Drachenkampf
Weile darüber nachzudenken. Er nutzte diesen Moment und betrachtete Leprat eingehend, der aufrecht, sein Rapier an der Seite und die rechte Hand bandagiert, vor ihm stand, ohne auch nur zu blinzeln.
»Versteht mich nicht falsch«, sagte Tréville schließlich. »Ich würde nichts lieber sehen, als dass Ihr wieder den blauen Umhang der Musketiere tragt. Niemand hätte es mehr verdient als Ihr …«
»Danke, Monsieur.«
»Aber ich weiß auch, was die Klingen Euch bedeuten. Und ich bin mir über den Respekt und die Freundschaft im Klaren, die Ihr Monsieur La Fargue entgegenbringt … Habt Ihr ihn in Eure Entscheidung einbezogen?«
»Ich werde es ihm heute Abend mitteilen, genauso wie den anderen Klingen.«
»Das wird sicher nicht einfach werden.«
»Allerdings.«
Auf der großen Terrasse des Hôtel de Chevreuse wurde Arnaud de Laincourt von der Herzogin empfangen. Er war noch immer recht blass und trug den Arm in einer Schlinge. Die Herzogin war indes nicht weniger schön und elegant als gewöhnlich, aber sie war allein und wirkte ernst. Sie stand unter einem Baldachin, unter dem sich Sessel und ein Tisch befanden, der voll mit Getränken und unberührten Leckereien war – Oblaten, Kuchen, Marzipan, kandierte Früchte, Konfitüre, Sirup. In der Hand hielt sie ein Glas gefüllt mit Likör aus Goldenem Bilsenkraut, und der Glanz in ihren Augen verriet Laincourt, dass sie bereits zu viel davon genossen hatte.
Sie reichte ihm die Hand zum Kuss und sagte dann: »Dann habt Ihr also nie den Dienst beim Kardinal quittiert, Monsieur de Laincourt …«
»So ist es, Madame.«
»Tja, das war Euer gutes Recht … Im Gegensatz zum Marquis de Châteauneuf, der Euch rekrutieren wollte, hat Monsieur Mirebeau es nie für möglich gehalten, Euch für unsere Sache zu gewinnen. Er sagte, der Kardinal sei ein Herr, dem zu dienen man nie aufhört.«
»Da hatte er zweifellos recht.«
»Wisst Ihr, was aus ihm geworden ist? Wurde er verhaftet?«
»Mirebeau? Er ist tot, Madame.«
»Oh, das ist traurig«, sagte Madame de Chevreuse in einem Ton, den sie auch anschlug, wenn sie bedauerte, dass ein Rosenstock erfroren war.
Laincourt erwiderte nichts darauf, und beide wandten sich dem prachtvollen Garten zu.
»Ich danke Euch, dass Ihr Euch bereiterklärt habt, mich zu besuchen, Monsieur. Wisst Ihr, mittlerweile klopft man kaum noch an meine Tür. Die ganze bessere Gesellschaft, die auf meinem Ball tanzte und meinem Feuerwerk applaudierte, meidet mich nun, als hätte ich die Ranz … Aber ich bin an die Wechselhaftigkeit des Hofs gewohnt und erwarte geduldig mein Schicksal. Für mich wird es das Exil bedeuten, nicht wahr?«
»Zweifellos, ja.«
»Und für den guten Châteauneuf?«
»Ich bezweifle, dass er jemals wieder die Gefängnisse Seiner Majestät verlassen wird.«
»Exil …«, seufzte die Herzogin, und ihr Blick verlor sich in der Ferne.
Ein Diener brachte eine in Stoff eingeschlagene Schachtel auf einem Tablett herbei. Geduldig stand er da und wartete, bis ihn seine Herrin bemerkte.
»Ah!«, rief sie schließlich. »Hier der Grund, weshalb ich Euch zu mir bestellt habe. Nehmt, Monsieur. Das ist für Euch.«
Neugierig nahm Laincourt die Schachtel an sich, wartete mit dem Öffnen jedoch, bis sich der Diener abgewandt hatte. Sie enthielt einen Brief – der an ihn adressiert war – und ein kleines, gemaltes Porträt.
»Der Brief«, erklärte Madame de Chevreuse, »ist von Madame de Saint-Avold, die sich aus Gründen, die Euch wohlbekannt sind, bemüßigt fühlte, auf die Schnelle in ihr Geburtsland Lothringen zurückzukehren.«
Das Porträt zeigte Aude de Saint-Avold. Es handelte sich um jenes Bild, das die Herzogin hatte anfertigen lassen, um ihrem Zaubermeister zu zeigen, wie sehr die schöne Aude, wenn man ihre obere Gesichtshälfte maskierte, der Königin ähnelte – die gleichen Augen, der gleiche Mund, das gleiche Kinn, der gleiche Hals.
»Bitte nehmt dieses Geschenk von mir an, Monsieur. Denn von all meinen Schwächen ist die für die Liebe meine größte.«
Laincourt nahm es bewegt an.
Kirchenglocken läuteten in der Ferne und schienen immer näher zu kommen, doch sie achteten gar nicht darauf.
»Auf Wiedersehen, Monsieur de Laincourt. Ich bezweifle, dass es bald sein wird.«
»Auf Wiedersehen, Madame. Jedoch …«
»Ja, Monsieur?«
»Würdet Ihr mir noch eine Frage beantworten?«
»Ist es der Kardinal, der sie mir über Euch als Mittelsmann stellen lässt?«
»Nein, Madame.«
»Dann werde ich sie Euch
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