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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Ballardieu sprach, und erwiderte: »Er hätte uns warnen müssen, als der andere zurückkam. Das war seine Aufgabe. Ich wette, er hat getrunken …«
    Der Gascogner hatte nichts entgegenzusetzen.
    Doch nach ein paar Metern im strömenden Regen sagte er: »La Fargue wird nicht gerade erfreut sein, oder?«
    »Oh, sicher nicht!«
    Sie hatten gerade die einzige Spur verloren, die sie zur Herzogin von Chevreuse, zum Alchemisten und zu dem Komplott gegen den König hätte führen können.

2
    S elbst als das Gewitter vorüber war, dauerte der Regen noch bis Tagesanbruch an. Paris erwachte erfrischt und wie neugeboren. Zu behaupten, dass die Hauptstadt nun sauber war, wäre übertrieben gewesen, denn es hätte schon einer Sintflut biblischen Ausmaßes bedurft, um den ganzen Unrat wegzuspülen, der sich in den Straßen angesammelt hatte. Aber das Gröbste war weggewaschen worden, und als die Pariser erwachten, waren sie froh, wenigstens vom Staub und Gestank der letzten Tage befreit worden zu sein. Es kam ihnen gar so vor, als krähten die Hähne munterer und als wäre der Klang der Glocken klarer, während die noch nass glänzende Stadt langsam im Licht der Morgensonne erstrahlte.
    »Tot«, wiederholte La Fargue in einem Ton, der auf nichts Gutes schließen ließ. »Guéret ist … tot?«
    Der Garten draußen war noch ganz nass vom Regen, als sie sich im großen Saal des Palais Épervier versammelt hatten. Die Stimmung war angespannt, und selbst die Klingen, die sich nichts vorzuwerfen hatten, wirkten bedrückt. Allein Almadès, der sich etwas abseits hielt und die Tür bewachte, blieb vollkommen ungerührt.
    »Ja, Hauptmann«, bestätigte Agnès.
    Marciac, Ballardieu und sie hatten sich seit gestern noch nicht umgezogen. Ihre Kleidung war an ihnen getrocknet und ließ sie nicht gerade elegant aussehen, ganz zu schweigen von ihren zerzausten Haaren, ihren angespannten, müden Gesichtern und der offensichtlichen Betretenheit. Ballardieu wirkte besonders zerknirscht.
    »Wie?«, fragte La Fargue.
    »Guéret hat uns in seinem Zimmer überrascht«, erklärte Marciac. Er hatte einen Stiefel ausgezogen, sein verletzter Fuß ruhte auf einem Schemel.
    »Und ihn zu töten, hieltet Ihr für eine gute Idee?«
    »Nein«, verteidigte sich der Gascogner. »Er ist über die Dächer geflüchtet. Wir haben ihn verfolgt, und er ist unglücklicherweise abgestürzt und hat sich den Schädel gebrochen.«
    »Unglücklicherweise … dieses Wort trifft es tatsächlich gut … Und wie kam es dazu, dass Guéret euch überrascht hat? Hat denn niemand von euch Wache gestanden?«
    Agnès und Marciac wechselten betretene Blicke. Ballardieu starrte zu Boden.
    »Doch«, sagte der alte Soldat schließlich. »Ich.«
    »Und du hast den Mann nicht zurückkommen sehen …«
    »Es war so dunkel«, mischte sich Marciac ein. »Und dann noch der starke Regen, das Gewitter.«
    »Und der Wein, nicht wahr?«, fügte La Fargue hinzu.
    »Ja«, gestand Ballardieu. »Ich war nur eine Sekunde weg, um eine Flasche zu kaufen, und …«
    Der Hauptmann der Klingen wetterte los: »Nichtsnutziger Säufer! Hast du auch nur die geringste Ahnung, was uns deine Unzuverlässigkeit kostet?«
    Ballardieu schwieg. Zähe Stille machte sich breit.
    Nach einer Weile stand La Fargue auf und trat ans Fenster. Es war zum noch immer regennassen Garten hin geöffnet, wo es von den Blättern des Kastanienbaums auf den Tisch darunter tropfte. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, nahm er sich die Zeit, sich wieder zu beruhigen. Dann, noch immer in den Garten blickend, sagte er mit besänftigter Stimme: »Gibt es Zeugen?«
    »Keinen einzigen«, antwortete Agnès. »Und der Gastwirt hält dicht.«
    »Die Leiche?«
    »Treibt unkenntlich gemacht und nackt in der Seine. Bei dem vielen Wasser durch das starke Gewitter wird sie wohl niemals gefunden werden.«
    »Seine Habseligkeiten?«
    »Sein Gepäck und die Kleider, die er anhatte, sind alle hier.«
    Über seine Schulter blickte La Fargue zu dem Tisch hinüber, auf den die junge Frau zeigte. Dort lagen die kleine Reisetruhe, die große Umhängetasche und die noch feuchten Kleider von Guéret. Auch die Papiere, die man im doppelten Boden der Truhe entdeckt hatte, waren dort ausgebreitet.
    Leprat studierte sie schweigend. »Wir haben hier«, sagte er, »versiegelte Briefe, eine Karte von Lothringen, eine weitere von der Champagne, falsche Pässe, einige Wechsel … fügt man jetzt noch französisches, spanisches und lothringisches Geld hinzu, dann

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