Drachenkampf - Zwergenkrieger
Höhe auf den Magier herab. Hinter dem Drachen ergoß sich feurige Lohe aus einer geschmolzenen Steinwand, um sich mit den Flammen zu vereinen, die von unten aufloderten. »Somit, wie ich es sehe, halten wir beide das in Verwahrung, was den anderen töten könnte. Ein gerechter Handel, wie mir scheint.«
»Nein, Wyrm, nicht ganz«, wisperte Andrak, »denn ich muß mich der Helden erwehren, die den Zornhammer zu erlangen trachten, während du nur zu schweigen brauchst.«
Wieder, obgleich alles still war, schienen lautlose eherne Echos der Heiterkeit von dem Drachen auszugehen und Wellen des Zorns von dem Magier.
Schließlich sprach Kalgalath: »Wir sprechen von Bündnissen aus ferner Vergangenheit.« Wieder heftete sich sein glitzerndes Auge auf die schattenhafte Gestalt. »Zurück in die Gegenwart: Wer hat den Hort, und wo befindet er sich?«
»Die Harlingar, die Vanadurin«, kam die geflüsterte Antwort. »In der Burg Aranors, auf den Steppen von Jord. Es war Aranors Sohn, Elgor, der Glaum mit einem Trick in die Sonne lockte, die ihn tötete.«
»Ein Mensch?« Kalgalaths Stimme klang aufrichtig überrascht.
»Ein Vanadurin-Krieger, dunkler Wyrm«, zischte Andrak. »Er hat Glaum erschlagen und den Schatz dann an sich genommen.«
Kalgalaths Augen verengten sich. »Für die Anmaßung dieses Elgor werde ich Leben fordern ebenso wie den Schatz.«
Der große Drache legte sein mächtiges Haupt auf das flammende Gesims, mit geschlossenen Augen; er schien die Gegenwart des Magiers gar nicht mehr wahrzunehmen.
Lange Augenblicke vergingen, während der geschmolzene Stein brodelte und schäumte.
»Wann?« zischte Andrak.
»Wann es mir dünkt«, erwiderte Kalgalath. Seine Augen blieben geschlossen.
Schließlich wandte sich die dunkle Gestalt um und ging fort von des mächtigen Drachen Thron. Lava quoll, und Magma brach hervor; Fontänen von brennendem Stein röhrten empor, trafen sich mit feurigen Sturzbächen von geschmolzenem Fels, die sich hinab in das flammende Inferno ergossen. Andrak schenkte dem keine Beachtung, als er über die brodelnde Oberfläche von dannen ging.
Langsam wurde die Gestalt kleiner in der Entfernung, bis sie ganz verschwunden war.
Die Gesandtschaft
Winter, Vorfrühling, 3Æ1602 [Im Jahr der Legende]
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von der Tötung des Drachen durch ganz Jord und weiter: nach Aven und Riamon, Naud und Kath und über deren Grenzen hinaus. Reisende brachten sie in Umlauf: Händler; Jäger; Leute, die sich auf den Weg machten, um Verwandte und Bekannte zu besuchen. Wo immer Menschen hinkamen, trugen sie die Geschichte mit sich, eine Geschichte, die wuchs und wuchs, während sie sie erzählten, bis sie der Wahrheit immer unähnlicher wurde.
An einem eisigen Wintertag kam ein halb erfrorener junger Mann durch den treibenden Schnee in den Burghof geritten. Wachen halfen ihm von seinem zottigen Pferd; denn er konnte aus eigener Kraft nicht mehr absteigen, so kalt waren seine Glieder. Sein Reittier wurde in den Stall gebracht, während der Mann selbst in die Wärme der Wachstube geführt wurde. Und als sie ihn aus seinem froststarren Mantel geschält und das Eis von Haar und Augenbrauen und Bart getaut hatten, sahen sie sich einem gutaussehenden Jüngling aus dem Reich Pellar gegenüber. Schwarz war sein Haar und braun sein Auge, und er war hager wie ein hungriger Wolf. Estor war sein Name, und er war ein Barde, und selbst in den Tiefen des Winters war er nach Jord gekommen, um die Wurzeln der Wahrheit in jener denkwürdigen Geschichte aufzuspüren, jener Geschichte von Menschen, die einen Drachen erschlagen hatten. Und nach einiger Zeit wurde er vor das Angesicht des Prinzen geführt, und der Sänger konnte selbst die schwarze Augenklappe und das Versehrte Gesicht des Erben von Jord sehen sowie die weiße Strähne, die durch Elgors Haar lief, eine Strähne, die, wie es hieß, dort erschienen sei, als der Langwyrm beinahe in den Schlund des Maelstroms hinabgesogen wurde.
Lange saß er mit Elgor zusammen und erfuhr von ihm, wie sich alles wirklich zugetragen hatte. Es war indes kein einseitiger Austausch, denn Elgor erfuhr von Estor, daß die Jutlanderflotte, die Arik verfolgt hatte, dem Wüten des Sturms zum Opfer gefallen war; kein Schiff hatte entkommen können. Somit würde es viele Jahre dauern, bis die Jutlander sich von diesem Schlag erholt hatten, und viele Jahre, ehe sie und die Fjordleute wieder aufeinandertreffen mochten, um die alte Blutfehde
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