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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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entmachtet worden wären, ließ ihn ebenso wenig los.
    Nie-Lung konnte noch so brillant säuseln, Vouivre würde auf das Bündnis nichts geben und jeden asiatischen Drachenspion ausrotten lassen. Sobald ich die Macht in Europa habe, werde ich Tee verbieten lassen. Er macht sicher ebenso abhängig wie Opium.
     
30. Dezember 1926, Ärmelkanal zwischen den Königreichen Frankreich und Großbritannien
    Silena ließ die schwarz gestrichene Macchi M.39 mit halber Geschwindigkeit über das Meer donnern. Auf knapp dreihundert Metern Höhe schnurrte das modifizierte Rennflugzeug mit gemütlichen zweihundert Stundenkilometern dahin. Der Wind wehte ihr kalt entgegen, und trotz geschlossener Lederhaube, dickem Wollschal, Fliegerbrille und Lammfellfutter hatte sie das Gefühl, dass ihr Gesicht langsam gefror.
    Litzow hatte die Originalpläne von dem befreundeten Konstrukteur Mario Costaldi gesandt bekommen, um sie zu überarbeiten, damit die Maschine im Rennen um die begehrte Schneider-Trophy in den USA teilnehmen und gewinnen konnte. Während die Italiener noch bauten, hatte Litzow einen Prototypen fertiggestellt. Zur schnellsten Beförderung, die derzeit für eine einzelne Person möglich war: über vierhundert Sachen, wenn die beinahe neunhundert Pferdestärken des Motors voll ausgereizt wurden.
    Sie bewegte Arme und Beine, damit die Muskeln arbeiteten und sich erwärmten. Sie gab nichts auf die Kälte. Sobald ich Land unter mit habe, fliege ich mit voller Geschwindigkeit. fliege ich mit voller Geschwindigkeit.
    Grigorij und sie liebten den Tingle-Club, in dem bald Whispering Jack Smith und sein Orchester auftreten würden. Sie mochte die unaufdringliche, melodiöse und einzigartige Stimme des Baritons.
    Silena unterdrückte ein Aufstoßen. Etwas von dem, was sie gegessen hatte, war ihr wohl nicht bekommen.
    Unter ihr huschten träge Schiffe vorbei, während sie There Ain’t No »Maybe« in My Babys Eyes von Whispering Jack Smith summte. Frachter, Passagierdampfer, Fischerkähne bevölkerten den Kanal an diesem Tag, manche ließen ihre Schiffssirene ertönen, wenn die Macchi sie passierte. Die Gäste auf den Oberdecks der Kreuzer winkten ihr zu.
    Grinsend führte Silena den Steuerknüppel kurz nach rechts und links und wackelte dadurch mit den Tragflächen. Ein flüchtiger Gruß an die Bemitleidenswerten, die sich nicht durch die Lüfte schwingen durften; dann sah sie nach vorne, um auf mögliche entgegenkommende Fracht- und Passagierflugzeuge oder Luftschiffe zu achten.
    Und da ist auch schon einer. Einem umgebauten, schweren Doppeldecker-Bomber Handley Page 0/400, der im leuchtenden Rot der Royal Mail gestrichen und mit den Insignien der Queen versehen war, wich sie aus, indem sie die Macchi einfach tiefer drückte. Mit der Spannweite von dreißig Metern war er dreimal so breit wie ihre Maschine.
    Als ihr Flugzeug wieder nach oben zog, sah sie drei Abfangjäger der Royal Air Force auf sich zukommen: Doppeldecker des Typus Spad XIII. Auf Patrouille, Jungs? Sie entbot ihnen den Fliegergruß.
    Hinter deren Propellern blitzte es in schnellem Wechsel rechts und links auf.
    Es prasselte knapp neben ihr und ringsherum: Die Kugeln aus den synchronisierten Maschinengewehren stanzten Löcher in die Tragflächen. Klirrend prallten einige Geschosse ab, und sie hörte sehr genau, dass der Klang ihres Motors sich verändert hatte. Erst jetzt vernahm sie das Röhren der automatischen Waffen.
    Verflucht! Silena zog die Macchi hoch und beschleunigte, wobei der angelegte Fallschirm in den Rücken drückte. Angestrengt sah sie in den Rückspiegel.
    Die Spads fächerten hinter ihr auseinander und absolvierten halbe Loopings, um an Höhe zu gewinnen; sie drehten sich an der höchsten Stelle um die eigene Achse, damit die Piloten wieder aufrecht zum Horizont flogen.
    So sehr Silena mehr Leistung vom beschädigten Motor verlangte, der Tachometer blieb bei zweihundert stehen. Spads flogen unglücklicherweise bis zu zweihundertzwanzig. Entkommen konnte sie ihnen nicht. Nicht durch Geschwindigkeit. Auf ihre Funksprüche reagierten sie nicht. Es konnte gut sein, dass diese Maschinen noch keinen Funk eingebaut hatten.
    Schon wieder sah sie es hinter den Propellern blitzen, die Kugeln bohrten sich in die Macchi.
    »Was ist denn in euch Idioten gefahren?«, schrie sie ihre Wut hinaus und ließ sich trudelnd nach unten sinken, um ihnen ein weniger einfaches Ziel zu bieten. Ihre Maschine war auf Geschwindigkeit ausgelegt und nicht auf besondere

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