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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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zusammengestoßen. Der Pförtner war klein, mager und ungewaschen, und er hinkte mit seinem Holzbein. Er hatte dichte Augenbrauen, und sein Schädel wurde von einem Ring aus langen, flachsigen Haaren bekränzt. Guibot hatte den Klingen schon vor ihrer Auflösung gedient und hatte das Palais Épervier , das er aus unerfindlichen Gründen liebte, eifersüchtig bis zu ihrer Rückkehr bewacht.
    Als Marciac ihm im Eingang gerade noch auswich, war der Alte gerade schwer damit beschäftigt, zwei Küchenjungen den Weg freizuräumen, die – in Schlappen, weißen Strümpfen, Hosen, Hemden und Schürzen – über den Hof kamen und auf einer Platte eine große, duftend dampfende Pastete im Blätterteigmantel transportierten.
    »Guten Tag, Monsieur Marciac … Wenn Ihr gestattet … Verzeiht, verzeiht … Passt auf die Stufe auf, ihr zwei! Und Vorsicht bei der Tür! … Dort! … Vorsichtig, vorsichtig … Hier entlang …«
    Dem Gascogner lief schon das Wasser im Munde zusammen, als er diesen Transport bis zum Garten verfolgte. Bei dem sogenannten Garten handelte es sich streng genommen um eine quadratische Anlage, die aufgrund fehlender Pflege in einen ziemlich wilden Zustand zurückverfallen war. Das Gras war bereits recht hoch, und am Fuße der Mauern breitete sich Buschwerk aus. Eine Kastanie wuchs dort und spendete höchst willkommenen Schatten. Am Ende des Gartens führte eine Tür zu einem engen Durchgang. Und genau in der Mitte des Gartens stand ein alter Holztisch, der nie hineingeräumt wurde, sodass er schon ganz verblichen war und sich eine Kletterpflanze seine gedrechselten Beine hinaufwand.
    Leprat, Agnès und Ballardieu saßen auf bunt zusammengewürfelten Stühlen bereits an einer Seite dieses Tischs bei einem Glas Wein. Dann und wann erhob sich einer von ihnen, um sich aus einer der Flaschen nachzuschenken, die zur Kühlung in einem Wasserbottich standen, oder um von einem der zahlreichen Gerichte zu naschen. So waren sie in trauter Gesellschaft und beachteten die schüchterne Naïs kaum. Sie war damit beschäftigt, einen Tisch, auf dem sich bereits Würste, eine gebratene Gans, Käse, eine Torte und ein großer Laib Brot befanden, weiter vollzuhäufen. Allerdings musste man annehmen, dass die junge Bedienstete immer noch etwas vergessen hatte, da sie ohne Unterlass zwischen Garten und Küche, Vorratskammer und Keller hin und her lief. Und jedes Mal fluchte sie leise vor sich hin.
    »Wo hast du bloß deinen Kopf, dumme Gans?«, schimpfte sie mit sich selbst, während sie an dem Gascogner vorbeieilte.
    «Ah! Endlich!«, rief Ballardieu, als er bemerkte, wer sich näherte, und daraufhin begrüßte der alte Soldat Marciac überschwänglich.
    Dann hieß es auch schon, für die dampfende Pastete Platz zu machen. Guibot wollte das Manöver dirigieren, aber Ballardieu hatte bereits das Kommando über die Operation übernommen. Die Pastete wurde ohne Schwierigkeiten von der Platte genommen, und man entließ die beiden Küchengesellen, indem man sie dazu einlud, in die Küche zu gehen, um dort ein Gläschen zu trinken, bevor sie wieder zu ihrem Meister, einem Zuckerbäcker aus der Rue des Saints-Pères, zurückkehrten.
    »Gut geschlafen?«, fragte Leprat.
    »Wunderbar«, antwortete Marciac und setzte sich.
    »Ich bin froh, dich wiederzusehen, Marciac.«
    »Ich bin froh, wieder da zu sein. Ist der Hauptmann noch nicht zurück?«
    »Noch nicht. Ebenso wenig wie Saint-Lucq und Almadès, natürlich.«
    »Da, nimm«, sagte Agnès und reichte dem Gascogner ein Glas Wein. »Auf dein Wohl, Nicolas.«
    Diese Geste machte Marciac verlegen, und er lächelte.
    »Vielen Dank, Baronin.«
    »Gern geschehen.«
    Naïs kam mit einem Schälchen Butter zurück und wusste zunächst nicht, wo sie es abstellen sollte.
    »Naïs«, rief ihr Ballardieu zu, »fehlt deiner Meinung nach noch etwas?«
    Der alte Soldat war kein Menschenfresser. Allerdings verfehlten seine dröhnende Stimme und das hochrote Gesicht nicht seine Wirkung auf die junge Bedienstete. Sie glaubte, es sei eine Fangfrage, zögerte und ging mit panischem Blick mehrmals um den Tisch herum. »Ich …«
    »Ich für meinen Teil glaube, dass nichts mehr fehlt«, fuhr Ballardieu fort. »Du kannst dich also hinsetzen.«
    Naïs verstand nicht. Lud man sie an den Tisch der Herren ein?
    »Verzeiht, mein Herr?«
    »Setz’ dich, Naïs! Und Ihr auch, Guibot … Also, greifen wir schnell zu! Die Pastete wird sonst kalt.«
    Der Pförtner ließ sich nicht lange bitten.
    Die junge Bedienstete

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