DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
trat vorsichtig näher und warf einen Blick in den Meterweiten Spalt. Plötzlich kam ihm Hitze entgegen. Er erkannte etwas Helles, tief unten, hatte keine Ahnung wie tief es sein mochte. Er sah und hörte es. Es begann langsam nach Schwefel zu riechen. Mit einem weiteren aufblitzenden Bild sah er eine Explosion, etwas Zähflüssiges spritze in alle Richtungen. Seine Gedanken blieben stehen. Für einen Moment lang sah er sich selbst, Mia, Jack und Seath durch die letzte Höhle vor dem Eingang zum Wald. Geysire, heiße Schlammpfützen. Ein Vulkan. Es fiel ihm schmerzhaft wieder ein, er hatte doch noch daran gedacht. Die Erde vibrierte, ein tiefes Grummeln wurde hörbar. Eric beobachtete erschrocken, wie der helle Schein im Spalt noch heller wurde, deutlicher erkennbar. Es ging schnell, ein paar Sekunden vielleicht noch…
Seine Flügel durchschnitten die Luft wie fliegende Messer als er so schnell er konnte über die Bäume hinweg schoss und sich nach ein paar hundert Metern senkrecht nach oben schob. Er wusste, seine Geschwindigkeit war enorm, der Wald wurde mit unglaublichem Tempo immer kleiner unter ihm. Aber es war ihm auch klar, was ein Vulkan für Kräfte hatte, und der unter ihm war sicher kein kleiner. Der einzige Trost war, dass eines der Elemente, das Feuer, ein Teil seiner Seele, seines Wesens war. Wenigstens das würde ihm nicht schaden. Das Magnetfeld der Erde schwankte kurz, dann riss der Waldboden mit einem weiteren Krachen auf. Eric wusste, er hörte es verspätet, so weit wie er schon über dem Wald war. Er traute sich gerade zu fliegen und riskierte einen Blick nach unten. Der Ausbruch des Vulkans erinnerte ihn entfernt an einen gigantischen Flammenwerfer. Die Lavamassen quollen überall aus dem Boden, kein Wald war mehr zu sehen, die Aschewüste war in dichten, schwarzgrauen Qualm gehüllt, die gesamte Asche aufgewirbelt und sie kam näher, wurde von der gewaltigen Druckwelle nach oben gepresst. Die Hitze unter ihm näherte sich wie eine flimmernde Wand. Die Farbenpracht des flüssigen Steins überwältigte Eric, für einen Moment lang hatte er das Gefühl innerlich angesprochen zu werden. Er spürte die Sehnsucht nach Feuer, das Verlangen es zu erfahren, es zu fühlen, es zu sein. Genau wie die Sehnsucht nach dem wundervollen Blauweiß der Eisberge, die er so vermisste, jedes Mal wenn er sie in einem Traum gesehen hatte. Mit einem betäubenden Krach erreichte ihn der Schall, ließ seinen Körper beben und erinnerte ihn abermals an die rohe Gewalt der Natur. Er stutzte. War das wirklich ein natürlicher Ausbruch? Es kam ihm nicht gerade wahrscheinlich vor, gerade jetzt, wo der Herrscher das Land der Tiere entdeckt und einen Versuch gewagt hatte, es zu vernichten. Und jetzt fiel ihm auch die merkwürdige Konsistenz der Magmaströme auf. Er hatte das Gefühl sie seien nicht natürlich, sie bewegten sich komisch. Er hätte erwartet, dass sie an der Stelle, wo sich die Steilwand befand, dem Flussbett folgen und in die Tiefe stürzen würden, waren doch das gesamte Tal und der Wald zum Vulkankrater geworden. Aber die flüssigen Massen bewegten sich aufwärts. Sie glitten langsam und träge aufwärts in Richtung See, zu dem Bergkessel in dem die letzte Höhle geendet hatte. Eric war sich aber sicher, von dort oben bis hinunter zur Steilwand war das Gefälle konstant in die Richtung der Steilwand verlaufen. Ihm kribbelte die Stirn. Irgendetwas war so unnormal und doch nicht zu erklären. Die Freude über die unglaublichen Feuermassen erstarb jäh, als sich unter einem lauten Zischen die gesamte Landschaft in eine Wüste verwandelte. Eric sah die grauschwarzen Wolken, wie sie dicht unter ihm waberten und plötzlich wie festes Material nach unten fielen und den Boden unter sich begruben. Meterdick lagen nun Asche und Kohle auf dem Felsgrund, den die Hitze und der Druck von jeglichem Humus oder anderen nährreichen Dingen befreit hatten. Er fühlte sich machtlos. Es war also doch nicht die Natur. Sie selbst schien nicht mehr weiter zu wissen. Wusste sie überhaupt? Oder war sie ohne zu wissen? Mittlerweile verspürte er fast den Wunsch, sie als greifbares Wesen vor sich zu haben, sich mit ihr zu unterhalten. Das war ihm vielleicht auch so möglich, aber es hätte ihm vielleicht Trost gespendet. Er änderte die Richtung, hielt sich wieder an das Magnetfeld. Es pulsierte, war wie aus dem Gleichgewicht geraten und pendelte sich wieder ein. Er hatte früher gedacht, es wäre konstant, würde sich mit dem Planeten
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