DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
die weißen Wolken draußen und der Himmel sah nach gutem Wetter aus. Eric durchfuhr ein Kribbeln; er dachte an die Träume, in denen er diese riesige Schale gesehen hatte. Doch dies hier war nicht das gleiche, es wirkte weder so bedrohlich noch sah man die Welt von oben.
Rund um das Loch, welches vielleicht drei oder vier Meter im Durchmesser war, spiegelte sich die Umgebung in dem blanken, glatten und dunkelblauen Marmorboden. Je weiter sie die Treppe hinunterstiegen, desto Mehr wurde von der sich weitenden Halle sichtbar. Sechs kleine, kreisrunde Becken, in denen etwa eine Hand breit hoch das Wasser stand. Sie waren nicht wie das Loch in der Mitte abgegrenzt, das Wasser war bis an die Kante aufgefüllt. Und in der Mitte jedes Beckens stand ein kleiner, kugelförmig geschnittener Buchsbaumbusch. Die sechs Becken umgaben das Loch in der Mitte wie die Planeten die Sonne. Es war ein so verblüffender Stil, dass Eric hingerissen vor sich hin flüsterte. Ein halbes Fußballfeld hätte hier locker Platz gehabt. Jack zerrte ihn weiter, nach ein paar kurzen Minuten waren sie am Fuß der Treppe angekommen und standen am Rande des Raumes. Auf der anderen Seite waren drei Türen. Die in der Mitte öffnete sich gerade, als Jack ihn darauf zu zog.
Eine hochgewachsene Frau erschien, mit langen, tiefschwarzen Haaren, die sie zu einem Knoten gebunden hatte, in dem zwei lange Nadeln steckten und ihr Gesicht ähnelte dem von Mia erstaunlich stark. Sie hatte einen weinroten Anzug an, der aussah wie aus einem Karatefilm. Nur, dass er eben weinrot war und der Stoff einen dünnen, leichten Eindruck machte. Er war mehrmals um sie herumgewickelt und ein blauer, langer Seidenstreifen diente als Gürtel für die Hose, welche so weit geschnitten war, dass sie fast aussah wie ein Rock. Eric gefiel dieses Outfit. Es hatte etwas Ruhiges, Provokantes, und Schönes an sich. Außerdem sah es nach sehr viel Bewegungsfreiheit aus. Hinter der Frau erschien eine zweite, nur ein unbedeutendes Stück kleiner. Sie war genau so angezogen, bloß war ihr Gürtel weiß. Es war Mia, die sich da hinstellte, sie anlächelte und winkte. Seath stand neben ihr, die Erleichterung war ihr wie mit einem dicken Pinsel ins Gesicht geschrieben. Sie sahen aus wie Schwestern.
Kapitel 16
Eric hatte das Gefühl, am glänzenden Boden festzufrieren. Er sah sie beide abwechselnd an. Seath sah bei genauerem Hinsehen doch jünger aus als Mia. Sie hatte grüne Augen, die Eric aufmerksam begutachteten. Dann kamen sie und Mia auf Eric und Jack zu. Seath stellte sich direkt vor Eric. Sie war ein paar Zentimeter größer als er. Er erwiderte ihren Blick und sie starrten einander an. Seath schmunzelte. Eric hörte ihre offenen Gedanken.
„Komm schon, versuche standzuhalten! Mal sehen, ob du es schaffst. Wer zuerst blinzelt hat verloren!“
Eric wunderte sich. Sie machte den Eindruck als wäre sie sehr angriffslustig. Das Erste, was er von ihr mitbekam, war keine Begrüßung sondern eine direkte Aufforderung zu einem mentalen Duell. Er verschloss seine Gedanken, ehe sie sie durchstöbern konnte. Ihre jedoch durchdrang er problemlos. Er hörte, wie Jack neben ihm mit Mia sprach, blendete es aus, konzentrierte sich nur auf die grünen Augen in die er gerade sah. Sie waren ehrlich, strickt, fair. Er entdeckte nichts Negatives in ihnen, und auch nicht dahinter. Ihre Gedanken waren voller Sorgen, aber auch gefüllt mit Wissen und Weisheit. Er versuchte ihr Alter zu schätzen, vielleicht waren es dreißig oder fünfunddreißig Jahre. Sehr jung. Und trotzdem sah Mia ihr so ähnlich, als ob sie ihre Schwester wäre. Oder ihre Mutter. Eric stutzte und beinahe wäre seine Barrikade zusammengebrochen. Er schickte Seath eine Frage.
„Wer bist du?“
Sie antwortete nicht gleich, fixierte ihn nur stumm, dann sagte sie:
„Ich bin Mias Tochter und hier die Dorfvorsteherin. Und deine Meisterin, nach Mia. Und du? Was glaubst du, wer du sein könntest? Wie ist dein Name?“
Eric lächelte sie herausfordernd an.
„Finde es heraus,“ dachte er ihre Angriffslust erwidernd, „wenn du es kannst, Meisterin…“
Sie lächelte belustigt. Dann begann sie, Eric mit Bildern abzulenken. Sie zeigte ihm Jack wie er auf einem Apfelbaum saß, dann ließ sie den Baum in Flammen aufgehen, zeigte ihm seine schmelzende, schwelende Haut und das kochende Blut, welches aus den Wunden tropfte. Eric begriff, was sie vorhatte und er hätte dem widerstehen können, aber seine Konzentration wurde sofort auf die
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