Drachenkampf - Zwergenkrieger
im Freien, auf dem grünen Gras der jordischen Ebenen, bereden.
Rotschwinges Jagdruf drang herab durch die klare Luft; die Lenkfedern an den Enden der rötlichen Schwingen des Falken drehten sich hierhin und dorthin, als der Vogel seine Kreise durch die Lüfte zog und in dem langen Gras nach Beute Ausschau hielt.
Elyn und Mala saßen auf einer Decke und nahmen ein Mahl ein. Ihrer beider Augen blickten gebannt zum Flug des Falken empor. Lang saßen sie so, ohne ein Wort zu sagen, bis Elyns leise Stimme schließlich das Schweigen brach: »Mala, ich habe die Absicht, zum Schwarzen Berg zu gehen, um den Kammerling zu erringen.«
Malas Gesicht erbleichte, und sie ballte die Fäuste. Sie wandte sich Elyn zu. »Kind, das kannst du nicht. Du kannst die Aufgabe nicht im Stich lassen, die dein Vater dir übertragen hat. Du mußt an das Reich denken.«
»Nur daran denke ich, Mala, an das Reich.« Elyn erhob sich und begann umherzugehen. »Wenn nicht irgend jemand etwas dagegen tut, wird Kalgalath der Schwarze das Reich zerstören, denn das Heer ist in der Feste des Feindes gefangen, und nichts und niemand wird sie befreien, ehe der Drache erschlagen und dann der Feind in Gestalt der Zwerge besiegt ist. Der Kammerling scheint unsere einzige Rettung zu sein, und gewiß kann so ein mächtiges Zauberwerk gegen den gierigen Feind gewandt werden, sobald das Leben des Drachen vernichtet ist.«
»Aber die Gefahr!« rief Mala aus. »Wenn es denn sein muß, so schicke jemand anderen aus!«
»Wen denn, Mala?« gab Elyn zurück. »Soll ich einen alten Mann aussenden, dessen Kraft geschwunden, dessen Ausdauer zu gering ist, als daß er sein Ziel erreichen könnte? Oder sollte ich einen Jüngling losschicken, voll unverbrauchter Energie, aber des Waffennandwerks nicht kundig? Nein, Mala, niemand anders in Jordburg hat die Jugend und die Fähigkeiten dazu außer mir. Ich bin eine Kriegsmaid. Und als solche bin ich am besten dazu geeignet, diese Aufgabe zu vollbringen, so es denn überhaupt jemand kann.«
»Elyn, all die starken jungen Männer sind nicht in Kachar gefangen«, hielt ihr Mala entgegen. »Es gibt noch andere im Land. Laß einen von ihnen gehen!«
»Mala, alle Krieger sind gefangen; oder wenn sie nicht gefangen sind, haben sie andere, wichtige Aufgaben ... Grenzpatrouille, Burgwache, was auch immer. Jeder, der dazu imstande war, ist in den Krieg gezogen. Die nicht gingen, hatten entweder nicht die Fähigkeiten oder waren aus anderen Gründen unentbehrlich.« Elyn hielt inne und blickte auf ihre Tante herab. »Aber ich, ich habe die Fähigkeiten, und ich bin entbehrlich.«
»Nein, Prinzessin«, widersprach Mala, »denn wenn du gehst, wer wird das Reich regieren?«
Elyns überlegte Antwort traf ihre Tante wie ein Schlag: »Du, Mala. Du wirst Regentin sein.«
»O nein, Elyn«, protestierte Mala. »Dein Vater übertrug dir diese Aufgabe. Du kannst sie nicht einfach jemand anderem übertragen, denn es war sein Befehl.«
»Die Umstände lassen mir keine andere Wahl, Tante«, erklärte Elyn und hob die Augen zum Himmel. »Wäre mein Vater hier, würde er mir beipflichten. Ehe er fortritt, sagte er mir: >Zufall und Umstände machen oft einen anderen Kurs notwendig als den zunächst eingeschlagenen ... tu, was für das Reich das beste ist.< Siehst du nicht, Mala, daß die Umstände mir in dieser Sache keine andere Wahl lassen? Ich muß den Kammerling suchen!«
Malas Gesicht verzerrte sich zu einer Maske der Sorge: »Aber hast du denn vergessen, Elyn? Die Barden sagen, daß keines Menschenkriegers Hand einen Drachen erschlagen kann.«
Elyn hob ihre Hand vor die Augen, drehte sie langsam um und betrachtete sie eingehend: Handfläche, Knöchel, Daumen und Finger. »Mala, dies ist nicht die Hand eines Menschenkriegers.« Tränen rannen Mala über das Gesicht. »Aber du kannst dabei verletzt werden, vielleicht sogar sterben.«
Elyn kniete nieder und umarmte ihre Tante, um sie zu trösten. »Wenn ich nicht gehe, liebe Mala, wird vielleicht das ganze Reich untergehen«, flüsterte sie.
Als sie nach Jordburg zurückritten, zurück zu der zerstörten Feste, gingen Elyn aus unerfindlichen Gründen die Zeilen eines der Lieder, welches Trent der Barde einst gesungen hatte, immer wieder durch den Sinn:
Willst den Preis du erringen
Für das, was du liebst,
Mußt den Tod du bezwingen
Für das, was du liebst ...
Und Elyn nahm Rotschwinge Haube und Fesseln ab und warf den Vogel in die Luft. »Fliege frei, Jägerin der Lüfte, fliege frei!« Und
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