Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
Vom Netzwerk:
versprochen, sich heute Abend wieder zu zeigen, und bevor ich sie wiedertreffe, muss ich wissen, wie der Kardinal in Bezug auf ihre Forderung entschieden hat. Im Übrigen wird sie von einer Gruppe Draqs verfolgt, die ihr, da bin ich sicher, keine Pause gönnen werden. Falls sie sie vor uns finden …
    »Draqs? Was für Draqs?«
    »Schwarzdraqs, Rochefort, Söldner, und aufgrund der Markierungen auf dem Gesicht ihres Anführers könnte ich schwören, dass es sich um Ehemalige der Irskehn’schen Kompanien handelt.«
    »›Ir’Skehn‹ bedeutet auf Drakonisch ›schwarzes Feuer‹«.
    Die Irskehner waren berittene Kompanien, die von den Spaniern aufgestellt worden waren und nur aus Schwarzdraqs bestanden. Diese Reiter waren auf dem Schlachtfeld zwar wenig verlässlich, weil sie nicht in der Lage waren, ihren Eifer im Zaum zu halten, aber sie suchten ihresgleichen, wenn es darum ging, zu marodieren, Angst und Schrecken zu verbreiten und zu plündern. Sie waren für schreckliche Massaker an der Bevölkerung verantwortlich. Allein das Gerücht, sie seien im Anmarsch, genügte, um einen Landstrich zu räumen.
    Rochefort verstand und kniff die Augen zusammen. »Und wer könnte die Irskehner dazu angestiftet haben …«, begann er.
    »… wenn nicht die Schwarze Kralle«, schloss La Fargue.
    Marschall hockte auf der Stuhllehne und reckte den Hals, als er seinem Herrn über die Schulter blickte und das Brett des Tric-Trac -Spiels beobachtete. Der alte Dragun lauerte auf die Würfel, die er so gern rollen sah. Doch Laincourt saß mit leerem Blick unbeweglich und abwesend da.
    »Was ist, Arnaud! Spielt Ihr?«
    Der junge Mann blickte im selben Moment auf, als sich auch Marschall aufrichtete, und betrachtete seinen Gegner mit einer überraschten und etwas ratlosen Miene. Der Mann verschränkte die Arme und lächelte ihn an. Er wirkte leicht amüsiert, aber aus seinen Augen sprach Gewogenheit. Er war um die fünfzig, Buchhändler, und hieß Jules Bertaud. Laincourt kannte er nun schon seit knapp einem Jahr und hegte väterliche Gefühle für ihn. Sie hatten denselben Geschmack, was Wissen und Bücher betraf, insbesondere die Abhandlungen über Drachenmagie, auf die die Buchhandlung Bertaud spezialisiert war. Hinzu kam, dass sie beide Lothringer waren, was ihre Freundschaft noch begünstigt hatte.
    »Ihr seid dran, Arnaud …«
    Einmal pro Woche besuchte Laincourt Bertaud, um mit ihm zu plaudern und Tric Trac zu spielen. Da es an diesem Tag so schön war, hatten sie es sich im sonnigen Hinterhof der Buchhandlung bequem gemacht, die in der Rue Perdue im Stadtviertel um die Place Maubert lag, wo sich eine Vielzahl von Buchhandlungen und Druckereien befand.
    »Ach ja …«, sagte Laincourt und nahm das Spiel wieder auf. »Natürlich. Ich bin dran mit würfeln, richtig?«, vergewisserte er sich vorsichtshalber noch einmal und griff nach dem Würfelbecher.
    Sofort war Marschalls Interesse geweckt.
    »Nein«, antwortete Bertaud geduldig. »Ihr habt bereits gewürfelt …«
    »Wirklich?«
    »Wirklich!«, sagte Daunois.
    Neben dem alten, ausgemergelten Dragun hatte das Spiel einen weiteren Zuschauer: einen vierzehnjährigen Rotschopf mit der Statur eines Hafenarbeiters und einem Verbrechergesicht. Doch man hätte ihm Unrecht getan, wenn man ihn nach seinem Äußeren beurteilt hätte. Joseph Daunois war Drucker und verfügte über einen scharfen Verstand, er war intelligent, kultiviert und manchmal voll bissiger Ironie. Er und Bertaud mochten einander sehr, aber sie konnten es dennoch nicht lassen, sich ständig gegenseitig auf die Schippe zu nehmen.
    Der Drucker stand auf der Schwelle seiner Werkstatt, und hinter ihm erahnte man eifrige Arbeiter. Aber vor allem hörte man das Knirschen der großen Handpressen. Der Geruch nach Papier und frischer Tinte erfüllte den ganzen Hof und übertünchte den Gestank der Stadt, der durch die Hitze noch schlimmer war als sonst.
    »Ja, wirklich«, bekräftigte Bertaud noch einmal. »Und Ihr habt sieben Augen gewürfelt.«
    »Sieben …«, wiederholte Laincourt.
    »Ja, sieben.«
    »Wenn er es Ihnen doch sagt!«, rief Daunois und kam wieder zu ihnen herüber. Seine Körpermasse warf einen großen Schatten auf den kleinen quadratischen Tisch.
    »Gewährt mir nur einen Moment, um nachzudenken«, bat Laincourt, während er sich über das Tric-Trac -Brett beugte.
    Er behielt es für sich, aber er brauchte einige Sekunden, um sich daran zu erinnern, dass er mit Weiß spielte.
    Und um zu entdecken, dass er

Weitere Kostenlose Bücher