DrachenKind (German Edition)
sie kamen sehr schnell näher. Mit einem Mal spürte er eine Art Verantwortung, ihm wurde bewusst, was er tun musste. Oder versuchen.
„Es gibt ein Zeitloch beim Wasserfall, ein Zeitfenster von wenigen Minuten. Ich werde es öffnen, ihr werdet hindurch gehen. Schnell!“
„Weißt du auch, wo es uns hinführt?“
Saja hatte noch während dieser Frage den Befehl gegeben, alles Lebendige zum Wasserfall zu schicken. Ein irres, auf unerklärliche Weise doch geordnetes Durcheinander walzte sich wie eine zähe Flüssigkeit schreiender Gestalten durch den Wald. Eric wusste es nicht. Der Adler hatte es ihm nicht mehr sagen können.
„Bitte, vertraut mir einfach…Er hat mir gesagt dass es der Ausweg ist. Sie kommen, ihr wurdet entdeckt. Ich werde versuchen sie aufzuhalten…“
Saja und Jack warfen ihm einen flehenden Blick zu der eindeutig versuchte ihn daran zu hindern, was er gleich tun würde. Seath, Iman und Mia waren schon nicht mehr zu sehen, sie halfen Milian dabei die Bewohner des Waldes fortzuschaffen. Eric warf Saja einen letzten Blick zu, dann flog er zurück zur Steilwand. Dort landete er mit einem gigantischen Platschen in dem recht großen Becken, direkt vor dem Abgrund. Hinter sich hörte er den Fluss aus dem Wald kommen und in diesen winzigen See fließen. Das Wasser benetzte seinen Körper, mit einem lauten Zischen verdampfte es. An seinen Füßen und Händen begannen sich Blasen zu bilden, das Wasser in seiner unmittelbaren Nähe fing langsam an zu sieden. Schlagartig entwickelte sich unter der Wasseroberfläche eine unheimliche Unruhe. Fische aller Art und Größe begannen schleunigst sich gegen den Strom aufwärts in den Wald zu bewegen, von ihm weg und in Richtung des Wasserfalls direkt am Vulkankrater. Eric hatte keine Ahnung ob es für sie eine Möglichkeit gäbe sich zu verstecken. Er schloss die Augen. Wie das Zeitfenster öffnen? Eigentlich beschrieb dieses Wort doch ein Intervall, die Dauer von einem bestimmten Zustand zum anderen bestimmten Zustand. Was hatte es mit einem Weg zu tun? Er verwarf seine Grübeleien. Etwas infrage zu stellen war hier nicht angebracht. Er spürte, wie sich die feste Wand aus Reitern, Geistern und anderen Angreifern verflüchtigte. Das Donnern der Hufe und Spinnenbeine und das Schlagen der Flügel einiger Vögel verstummten schnell, ebbten ab, wichen einem Unheil verkündenden, nahezu flüsternden Rauschen. Die Wolkenstrudel kamen näher, unter ihnen schwebte eine dunkle, braunschwarze Masse. Von hier aus konnte er erkennen, wie dick die Zyklone wirklich waren. So dick, dass er nicht weiter nach oben sehen konnte. Er fragte sich wie er um alles Leben in der Welt dieses Zeit-Dings zu öffnen hatte. Öffne es einfach. Dieser Satz strich ihm durch den Kopf. Hinter sich hörte er das Unterholz unter unzähligen Füßen und Pfoten zersplittern. Gleich würden sie kommen, die vordersten würden abstürzen, getrieben von denen hinter sich.
„Wie soll ich das anstellen? Ich weiß wie, kann aber nicht! Hilf mir!“
Eric flüsterte es vor sich hin, rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort. Die ersten Spritzer des mittlerweile heißen Wassers waren zu hören. Sie kamen. Plötzlich verlangsamte sich alles. Die Geräusche wurden tiefer, waberten fast sichtbar durch die erstarrte Luft. Nichts war mehr zu hören. Er sah es vor seinem inneren Auge, fühlte es, konnte es fast riechen. Die ruhige Stimme des Adlers drang durch die Stille zu ihm durch.
„Du musst vertrauen. Öffne es in Gedanken, suche dir ein Ziel aus. Und dann hoffe.“
Eric fluchte laut, dann öffnete er die Augen und stellte sich einen blauen Lichtschlitz vor, der plötzlich immer breiter wurde. Er tauchte einige Meter unterhalb der Bergwandkante auf, wie eine breite Straße, die einmal um den ganzen Berg führte. Kaum war er erschienen, begann sich die Welt wieder der normalen Zeit zu unterwerfen und die ersten Tiere stürzten panisch nach unten. Noch bevor das erste von ihnen das blaue Licht berührte, dachte Eric an die Wiese von Malaan, neben dem Tempel. Was für ein komischer Name. Seine Gedanken gerieten durcheinander. Links und rechts neben ihm fielen sie wie Steine in den Spalt, wurden fast angezogen von der Zeit. Bei jeder einzelnen Berührung leuchtete ein Abdruck des jeweiligen Tieres auf, ehe das nächste an derselben Stelle verschwand. Es ging viel schneller als Eric angenommen hatte. Vielleicht weil der Spalt so breit und so lang war. Fast im gesamten, von hier aus sichtbaren Bereich der Felswand
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