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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nicht mit ihnen diskutieren. »Das werden wir sehen«, antwortete sie vage.
    »Stimmt. Das werden Sie sehen«, entgegnete er wichtigtuerisch und sah auf den Hof hinunter. »Wie ich schon sagte: Wir decken hier ein paar Ziegeln ab, gelangen durch das Loch in die Halle und warten im Gebälk darauf, dass Pü Yi erscheint. Danach wird es schnell gehen.«
    Silena starrte ihn an. »Haben Sie plötzlich das Kommando, Großmeister Brieuc?« Der Hinweis, dachte sie, sollte genügen, ihn an die Rangordnung für den Verlauf ihres Unterfangens zu erinnern.
    »In Anbetracht der Umstände, ja.« Er versuchte, bedauernd zu wirken. »Donatus, Ademar und ich sind übereingekommen, dass Sie in Ihrem Zustand Zurückhaltung bewahren sollten. Der… Ägypter und wir machen das schon. Er lenkt die Wachen ab, Sie warnen uns von hier oben vor weiterem Unbill, und wir töten den Drachenkaiser.« Brieuc sah sie gespielt besorgt an. »Es ist das Beste, Großmeisterin.«
    »Das Beste für Sie!«, schoss sie zurück. »Denken Sie, das werde ich akzeptieren? Ich habe Sie …« Sie schwieg, weil ein Schatten auf das Dach fiel. Ein Wächter lief auf seiner Runde auf der Mauer an ihnen vorüber.
    Silena kochte vor Wut und vergoss Tränen der stummen Wut. Die Schwangerschaft ließ sie näher am Wasser gebaut sein als früher. Gleich wirst du was zu hören bekommen! Sie wappnete sich innerlich für das verbale Kräftemessen mit Brieuc. Sie würde dabei nicht heulen.
    Als der Wacher gegangen war, erhob Ahmat vor allen anderen flüsternd die Stimme. »Sie müssen noch etwas wissen: Wir können den Drachenkaiser nicht einfach so töten.«
    Sie sahen ihn verwundert an.
    »Ach, das wird jetzt wohl ein Trick von dir, Araber, damit wir dir auch einen Teil der Ehre abtreten«, sagte Brieuc böse. »Lass mich raten: Das Schlitzauge hat eine Prophezeiung gefunden, in der steht, dass ein Nachfahre der alten Pharaonen seine Lanze in den Drachenkaiser rammen muss und kein Europäer.«
    »Nein.« Ahmat sah ihm in die Augen. »Was ich sage, schwöre ich beim Leben meines Vaters und beim Bund des Ichneumon: Einer der Krieger muss sein Leben freiwillig geben, damit der Drachenkaiser stirbt. Sollte jemand im Kampf fallen, gilt es nicht. Er muss sich mit eigener Hand töten. Die Seele des Toten wird die Seele des Drachenkaisers mit ins Jenseits reißen.«
    Jetzt waren alle stumm vor Entsetzen.
    Silena sah Ahmat an, dass es kein Trick war. »Woher weißt du das?« Sie war ihm böse, dass er sie nicht eingeweiht hatte.
    »Zhiao sagte es mir, als wir aufbrachen. Ich musste ihm versprechen, dass ich nicht eher etwas sage, bis wir die Halle der Geistespflege erreicht haben.« Ahmat sah zu Silena. »Du kannst es nicht sein, da du ein weiteres Leben in dir trägst.«
    »Sehr gut, Wüstenperle!«, sagte Brieuc unverzüglich. »Es ist klar, wessen Leben mehr wert ist. Wir sind die Nachfahren von anerkannten Heiligen, du dagegen bist… ein Ägypter. Wir werden dein Opfer annehmen.« Er kreuzte die Arme vor der Brust. Für ihn war die Sache erledigt.
    »Sehe ich es richtig, dass wir nichts erreichen, wenn sich keiner opfert?«, hakte Ademar vorsichtig ein. »Die Gefahren, das Warten, alles wäre umsonst gewesen?«
    »Ich glaube es nicht«, fiel Donatus in die Unterhaltung ein. »Sonst hätte das Schlitzauge uns doch einen Opferchinesen mitgeben können. Unser Araber hier hat sich das ausgedacht, damit er uns schwächen kann. Wer weiß, was er tut, wenn wir den Drachenkaiser getötet haben.«
    Silena hatte sich von ihrer Überraschung erholt. »Du hättest es sofort sagen müssen«, sprach sie voller Vorwurf zu Ahmat.
    »Zhiao hatte Angst, dass wir unsere Mission nicht antreten würden, wenn er uns von Anfang an die Legende zum Drachenkaiser erzählt hätte.« Ahmat nahm einen Schluck aus seiner Trinkflasche. »Die Verbotene Stadt wurde nicht umsonst an dieser Stelle errichtet. Auf dem Ort liegt ein Zauber, der allen Drachen, die sich auf diesem Gebiet aufhalten, Schutz vor Anschlägen und vor Sterblichkeit verleiht. Deswegen ließen die Drachenkaiser die Festung bauen, um den Platz ganz allein für sich zu haben. Nur wenn ein tapferer Krieger sein Leben freiwillig gibt und den Zauber damit bricht, können seine Mitstreiter versuchen, den Herrscher zu töten. Ohne das selbstlose Opfer ist er immun gegen Gift, gegen Klingen, gegen alles, was ihm schaden könnte.«
    »Ein schönes Märchen. Ich glaube, ich habe schon mal ein ähnliches gehört. Aber Märchen stimmen nun einmal

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