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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Danke.«
    »Und Euer Oberschenkel?«
    »Wieder ganz hergestellt, Monsieur.«
    Dabei handelte es sich um eine leicht übertriebene Behauptung. Aber dies war eine Gewohnheit, die man bei den Musketieren des Königs schnell annahm: Man spielte die Schwere einer Verletzung herunter oder übertrieb die Schnelligkeit des Heilungsprozesses, aus Angst, beim nächsten Auftrag nicht mehr eingesetzt zu werden.
    »Das war aber doch eine böse Verletzung …«
    »Das wurde sie erst, als ich auf die Idee kam, aus einem Fenster zu springen«, antwortete Leprat und lächelte.
    »Sonderbar, diese Idee …«
    »Nicht wahr?«
    Die beiden Männer, die gut fünfzehn Jahre Altersunterschied trennte, wechselten einen amüsierten und verschwörerischen Blick.
    Danach verfinsterte sich Trévilles Miene. »Ich habe gestern einen Brief Eures Vaters bekommen.« Er zeigte auf den Brief, den er vor sich hingelegt hatte, als Leprat eingetreten war. »Euer Vater macht sich Sorgen um Euch. Er macht sich Sorgen, weil Ihr die königliche Garde der Musketiere verlassen habt.«
    »Der Graf fürchtet vor allem, dass ich ihm schade. Etwa durch einen ehrlosen Tod während einer geheimen Mission. Er wäre stolz darauf, wenn ich auf dem Schlachtfeld sterben und dabei den Umhang der Musketiere tragen würde, Monsieur. Aber im Dienste La Fargues kann man nichts für die Nachwelt verdienen … Der Graf«, fuhr Leprat nach einer Pause fort, »zeigt sich lediglich um den Ruhm seines Namens besorgt.«
    »Vielleicht sorgt er sich auch um den Ruhm des Ihren …«
    Der ehemalige Musketier deutete ein Lächeln an.
    »Wenn man meine Leiche in einem Kanal fände, würde dieser Fundort den Grafen mehr belasten als mein Tod.«
    Betrübt stand Tréville auf und ging zum Fenster. Dort verharrte er einen Moment lang schweigend und sorgenvoll, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    »Es steht Euch noch immer frei, Chevalier, zu den Garde-Musketieren zurückzukehren. Ihr seid im Übrigen nur beurlaubt. Unbefristet beurlaubt zwar, jedoch beurlaubt. Sagt ein Wort, und ich setze Euch wieder ein.«
    »Danke, Monsieur.«
    Tréville kehrte dem Fenster wieder den Rücken zu, und sein Blick traf den Leprats.
    »Ihr wisst, wie sehr ich Hauptmann La Fargue schätze. Ich will Euch also nicht in die Lage bringen, zwischen zwei Loyalitäten zu entscheiden. Doch Ihr werdet dem König nicht weniger dienen, wenn Ihr den Umhang der Musketiere tragt. Behaltet Euren also, Chevalier. Und denkt nach. Es ist noch immer Zeit.«
    Kardinal Richelieu kam sehr beunruhigt aus seiner Unterredung mit Louis XIII. Aber er ließ sich nichts anmerken und beschloss, sich im Großen Saal des Louvre sehen zu lassen, wo sich Minister und Höflinge, Günstlinge und Offiziere, schöne Damen und bedeutende Herren drängten. Er zeigte sich lächelnd, entspannt, konversierte, ertrug geduldig den Ansturm der Aufdringlichen, die Gesuche der Bittsteller und das Herumschwänzeln der Schleimer. Um ihnen zu entkommen, zog er in Betracht, der Königin in ihren Gemächern einen Besuch abzustatten. Aber wäre das wirklich eine so gute Idee?
    Nun kam es darauf an, das Misstrauen jener zu beschwichtigen, die bereits beunruhigt waren oder sich bald nervös fragen würden, aus welchen Gründen der König – überdies ausgesprochen schlecht gelaunt – seinen Ersten Minister am Ende der Ratssitzung noch bei sich behalten hatte. Die Entscheidungen, die Louis XIII. getroffen hatte, und die unwiderruflichen Befehle, die er während dieser Unterredung erteilt hatte, könnten dafür sorgen, dass Blut und Feuer über das Reich hereinbrachen. Wenn der Tag erst einmal gekommen war, würde man schnell handeln müssen, so viel war sicher. Und das ohne ein Quäntchen Erbarmen. Dieser Tag stand unmittelbar bevor.
    Doch bis dahin bestand das einzige Mittel, ein fatales Feuer zu vermeiden, darin, absolute Geheimhaltung zu bewahren. Allerdings wird ein Geheimnis nie besser bewahrt, als wenn man seine Bedeutung ignoriert.
    Das war der Grund, warum sich der Kardinal darauf verlegt hatte, so zu tun, als sei nichts geschehen. Deshalb nahm er alle Termine wahr und achtete tunlichst darauf, dass die Anzahl der Nachrichten, die das Kardinalspalais verließen, die gewöhnliche Menge nicht überstieg. Deshalb hielt er sich an eine sichtbare Routine.
    Richelieu wusste, dass er überwacht wurde.
    Allein seine Eigenschaft als herausragender Staatsmann hatte zur Folge, dass auch die geringsten seiner Besuche jeglicher Art beachtet, berichtet und

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