DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
noch lange nicht, dass du nicht mächtiger sein darfst als ich es bin! Worauf wartest du noch?“
Eric wunderte sich schon gar nicht mehr darüber, dass Mia seine Gedanken immer richtig verstand. Er konzentrierte sich und bereits nach ein paar Sekunden stand er wieder als Drache vor ihnen. Es schien bei jeder Verwandlung etwas schneller zu gehen.
„Tja, Übung macht den Meister!“, hörte er Mia von unten nach oben rufen.
„Donnerwetter, du bist ja wirklich ein Prachtexemplar. Ich habe noch nie so einen großen gesehen, nicht einmal auf Bildern. Ich glaube, du wirst für viel Aufsehen sorgen, wenn ich dich den Meistern vorstelle. Aber dazu ist es ja so oder so noch zu früh…“
„Meister?“
Mia und Jack schraken zusammen, Erics laute und tiefe Stimme hatte sie erschreckt.
„Du solltest dich besser nur in Gedanken mitteilen, sonst werden wir doch noch entdeckt. Und jetzt lass uns mal aufsitzen, bitte…“
Eric senkte den Kopf und legte ihn vor die beiden. Er sah Mia und Jack direkt vor seinem linken Auge stehen. Mia flüsterte wie verzaubert vor sich hin, beobachtete gelähmt die Pupillen in Erics Augen, welche unverzögert selbst auf solche Bewegungen und Veränderungen im Licht reagierten, die sie nicht einmal wahrnahm. Dann zog sie zwei Mützen aus der Tasche die sie bei sich hatte.
„Hier, Jack, damit dir deine Ohren nicht so wehtun. Ich möchte, dass er sich mal richtig austobt, wir werden bei vollem Tempo fliegen, damit du das lernst, mit den Aufwinden und so…“
Sie gab Jack eine Mütze und sah Eric in sein eines Auge. Er ließ es geschehen, versuchte nicht, sie mit seinem Blick zu lähmen. Es ging ihn nichts an, was sie dachte. Und doch erkannte er sofort dass es sich für sie anfühlte als stünde sie vor einem gewaltigen Feuer, dem sie sich weder entziehen noch verwehren konnte. Schließlich setzte sie zögerlich und mit einem merkwürdigen Blinzeln ihre Mütze auf und beide trampelten ihm übers Gesicht, bis sie ihm Buchstäblich im Nacken saßen und sich an zwei seiner langen Hörner festklammerten. Dann stieß er sich ab, Mia entfuhr ein kleiner Freudenschrei und schon fegte er, den roten Sand auf den Tennisplätzen aufwirbelnd, über das Sportparadies hinweg, über die nächste Straße, über das Fabrikgelände und schließlich aus der Stadt hinaus, in Richtung Felder und Wald. Jack machte dieser Flug deutlich mehr Spaß, jetzt wo er einen Schutz für seine Ohren hatte. Mia und er genossen den Halsbrecherischen Geschwindigkeitsrausch. Eric überlegte, wie schnell er wohl sein mochte, aber es musste sehr schnell sein, denn bereits nach kaum fünf Minuten sahen sie unter sich die große Wiese und den Waldrand.
„Flieg ruhig weiter, du kannst auf der Lichtung landen die ich euch zeigen will!“, brüllte Mia gegen den tosenden Wind. Jack fühlte sich stolz, auf dem Rücken eines Drachen übers Land zu jagen, er genoss es, alles aus der Vogelperspektive sehen zu können. Und sie froren auch nicht, da Eric wie immer eine gewaltige Menge Hitze ausstrahlte. Eric machte sich sorgen. Er rechnete aus wie schnell er flog und ihm selber war gar nicht klar, wie brutal der Wind für seine Passagiere sein musste. Aber Mia beruhigte ihn mit einem munteren Gedanken; Sie hielten sich gut fest und hinter Erics Kopf war es gerade noch erträglich.
Als Eric in der Ferne einen See erspähte, dachte Mia dass er gleich landen müsse. Schon kurze Zeit später sah er die große Lichtung und er bremste stark ab. Dann segelten sie langsam in großen Kreisen nach unten und er landete weich auf dem mit Blättern und Zweigen bedeckten Moosboden, wo seine gewaltigen Fänge tiefe Abdrücke hinterließen. Der See schimmerte schwach durch die Bäume. Es roch angenehm nach feuchter Sommerluft und langsam wurde es ein wenig dunkler. Eric ließ Mia und Jack absteigen. Denen zitterten die Knie, beide hatten ein merkwürdiges Klingen in den Ohren welches langsam nachließ. Er verwandelte sich mit einem leisen, zufriedenen Knurren zurück, stand auf, klopfte sich die Erde von der Hose und sah die beiden an.
„War ich zu langsam?“
„Nein, sicher nicht…Zu schnell schon eher“, sagte Mia freudig, „ich denke was das Fliegen angeht, kannst du dich auf dich verlassen. Du brauchtest ja kaum Aufwinde zu suchen, bei dem Tempo. Bist du müde?“
„Nein, aber ich schwitze ein wenig…“
„Gut, dann lasst uns weiter gehen, wir haben nur ein paar Stunden, bis es wieder hell wird.
Sie stapften durch das hohe Gras,
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