Drachenkampf - Zwergenkrieger
brennenden Hunger.
Doch genauso plötzlich ließen sie voneinander ab, mit klopfenden Herzen, verwirrt und beschämt; denn der Zwang ihrer beider Völker, vererbt durch die Jahrtausende, hatte sie durch die Zeit hindurch wieder gefangen.
Sie ist eine Menschenfrau, keine Châkian!
Er ist ein Zwerg, kein Mensch!
Wie kann das sein?
Wie kann das sein ? Und im gleichen Augenblick begann der Boden unter ihren Füßen zu zittern.
»Wa...« begann Elyn.
»Ein Erdbeben!« rief Thork. »Hier, an die Felswand, Elyn! Von dort droben wird Steinschlag kommen, vielleicht eine Lawine.«
Und so kauerten sie sich eng umschlungen an die schützende Wand eines Abhangs am Fuß des nahe gelegenen Berges; und der Boden schwankte und zitterte, und Steine und Felsblöcke regneten von oben herab, prasselten den Abhang hinunter und flogen in hohem Bogen über die Straße.
Und mit Schrecken in der Stimme rief Elyn: »Schau!« und zeigte nach Süden.
In der Ferne konnten sie den schwarzen Fels von Andraks Festung erzittern sehen. Die hellen Strahlen der Morgensonne trafen sich oben auf den Mauern der Burg; der Rest der Erhebung lag noch im Bergschatten. Und während sie voll Staunen darauf starrten, begannen die beiden Felsspitzen langsam, majestätisch, aber mit wachsender Geschwindigkeit zu fallen. Und Festung und Felsen, miteinander verbunden, stürzten in einem riesigen Bogen der Erde zu und zerschellten, zerschmettert von einer unvorstellbaren Kraft, daß mächtige Blöcke und gewaltige Platten und Tonnen von geborstenem Stein durch den Aufprall auseinanderbarsten und eine große Wolke von Schnee und Eis und Staub in den Himmel stieg. Und Augenblicke später drang die Schockwelle des Aufschlags durch den Felsgrund unter Elyns und Thorks Füßen, und dann schlug ein betäubender Hall an ihr Ohr.
Und langsam legte sich das Zittern des Bodens.
Das Erdbeben war vorbei.
Und Andraks Feste war nicht mehr.
Und tief in dem lebenden Stein, drunten im Geberg, ertönte ein rhythmisches Hämmern, ein Klingen unter der Erde.
Der Rückzug
Hoch- und Spätsommer, 3Æ1602 [Im Jahr der Legende]
Einen Monat oder mehr kehrte Kalgalath der Schwarze jeden Morgen nach Kachar zurück, wie Châkka von dem versteckten, sicheren Taltor aus beobachteten. Der Drache durchfurchte den Boden, verstümmelte Leichen und brüllte von nahe gelegenen Berggipfeln seine Herausforderung. Und während jener Wochen sahen die Zwerge nicht ein Lebewesen, das sich in das Tal wagte, außer Geiern und Aaskrähen — bis eines Nachmittags eine kupferhaarige Menschenmaid hineingeritten kam, doch sie verließ das Tal rasch wieder, und die Châkka maßen der Sache keine Bedeutung zu.
In jenem Monat trieben die Châkka kleine Tunnel durch das Gestein rechts und links des Haupttores voran bis auf die letzten paar Fuß, gemäß Grubenmeister Fendors Plan. Es waren Tunnel, die als Seitengänge dienen sollten, um Zugang zu der großen Geröllhalde zu erhalten, die das Hauptportal begrub. Von dort aus gedachte man den Schutt abzutragen, sobald der Drache verschwunden sei.
Endlich gab Kalgalath seine morgendlichen Belagerungsrunden auf; es langweilte ihn wohl allmählich, immer nur den Boden zu durchpflügen und halbverweste Leichen zu verstümmeln, und weder die Zwerge noch die Menschen boten ihm frische Opfer. Und so kam der Tag, da Kalgalath der Schwarze nicht erschien, und dann ein weiterer und noch einer, und als eine Woche vergangen und er immer noch nicht zurückgekehrt war, dünkte es die Châkka, daß sie das Werk vollenden könnten. Und nach einer weiteren Woche hatten sie die letzten paar Fuß Granit durchstoßen und den Weg ins Tal freigelegt, und sie setzten kleine, aber massive Eisentüren in den Ausgang beider Durchgänge, Türen, die von schweren eisernen Riegeln geschlossen wurden, und sie steckten Lünsen in die Decken beider Korridore, um die Tunnels zum Einsturz bringen zu können, so man in Zukunft zu solch verzweifelten Mitteln würde greifen müssen. Und als dies alles geschehen war, da waren sie endlich soweit, mit dem Abtragen der Geröllhalde beginnen zu können, die das Haupttor bedeckte.
In jenen Wochen wurden auch weiterhin Zweikämpfe ausgetragen, wenngleich weniger häufig, denn sowohl die Zwerge als auch die Menschen waren sich der Folgen eines Krieges in den unterirdischen Hallen bewußt. Die meisten der Männer von Jord richteten ihren Haß auf Hauptmann Bolk, den sie als ihren Kerkermeister betrachteten; denn er und seine Châkkawachen standen
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