Kugeln einfangen!« Seine Leute stellten sich zu ihm und umringten ihn, ein Wall aus Leibern und Pistolen. Das Seil straffte sich, und die Kabine wurde langsam angehoben.
    »Nein!«, ächzte Grigorij und spürte die leichte Pendelbewegung. Nichts mehr würde ihn vor den Leuten retten können, auf wessen Geheiß hin sie auch immer handelten.
    Smith legte ihn auf den Boden. »Sie kennen meinen Namen und mein Gesicht wirklich nicht mehr«, sagte er zu ihm. »Das war gut für Ihre Freunde in der Hütte. Denn hätten Sie mich erkannt, hätte ich … die beiden erschießen müssen.« Er ging neben ihm in die Hocke, betrachtete ihn. »So gefallen Sie mir gar nicht, Fürst.«
    Da gab es einen lauten Knall aus dem Hafen, und das Luftschiff über ihnen schwankte.
    »Jemand hat eine Harpune von dem Walfänger abgefeuert!« Einer der Mantelträger zeigte auf die Qualmwolke, die vor der Mündung einer Kanone aufstieg.
    Olof! Grigorij grinste.
    Das Luftschiff erhöhte die Drehzahl der Motoren, doch es ließ sich nicht verhindern, dass es rapide sank. Der Heliumverlust konnte durch die

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