DrachenKind: Gegen die Finsternis (German Edition)
eigentlich? Keine Ahnung, aber er konnte es einfach genießen und vielleicht fiel es ihm dann wieder ein. Als er die Augen wieder öffnete, blickte er zum Himmel. Es wurde dunkler. Nicht doch, wieso ausgerechnet jetzt? Die Wolken verdichteten sich, warfen graue Schatten und verwandelten die gerade noch leuchtenden Sommerfarben in matte, verschlissene Töne. Schade. Eric hörte etwas, das ihm bekannt vorkam. Es war erst leise, dann wurde es immer lauter. Die Vibrationen waren spürbar, er konnte sie gerade noch hören, fast schon zu tief. Seine Eingeweide verkrampften. Ein Gefühl in ihm sagte klar und deutlich er solle sich aus dem Staub machen, sich verwandeln und abhauen, aber gerade als er das tun wollte, hörte er ein pfeifendes Zischen und etwas zerschmetterte seine rechte Kniescheibe.
Er sackte zusammen, gab aber keinen Ton von sich, seine Muskeln verspannten sich so plötzlich dass er sich kaum bewegen konnte. Der Schmerz war so deutlich, aufdringlich und unerträglich. Er wagte es nicht, sein Bein zu bewegen, sonst wäre er vielleicht ohnmächtig geworden. Er konzentrierte sich auf die Tatsache, dass Schmerz nur ein Haufen Reize war, nur Signale in seinem Kopf, die als etwas derartig Qualvolles von seinem Gehirn interpretiert wurden. Eric schloss die Augen. Das Rascheln zwischen den Bäumen hinter sich bemerkte er lange, bevor sich die ersten Gestalten in ihren langen, dunklen Umhängen aus den Schatten lösten. Die Sonne drang kaum noch durch die Wolken und inmitten dieser irrsinnig hohen Bäume war nun kaum mehr etwas zu erkennen. Eric kämpfte den Schmerz nieder, verlagerte sein Gewicht auf das linke Bein und stand auf. Der Schweiß auf seiner Stirn wurde kalt. Um ihn herum standen sechs Gestalten, ihre Gesichter schienen unter den Kapuzen völlig zu verschwimmen, einige verschwanden sogar ganz. Eric sah auf den Boden. Etwas Weißes reflektierte die restlichen Sonnenstrahlen. Eis... Es breitete sich von ihren Füßen aus, die man unter den langen Umhängen gar nicht sehen konnte. Es wurde so schlagartig kalt, dass die Blätter der umstehenden Bäume wie Sägespäne von den Ästen abbrachen und auf sie niederprasselten.
Eric stand da, sein Knie blutete stark. Er spürte den Schmerz, aber noch hatte er ihn unter Kontrolle. Er erkannte, dass jeder dieser sechs eine Armbrust in der rechten Hand hielt, jeder besaß ein Bündel kurzer, dicker Pfeile, die sie in der linken Hand hatten. Eric wusste nicht, was er tun sollte, bis er sich verwandelt hätte, wäre er schon tot. Aber vielleicht starb er sowieso, da konnte ein Versuch nichts schlimmer machen. Er schloss die Augen, versuchte sich nicht vom Knacken der erfrierenden Baumriesen um sie herum ablenken zu lassen. Die blaue Kugel aus Hitze und Licht schwebte in seiner Mitte, der Drache in seiner Seele war kampfbereit. Aber bevor er nach ihm rufen konnte, zersplitterten zwei weitere Schüsse seine linke Kniescheibe.
Die Konzentration ließ augenblicklich nach, der Schmerz brach über ihn herein wie eine Flutwelle über einen Hund. Er schrie, versuchte seine Schmerzen einfach so loszuwerden, aber das nächste Geschoss bohrte sich tief in seinen linken Oberarm. Er hörte auf zu schreien. Wenn er seine Gefühle einfach abschaltete, könnte er vielleicht ohne Schmerzen sterben. Aber das war es ihm nicht wert. Er wälzte sich keuchend auf die Seite. Der kurze Hitzestoß seines Verwandlungsversuches hatte die Eisschicht auf dem Waldboden vernichtet. Die Blätter waren spröde und vertrocknet, aber in seinen Händen fühlten sie sich an wie Watte. Er nahm alles was er an Kräften noch aufbringen konnte zusammen, stützte sich kurz auf die rechte Hand und drückte sich vom Boden hoch, hockte auf dem Boden, auf den zerstörten Knien. Sein Hirn war so überreizt dass das Schmerzempfinden allmählich nachließ. Er nahm es nur durch einen Schleier wahr, dass die Gestalt direkt vor ihm ihre Waffe auf seine Brust richtete. Er sah ihr ins Gesicht, konnte aber nichts erkennen. Dann durchbohrte ihn ein Pfeil, er schoss direkt durch das Herz. Seine Wucht gab ihm einen heftigen Ruck. Zwei weitere Pfeile durchbohrten seine Lungen. Das Blut quoll warm aus den Wunden, aus seinen Knien, aus dem Arm, aus dem Mund, aber er spürte es nicht. Er konnte nur sehen, dass der Waldboden immer näher kam. Die Schmerzen waren für einen kurzen Moment überwältigend, dann wurde alles schwarz um ihn herum.
Noch bevor Eric richtig tot war wusste er, dass er wieder träumte. Er setzte sich
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