Drachenkaiser
Seite; rötlich graue Staubwolken wurden ins Freie gedrückt.
Alle vernahmen das weit entfernte Toben eines Drachen. Für Sekunden gefroren die Havock’s Hundred.
Das muss ein gewaltiges Exemplar sein, das Voss in den Stollen gepfercht hat. »Los! Vorrücken!« Leida überwand ihre Starre und rannte mit Gewehr im Anschlag auf den Eingang des Stollens zu; die Männer des Stoßtrupps bildeten gemeinsam mit ihr die Spitze der Formation.
Jenseits des Tores herrschten Tod und Dunkelheit. Es roch nach rohem Fleisch und Feuer, nach Steinstaub. Die Lampen im vorderen Teil waren geplatzt, aber in zehn Meter Entfernung leuchteten die Birnen noch. Ihr Schein fiel auf die zerfetzten Körper der Männer, die sich hinter dem Stahl aufgehalten hatten. Wer das Dynamit überlebt hatte, war Opfer der Handgranaten geworden.
»Weiter!« Leida rannte vorwärts, schoss auf Feinde, die aus Seitengängen sprangen und das Feuer eröffneten. Auch wenn es Verwundete in ihrer Einheit gab, so kamen sie gut voran. Es ist ein Verteilergeschoss, dachte sie und teilte ihre Gruppe in Zehnerteams ein, die die kleineren Stollen erkunden sollten. Sie folgte dem Hauptgang.
Es wurde wärmer. Aus den anfänglichen Temperaturen knapp über null Grad wurden zwanzig und mehr. Ideal für die Brut. Er züchtet noch mehr von diesen Bestien. Leida sah ein Lorensysterii parallel zum Stollen verlaufen, das jedoch hinter Gitter verfrachtet worden war. Fütterungsvorrichtung.
Wieder klang der erschütternde Schrei des Drachen, auf den aus verschiedenen Abzweigungen ähnlich laut geantwortet wurde.
Leida wurde unwohl. Viel zu viele. Wir können unmöglich alle bekämpfen. Pumpen gab es keine, die sie abstellen konnten, um die Bestien zu ersäufen. Die Lösung lag innerhalb von Sekundenbruchteilen auf der Hand: Ich kann die Stollen zum Einsturz bringen. Dynamit haben wir genug. Doch zunächst wollte sie die Erkundung fortsetzen.
Sie näherten sich einem zweiten Schott, das ebenfalls Schießscharten aufwies.
»Haltet euch in den Schatten«, konnte sie noch sagen, da flammten Scheinwerfer auf und beleuchteten sie. Luken klappten in die Höhe, dem Rattern nach waren es drei Maschinengewehre, die sie unter Feuer nahmen.
Hunderte Kugeln flogen durch die Luft und rissen drei ihrer Leute in den Tod, zwei weitere wurden verletzt.
Leida fackelte nicht lange. Das Dynamit wollte sie wegen der größeren Sprengwirkung nicht zum Einsatz bringen. Sie nahm eine Handgranate. »Ihr gebt mir Deckung, O’Malley schwingt seinen Hintern und tut so, als wolle er angreifen, und ich werfe das Baby«, befahl sie. Ihre Männer luden die Waffen durch.
»Wieso ich, Boss?«, sagte O’Malley wenig erbaut.
»Es heißt, dass das Glück mit den Iren ist. Du bist unser einziger Ire«, erwiderte sie. »Jetzt!«
O’Malley rannte, die anderen zwei gaben ihm Deckung, und sie warf…
Die eiförmige Granate flog, prallte an den oberen Innenrahmen der Luke, sprang gegen den rechten und wäre hinausgefallen –wenn die Gegner nicht hastig die Öffnung geschlossen hätten. Somit zogen sie den Sprengkörper zu sich hinein. Es rumpelte kurz, Staub rieselte auf Leida herab.
»Zum Tor.« Sie hetzte geduckt bis zum Schott und nahm die nächste Handgranate. Als sich die Abdeckung der rechten Schießscharte wieder nach vorn schob, zog sie den Zünder und wartete drei Sekunden, dann stopfte sie sie blitzschnell hinein.
Ein Schreckensschrei ertönte von der anderen Seite, der in der Detonation unterging. Klickend schloss sich die Öffnung.
Auch wenn sie alle Drachenanbeter ausgeschaltet hatten, blieb das Tor verschlossen.
»Was jetzt, Boss?«, fragte O’Malley.
Leida sah sich um und dachte nach. Improvisiere! Sie zeigte auf die Loren. »Schmeißt Steine rein, damit sie schwerer sind, und dann rammen wir uns den Weg frei.«
Ihr Plan wurde sogleich in die Tat umgesetzt. Beim vierten Anrennen sprang das Tor auf, und sie stürmten den Raum dahinter.
Die Kammer war voller Blutspritzer an den Wänden und roter Lachen am Boden. Zehn bis an die Zähne bewaffnete Wächter lagen tot oder schwer verletzt umher und leisteten keinerlei Widerstand mehr. Wieder hatten die Handgranaten ganze Arbeit geleistet.
Das zweite Schott haben sie mit Sicherheit nicht zum Spaß gebaut. Vielleicht hat die Brut einen besonderen Raum bekommen? Irgendeine besondere Drachenart? Leida genau gegenüber befand sich ein weiteres, acht Meter hohes Tor. Zwei mannsgroße Kurbeln waren in der Felswand an einer gemauerten Stelle
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