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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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kurzer Distanz, und die beiden Zwillingsdrachentiere stritten sich spielerisch um die Zuneigung ihrer Herrin. Sie stießen sich gegenseitig weg und reckten die Hälse, um Streicheleinheiten zu ergattern, oder rieben ihre Mäuler an Hals und Wangen der Italienerin. Die lachte, tat so, als wehrte sie den Ansturm der kleinen Reptilien ab, schalt sie Teufel und Frechlinge. Ein unbeabsichtigter Krallenhieb ritzte Alessandra leicht die Schulter auf, aber die Verletzung verheilte sofort, und der Blutstropfen, der herausgetreten war, rann an makelloser Haut hinunter.
    Die Kammerzofe unterbrach mit ihrem Klopfen das Vergnügen.
    Seit fünf Tagen logierte die Italienerin bereits auf dem Jagdschloss Fuchsbau. Fünf Tage, die sie jeden Morgen nach Paris geführt hatten, wo sie befragt wurde. Fünf Tage, in denen sie mit einer Mischung aus Höflichkeit, Wachsamkeit und Ressentiment behandelt worden war.
    »Euer Zimmer bitte sehr, Madame. Und hier Euer Schlüssel. Aber vermeidet es bitte, Euch nachts zu weit aus dem Fenster zu beugen. Man könnte sich sonst allzu leicht täuschen und mit der Muskete auf Euch schießen …«
    Die schöne Spionin hatte Kardinal Richelieu in eine sehr heikle Situation gebracht, als sie an seine Tür geklopft und sich freiwillig als seine Gefangene ausgeliefert hatte. Das Parlament von Paris – das auch als der wichtigste Gerichtshof im Königreich fungierte – hatte sie unlängst mehrfach in Abwesenheit verurteilt. Korruption, Erpressung und Diebstahl wurden ihr vorgeworfen. In den meisten Fällen zu Recht.
    Aber nun war Richelieu nicht daran gelegen, dass sie belästigt wurde. Zunächst, weil der Papst zweifellos nicht erlauben würde, dass man sie hinrichtete. Des Weiteren, weil sie in der Lage war, Staatsgeheimnisse zu verraten, deren Offenlegung kein Herrscher in Europa wünschte. Und schließlich, weil sie behauptete, Kenntnis von einem Komplott gegen den französischen König, Louis XIII., zu haben, und sie forderte, dass man ihr, bevor sie mehr verriet, ihre Sicherheit und ihr Leben garantierte. Hinzu kam, dass ihm das Parlament seine Autorität neidete. Es würde die sofortige Verhaftung der Italienerin verlangen, wenn es die Wahrheit erführe. Danach, ganz gleich, wie man über sie entschiede, würden sich die politischen und juristischen Komplikationen häufen. Die Affäre würde großes Aufsehen erregen, dem König schaden und seinen Feinden nutzen. Was nun das Komplott gegen Seine Majestät anbelangte, musste man zweifelsohne warten, bis es sich manifestierte, um Art und Ausmaß zu erfassen …
    Glücklicherweise konnte das, was die Herren Parlamentarier nicht wussten, auch nicht ihr Missfallen erregen. Deshalb fanden die morgendlichen Treffen von Alessandra mit einem Magistraten der Justizverwaltung, der ihr Fragen stellte, die sie freundlich, aber ohne zu viel zu sagen, beantwortete, im Châtelet unter strengster Geheimhaltung statt.
    Die restliche Zeit verbrachte sie beschützt von Musketieren auf Schloss Fuchsbau. Ein Dutzend von ihnen patrouillierte dort und hatte einen kleinen Pavillon in dem Wäldchen am Eingang zum Landgut bezogen. Doch die junge Italienerin ließ sich nicht so leicht täuschen: Die Musketiere beschützten sie nicht nur, sondern bewachten sie auch, wie auch die Domestiken sie ebenso bespitzelten, wie sie ihr zu Diensten waren. Alles unterstand Richelieu, auch der Edelmann, der die Funktion ihres Leibwächters erfüllte.
    Seines Zeichens ein Mitglied der Klingen des Kardinals.
    Alessandra di Santi saß an ihrem Toilettentisch und war soeben mit dem Frisieren fertig geworden, als es an die Tür klopfte.
    »Tretet ein, Monsieur!«
    Leprat erschien. Mit seinen Stiefeln, Beinkleidern, Handschuhen und dem Wams war er komplett in Rot, Schwarz und Grau gekleidet. Seine Sporen klirrten bei jedem Schritt, während er frisch rasiert eintrat, den Hut in der Hand und den Degen an der Seite.
    »Seid gegrüßt, Chevalier«, sagte die Italienerin und hielt den Blick auf den Spiegel gerichtet, mit dem sich die Kammerzofe umsichtig vor ihr aufstellte. »Habt Ihr vor meiner Tür gut geschlafen?«
    »Nein, Madame.«
    Die junge Frau tat, als sei sie besorgt. Ihr Spielchen vorantreibend, wandte sie sich auf ihrem Stuhl um und legte eine Hand an die Brust. »So habt Ihr schlecht geschlafen, Monsieur? Ist Euch etwa nicht wohl?«
    »Nein, Madame.«
    Alessandras Besorgnis wandelte sich in schmollende Wut, die ebenso gespielt war. »Also habt Ihr anderswo geschlafen! Das ist

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