DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
letzten stand dachte er darüber nach, was Jack in der Küche beim Abwaschen gesagt hatte. Vielleicht konnte er ja wirklich zaubern. Er sah das Schloss an und stellte sich vor, wie es sich drehte und mit einem leisen Klicken die Tür auf ging. Nichts passierte. Eric seufzte und spürte, wie sich sein Inneres beruhigte. Das war doch nicht der Rede wert, Jan war eben ein Idiot. Er sah das Schloss wieder an. Aufgeben? Niemals! Er schloss die Augen und wartete, bis er das Bild der Mechanik im Plastikschloss vor sich sehen konnte. Dann bewegte er in Gedanken den Stift, der die Tür versperrte, nach links. In seinen Gedanken schwang die Tür auf, aber er wusste nicht, wie es wirklich aussah. Er holte tief Luft, öffnete die Augen und begab sich verblüfft und überrascht in die kleine Kabine. Als er seine Sachen in der Plastiktüte ins Waschbecken legen wollte, bemerkte er etwas auf dem Spiegel als er ihn mit dem Blick streifte. Er sah genauer hin und das Herz wollte ihm stehen bleiben. Mit roter Schrift stand da geschrieben:
Wir werden dich kriegen, dich und deinen kleinen Freund…Und dann wirst du ihn sterben sehen müssen!
Eric dachte schnell nach. Das klang zwar wie eine Drohung, aber er spürte keine Warnung in sich, hatte nicht das kribbelnde Gefühl, sich in Sicherheit bringen zu müssen. Und mittlerweile vertraute er den Sinnen des Drachen mehr als den natürlichen unüberlegten Reflexen. Er wischte langsam mit der Hand drüber und die Schrift verwischte. Er roch an der Farbe. Lippenstift, Erdbeere. Seine Muskeln entspannten sich. Ein Wächter würde wohl kaum mit Lippenstift geschmückt durch die Gegend fliegen und ihm dann so einen Kram auf einen Spiegel schreiben. Eric wusste schon während er sich die Frage stellte, dass es Jan und seine Freunde gewesen waren mussten. Und Ingrid hatte den Lippenstift gespendet, nur sie hatte solche knalligen Farben im Gesicht. Er atmete tief durch, drehte den Wasserhahn voll auf, ließ sich das erfrischende warme Nass gefallen. Der konnte was erleben, wenn er ihm das nächste Mal über den Weg lief.
Frisch gewaschen und guter Dinge machte sich Eric auf den Weg zu Mias Büro. Er freute sich richtig auf seine erste Unterrichtseinheit, Jack wartete schon.
„Na endlich, du hier…Ich schon gedacht, du vergessen! Findest du, ich sein in letzter Zeit gewachsen?“
Eric wunderte sich über die Frage. Er betrachtete seinen Freund eingehend, dann meinte er:
„Vielleicht, jedenfalls eher als geschrumpft.“
Jack trat ihm auf den Fuß und lachte gefälscht. Dann klopfte er an Mias Bürotür und öffnete sie. Mia stand schon hinter ihrem Schreibtisch, mit einem Schlüsselbund in der Hand und auf sie wartend.
„Ah, gut, ihr seid pünktlich. Wir werden einen kleinen Ausflug machen, und zwar in den Wald, wo ihr euch letztes Mal so schön vergnügt habt…“
Jack sah Eric fragend an, der zuckte mit den Schultern und beide folgten ihrer Lehrerin bis vor die Haustür, wo sie sich umdrehte und diese verschloss. Dann zeigte sie die Straße hinunter in Richtung der Sportplätze. Als Eric der Geruch der Straße in die Nase stieg blinzelte er unwillkürlich und er spürte einen merkwürdigen Druck im Gesicht. Etwas in ihm wurde unruhig. Die Erinnerungen an die zwei Wächter kamen jäh zurück.
„Da lang, ich nehme an, du brauchst ein wenig mehr Platz als wir hier haben. Ihr seid doch letztens auf dem Tennisplatz gelandet?“
Eric reagierte verzögert, vertrieb die eisigen und schmerzhaften Erinnerungen und sah sie verlegen an. Woher wusste sie das? Er hatte ihr weder in Gedanken noch anders davon erzählt. Sie gingen in der Dämmerung zu den Tennisfeldern, die abgesehen von einem Fußballplatz und einem riesigen Komplex, der fast nur aus Sporthallen, Fitnessstudios und Sportbars bestand, das einzige in dieser Stadt waren wo sich jeder uneingeschränkt austoben konnte. Oder eben unentdeckt etwas Anderes tat, so wie mit Drogen dealen, kleine Bandenkriege austragen oder sich wie Eric versteckt in einen Drachen verwandeln. Allerdings war er wohl der Einzige, der die Sportplätze dafür missbrauchte. Als sie Auf dem Tennisplatz standen, der völlig menschenleer war, sah sich Eric um. Auf der anderen Seite des Netzes waren immer noch, selbst nach so langer Zeit, Fußabdrücke von etwas ziemlich großem zu erkennen. Offensichtlich war dieses Feld nicht benutzt worden. Mia sah auf die Uhr, und dann auf ihn.
„Sei nicht so schüchtern, mach schon…Nur weil ich deine Lehrerin bin heißt das
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