DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
bewegen und an einer Stelle immer gleich und ruhig sein. Er hatte nie versucht sich vorzustellen, wie es sich anfühlte. Jetzt war es zu einem der wichtigsten Helfer geworden.
Er flog gedankenverloren dem Sonnenuntergang entgegen. Eigentlich hätte die Sonne weiter links sein müssen, aber in dieser Welt veränderte ständig alles. Er fühlte, dass das Ende langsam näher kam und entdeckte im selben Moment wieder seine fremden Gedanken. Er war doch kein Mensch. Er war etwas, was er in seiner eigentlichen Welt nie hätte sein können. Er hatte gerade Dinge getan, die er sonst nie getan hätte. Er grübelte. Klar, Drachen waren Tiere. Er war eines. Und er hatte sich damit abgefunden. Diese Unterscheidung zwischen Wesen, das Aufteilen in Mensch und Tier, erschien ihm immer verrückter. Es war völlig schwachsinnig. Beides fühlte, beides lebte. Wozu zwei Bedeutungen? Als er entdeckte, dass er die Seele eines Drachen besaß, war er zunächst unfähig gewesen, das vollständig zu erkennen. Ihn störte die Gefahr, die von ihm selber ausging. Mia hatte selber gesagt, sie hätten zu wenig Zeit gehabt und es hätte ruhig alles etwas später sein können, er sei vielleicht noch nicht ganz so weit. Eric schmunzelte. Eines musste er dem Herrscher lassen. Er verstand es wunderbar, an den richtigen Stellen zu manipulieren. Die Zeit war eine seiner Waffen. Er beschleunigte sie um seinen Angreifern die Gelegenheit zu nehmen sich vollständig vorzubereiten. Er schien damit zu rechnen, dass sich die Menschen außerstande sehen würden, alle miteinander zu arbeiten. Es wurde immer offensichtlicher, es war ihre einzige Chance. Der Gedanke, dass sie ohne ihn doch nicht den Hauch einer Chance hatten, machte ihm Angst. Wenn er zu spät kam? Hinter ihm war nichts mehr von der Asche zu erkennen, die Wüste war außer Sichtweite. Er flog schnell und unermüdlich. Es war eigentlich schön. Die Sonne war kaum noch zu sehen, aber aus seiner Höhe erkannte er doch noch einen knallroten, glühenden Zipfel, der knapp hinter den Bergketten zu schweben schien. Eric dachte nach. Bald, sehr früh vor Mitternacht, musste er doch schon die Anfänge des Waldes erreicht haben. Mit einem Mal fragte er sich nach dem, was so offensichtlich nicht fehlen konnte, und doch hatte er sich nie ernsthaft damit auseinander gesetzt. Das Meer. Es musste doch irgendwo zu finden sein, abgesehen von dem langen Strand in der Nähe Malaans. Wieder kam ihm der Name komisch vor, doch dieses Mal dachte er nicht darüber nach. Er erinnerte sich an den schwachen Salzgeruch den er wahrgenommen hatte, als sie sich auf den Weg zu den Tieren gemacht hatten und die vereisten Berge erreicht hatten. Das Meer musste dort irgendwo sein, vielleicht hinter dem Land, welches nun eine völlige Wüste geworden war. Nur Asche. Eric verstand nicht, inwiefern das für den Herrscher und seine Gehilfen nützlich sein konnte. Aber er war sich sicher, dass er das irgendwann erfahren musste.
Unter ihm zogen mittlerweile die Bergspitzen ohne Schneedecke vorbei. Er sah die kahlen Felsebenen, den grauen Stein. Es schien ihm, als würde er durch ein Nachtsichtgerät schauen welches die Farben naturgetreu wiedergeben konnte, nur durch einen gräulichen Filter. Er sah nicht ein einziges Tier. Keines. Als er vorhin über den Bergkessel und den kleinen Wald geflogen war, wo sie sich in der Nacht niedergelassen hatten, war alles wie ausgestorben gewesen. Sein Schatten war unbemerkt einfach über den Schnee und den Schneesturm hinweg geglitten, hatte weder einen Eindruck hinterlassen noch irgendein Lebewesen aufgescheucht. Wo waren sie geblieben? Die Dunkelheit über den Wolken war erstaunlich. Obwohl er gut sehen konnte, wusste er doch dass es dunkel war. Alles war in blauschwarzes Licht getaucht, mit den unendlichen Weiten des Alls über sich kam er sich klein und verlassen vor. Da er über den Wolken flog, waren ihm keine im Weg als er die Sterne betrachtete. Kleine, am Ende der Reise zu ihnen doch riesige Sterne. Wie gerne würde er einmal einen besuchen, die Welt sehen wie einen der anderen Sterne. Der Himmel war fast schwarz, nur das sehr helle Licht des silbrigen Vollmondes wurde von den Wolken leicht reflektiert und verlieh der Einsamkeit und der rauschenden Stille etwas Unheimliches und doch Friedliches. Er sah die Krater des Mondes an und bewunderte sie. Nie hatte er die Oberfläche des Mondes so deutlich und scharf gesehen, er erkannte sogar ein kleines Tal. Diese unbekannte Nähe zum Mond war wie
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