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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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denn? Sie öffnete die Augen, blickte sich suchend um – und erkannte es. »Hausnummer 356«, sagte sie erleichtert. »Gleich vor uns.«
    Sigorskaja gab den Begleitern den Einsatzbefehl. »Irgendeine Besonderheit, die uns erwarten könnte?«
    »Nein«, log sie und dachte dabei an die Präsenz. Ihr werdet es nicht überleben. »Nichts. Nur Piotr und Vlad.«
    Sie hatten das Haus erreicht. Eine Treppe führte nach oben zu der Tür, wo die Herrschaft wohnte, drei Stufen ging es hinab zum Gesindeeingang. Verlorene Seelen hatten sich nicht eingefunden, vermutlich waren sie von der starken Präsenz verscheucht worden.
    »Oben oder unten?« Sigorskaja hob den Arm, klickend wurden Waffen durchgeladen, der zweite Trupp Soldaten stieß zu ihnen.
    »Oben«, hauchte sie. »Sie sind oben.«
    »Da alles ungefährlich ist, gehen Sie vor, Snickelway«, befahl Sigorskaja und schickte zwei Soldaten mit ihr zusammen die Stiege hinauf; einer betätigte die Klingel.
    Ihr Geister von York, steht mir bei! Ealwhina vernahm Schritte auf der anderen Seite der Tür.
     
4. Januar 1927, München, Königreich Bayern, Deutsches Kaiserreich
    Es hatte länger gedauert, die Lena zu überprüfen und zu reparieren, als sie angenommen hatten. Die Schäden an der Gondel und in den Kammern der Traghülle waren nicht gravierend, wie Litzow betonte, aber sie konnten zur unpassenden Zeit arge Probleme bereiten.
    Silena entschied schweren Herzens, die Instandsetzung vor Ort abzuwarten. Sie vertraute der Einschätzung des Obersts. Auf eigene Faust und mit einem Flugzeug wollte sie wegen ihrer Schwangerschaft nicht fliegen, mit dem Zug bedeutete es keine Zeitersparnis. Aber sie engagierte die renommierte britische Detektei Wimsey, Bunter & Vane, um rund um Oranienbaum nach Grigorij forschen zu lassen. Geld spielte dabei keine Rolle.
    Leida hatte ihr mitteilen lassen, dass sie die Ramachander bis nach Preußen fliegen wollte, um sich dort einen Hangar zu suchen. Sie traute den Russen nicht. Die Männer, die den Zeppelin teilweise besetzt hatten, seien alle getötet worden. Es habe keine Hinweise auf ihre Herkunft gegeben. Und keine ägyptischen Armbänder. Silena teilte die Einschätzung ihrer Freundin, dass es sich um Drachenfreunde gehandelt hatte.
    So stand sie erst drei Tage später auf dem Marienplatz, vor dem schwer beschädigten, von Feuer und Rauch gezeichneten Hauptquartier des Officium Draconis.
    Es sollte durch die Bomben einstürzen. Das erkannte sie auf den ersten Blick. Die Zimmer im Erdgeschoss wiesen die größten Löcher in den Außenwänden auf. Angelegte Stahlträger und Gestänge bildeten das provisorische Korsett, welches das Haus zusammenhielt; handbreite Risse zogen sich durch die Mauern. Trotzig wie das Officium selbst hat es dem Anschlag standgehalten.
    Das Areal war weiträumig abgesperrt worden, die Aufräumarbeiten liefen.
    Silena wunderte sich nicht, dass die Helfer das Abzeichen des bayrischen Georgsordens auf den Armbinden trugen. Brieuc hatte recht. Der Glanz ist fort, und die Nachfahren der echten Heiligen werden bald ersetzt sein.
    Sie musste sich überwinden, näher an das Gebäude zu treten.
    Plötzlich zweifelte sie, ob sie sich ins Archiv schleichen oder eine Rückkehr zum Officium vortäuschen sollte. Erst einen Tee. Sie schwenkte herum und betrat das vertraute Cafe.
    Es herrschte kaum Betrieb, einige Tische an den Fenstern waren frei. Im Radio lief eine Übertragung mit Tanzmusik; Silena erkannte die Comedian Harmonists. Dazu erklangen die typischen Geräusche eines Cafes mit seinen leisen Unterhaltungen, dem Klirren von Geschirr. Jemand rauchte Zigarre.
    Prompt lief sie Marie in die Arme. »Oh, Groß…« Sie sah Silenas abwehrende Geste. »Groß ist meine Freude, Sie zu sehen, gnäd’ge Frau«, fing Marie ihre Begrüßung ab und führte sie an einen Tisch am Fenster. »Nehmen Sie Platz. Einen schwarzen Tee mit Milch und Zucker, dazu ein paar Kekse, richtig?«
    »Richtig.« Sie lächelte.
    »Kommt sofort, gnäd’ge Frau!« Marie eilte davon.
    Silena beobachtete, wie Laster vor dem Sitz des Officiums anhielten. Einige wurden mit Schutt beladen, andere dagegen mit angesengten Schränken, verrußten Ordnern und Kartons.
    Marie brachte ihr die Bestellung. »Schön, dass Sie hier sind«, sagte sie wieder.
    »Danke. Sie sind eine freundliche Seele, Marie. Haben Sie den peinlichen Auftritt von Großmeister Brieuc verwunden?«
    Marie zeigte ein verkniffenes Lächeln. »Ich musste dem Herrn Cafebesitzer den zerstörten

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