DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
du?“
Sie klang deutlich, bedrohlich, ließ ihn schon in dem Augenblick wissen, dass er sterben würde. Er antwortete nicht und schrie auf, als seine Hüftknochen knackten. Die gespaltene Zunge der Schlange schnellte hervor und studierte im Bruchteil einer Sekunde seinen Geruch, erkannte die Angst, den kalten Schweiß. Er keuchte als das Tier den Druck abermals erhöhte. Er wusste, dass sie so fest zudrücken konnte dass er wie ein Weizenkorn zwischen den Mühlsteinen zermalmt würde. Seine Gedanken drehten sich um die Beschwörung. Aber er konnte sich nicht konzentrieren. Mit einem kaum hörbaren Knacken brach sein linker Arm. Um sich herum sah er nichts weiter als den gigantischen Körper der Schlange welche ihn immer fester zusammenstauchte und weiter einwickelte. Es war als würde er langsam im Morast versinken, tiefer und tiefer, bis zum Hals. Er dachte flüchtig an das Bild des Tigers den er erwartet hatte, sah sich selbst über ihm stehen, sah sich wie er dem Tier den Tod verweigerte und es folterte. Diese schlichten Gedankenblitze ließen seine Hüfte und die Rippen zersplittern. Seine Schreie erstickten, als sich sie Splitter der oberen Rippen in die Lungen bohrten. Die Schmerzen waren für ihn etwas völlig Neues. Nie hatte er dergleichen erfahren müssen. Er hatte ausgeteilt, er hatte gefoltert. Die unbeschreiblich spitzen, nie erlebt scharfen Giftzähne bohrten sich durch seine Schulterblätter und versanken bis zum Bauch in ihm. So schnell wie sie ihn durchdrungen hatten waren sie wieder weg. Wie der Einschlag und das Aufleuchten eines Blitzes. Das Gift ließ seine Nerven in Flammen aufgehen, zerlegte jede Erinnerung an Angenehmes in kleinen, qualvollen Schritten, ließ ihn ein Vielfaches von den Schmerzen spüren, die er je dem verletzten Tiger hätte zufügen können. Das Adrenalin hielt ihn wach, ihm wurde bewusst wie seine verkrampften Muskeln an den gebrochenen Knochen zerrten, der Druck ließ das Blut aus seiner Nase rinnen und seine Zunge anschwellen. Es dauerte lange, bis sich sein Körper völlig ausgebrannt von seiner schwarzen, verkommenen Seele löste. Doch nicht einmal sein Geist blieb zurück. Die Schmerzen übertönten alles, ließen ihn nicht los, der Tod war nicht jene Erlösung, die er sich erhofft hatte. Er würde ewig weiter leben, würde immer den Schmerz spüren, immer an die Rache des Drachen denken der ihn die Schmerzen jener gelehrt hatte, die er folterte und ermordete. Aber vor allem die Schmerzen jener, welche zurückgeblieben waren.
Kapitel 61
Eric verwandelte sich. Er stand auf, warf einen angewiderten Blick auf die einundzwanzig Leichen um sich herum. Er spürte sein Verlangen nach Futter, brüllte die Toten wütend an und stieg die Stufen der Treppe hinauf. Als er oben angekommen war nahm er das blutverschmierte Schwert und verließ den Raum mit einem heftigen Gedanken der die Tür dieses Mal gleich sprengte. Wieder stand er in dem scheinbar unendlichen Korridor. Und kaum hatte er den ersten Schritt gemacht, hörte er wieder die Schritte. Und dieses Mal waren sie vom Geräusch der vielen, klirrenden Klingen durchsetzt, welche die Diener bei sich hatten. Und das Rauschen der Wächter. Eric vergaß alles, vergas seine Träume, begann zu rennen, beinahe mit geschlossenen Augen. Die Zeit holte ihn ein, trieb ihn unweigerlich voran, ließ ihn nicht rasten oder umkehren. Hinter sich den Tod und vor sich das Ende. Oder auch nicht. Er lief so schnell wie er noch nie in seinem Leben gelaufen war. Seine Schritte hallten auf dem blanken, schwarzen Marmorboden wieder und verloren sich. Die Türen flogen an ihm vorbei, so unendlich viele, dass er weder zählen noch schätzen konnte. Er vergaß weiter, dachte nur noch ans Laufen. Er spürte wie seine Seele ihn warnte, wie er eigentlich stehen bleiben wollte, sich mit dem Feuer, dem Wasser oder Anderem Verbinden wollte, um seine Verfolger einfach auszulöschen. Aber er konnte es einfach nicht. Jedes Tier würde fliehen, wenn es noch einen Ausweg gab. Da waren Drachen keine Ausnahme. Oder doch? Innerlich spürte er den Drang nicht zu laufen, sondern zu kämpfen. Niemals fliehen, das verdienten sie nicht.
Seine Lungen begannen nach fast einer Viertelstunde zu schmerzen. Er wusste nicht warum seine Kräfte ihn verließen, er spürte es so deutlich. Vielleicht weil sie aufholten, vielleicht wegen ihrer schwarzen, tödlichen Gedanken, welche ihm wie Pfeile hinterher flogen. Einige verfehlten ihn, andere konnte er gerade noch abwehren. Mit
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