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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Augen. »Ist ja gut, Marschall. Ist ja gut …«
    Er schlug die Decke zurück, stützte sich auf seine Ellbogen und bedachte den alten, ausgemergelten Dragun mit einem wenig freundlichen Blick. Das kleine Reptil hatte die Flügel zusammengefaltet, seinen Schwanz um die eng zusammengestellten Pfoten eingerollt und schien abzuwarten.
    »Er hat Hunger.«
    »Natürlich hat er Hunger« , antwortete Laincourt in Gedanken. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, legte der Dragun den Kopf nach rechts. »Er hat immer Hunger. Man muss sich fragen, wie er so viel essen kann und dabei so mager bleibt …«
    Dann sagte er laut zu Marschall gewandt: »Weißt du eigentlich, dass es eine rechte Qual ist, dich anzusehen ?« Der Dragun legte den Kopf nach links. »Jaja …«
    Laincourt betrachtete den großen Käfig mit den fingerdicken Stäben, der in einer Ecke des Zimmers thronte.
    Wie jeden Morgen stand er offen, obwohl er ihn am Abend zuvor wie üblich geschlossen hatte.
    Er seufzte erneut. »In deinen Käfig!«, befahl der junge Mann und klatschte in die Hände. »Los! Du kennst die Regeln! Aber dalli! In deinen Käfig!«
    »Sei nicht zu streng … Wenn er mir gehörte, wäre er nie eingesperrt.«
    Langsam watschelnd und mit sichtbarem Widerwillen wandte sich Marschall um. Dann kehrte er mit einem Satz und einem Flügelschlag in sein Gefängnis zurück und zog die Käfigtür mit seiner krallenbewehrten Pfote hinter sich zu.
    Durch den Stoß schloss sich das kleine Schnappschloss von selbst. Aber das schien den alten Dragun nicht übermäßig zu beunruhigen.
    Laincourt konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Er war ein schlanker, braunhaariger junger Mann mit kristallblauen Augen – intelligent, kultiviert, gelassen und zurückhaltend. Manche hielten ihn für reserviert, was er in gewisser Weise auch war. Andere urteilten, seine Zurückhaltung sei ein Ausdruck von Arroganz. Sie irrten sich. In Wahrheit verachtete Laincourt niemanden. Aber er schätzte seine Mitmenschen nicht sonderlich, und er verlangte von ihnen nichts weiter, als dass sie ihn in Ruhe ließen, und war nicht bemüht, ihnen zu gefallen. Hohles Gerede, gekünsteltes Verhalten und zweckmäßiges Lächeln – all das hasste er, und er mochte es ebenso wenig, wenn man versuchte, mit ihm zu plaudern. Er zog die Ruhe dem gewöhnlichen Geschwätz vor und die Einsamkeit einer unergiebigen Gesellschaft. Wenn er mit einem aufdringlichen Menschen konfrontiert wurde, nickte er nur lächelnd, sagte kein Wort und zog sich bald mit einer Entschuldigung zurück. Für ihn bestand Höflichkeit darin, guten Tag, danke und auf Wiedersehen zu sagen und sich nur um die Gesundheit derer Sorgen zu machen, die er wirklich liebte.
    Nachdem Laincourt aufgestanden und in seine Beinkleider geschlüpft war, schloss er schnell das Zimmerfenster. Er hatte es offen gelassen, um die kühle Nachtluft zu spüren, aber nun drangen nur noch Hitze, Gestank und der Lärm von Paris herein.
    »Du hast wieder recht lang geschlafen, mein Junge.«
    »Ja.«
    »Das ist eine schlechte Angewohnheit, die du hast, seit du untätig bist und deine Nächte mit Lesen verbringst.«
    »Lesen ist nicht nichts tun.«
    »Du hast keine Arbeit mehr.«
    »Ich habe keinen Herrn mehr.«
    »Bald wirst du in Geldnöten sein.«
    Laincourt zuckte mit den Schultern.
    Er wohnte im zweiten Stock eines Hauses in der Rue de la Ferronnerie , nicht weit vom Friedhof Saints-Innocents entfernt, zwischen dem Viertel Sainte-Opportune und Les Halles . Die Straße war zwar kaum vier Meter breit, aber sehr belebt, da sie die Achse der Rue Saint-Honoré verlängerte und direkt auf die Rue Saint-Denis traf, also verband sie zwei der Hauptverkehrsadern von Paris. Von morgens bis abends riss der Strom der Passanten und Händler, der Reiter und Sänften, der Karren und Kutschen nicht ab.
    »Hast du den gesehen, mein Junge?«
    Laincourt warf einen Blick auf die Straße hinaus.
    Am Anfang einer engen Passage zwischen zwei Häusern wartete ein Edelmann im beigen Wams. In der einen Hand hielt er seine Handschuhe, die andere ruhte auf dem Griff seines Schwerts. Er war entspannt und versuchte nicht, sich zu verstecken. Vielmehr hatte Laincourt das Gefühl, dass er gesehen werden wollte, und er erinnerte sich, dass er ihn in den letzten Tagen schon mehrmals hier und da bemerkt hatte.
    »Sicher« , antwortete er dem unsichtbaren Gegenpart.
    »Ich frage mich, wer er ist. Und was er will.«
    »Mich kümmert er nicht.«
    Noch vor einem Monat hätte ihn das

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