Drachenklänge
Auch Klada war eine hübsche Person, aber zu Robintons Bedauern hielt sie die meiste Zeit den Kopf verlegen ge-senkt.
Das Gespräch wurde nach dem Essen fortgeführt.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Alarmiert sprangen die drei Männer auf, und Saday gab einen angstvollen Schrei von sich. Robinton eilte als Erster zur Tür, um jede weitere Konfrontation zu vermeiden.
Auf der Schwelle stand Groghe, in einer Hand einen Leuchtkorb, in der anderen seine Flöte.
»Um ein Haar hätte ich mir an dieser vermaledeiten Mauer das Genick gebrochen«, brummte er ärgerlich.
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»Bist du mit Essen fertig, Geselle Robinton, damit wir anfangen können zu musizieren?«
Tortole angelte nach einem Leuchtkorb. Die Frauen warfen sich Jacken und Tücher über, und gemeinsam eskortierte die Familie ihren Gast zur Mauer.
»Hol doch bitte meine Gitarre, Pessia«, bat Robinton und zeigte auf das Zimmer, in dem er seine Sachen aufbewahrte.
Stolz, dem Harfner einen Gefallen zu tun, lief Pessia los und brachte Robinton das Instrument.
An dem alten Torpfosten bei der Mauer hatten sich Sucho und seine Gruppe bereits eingefunden. Sie sa-
ßen auf Stühlen, und als Tortole dies sah, schickte er seine Söhne zurück, um gleichfalls für Sitzgelegenhei-ten zu sorgen.
»Ein schöner Abend«, meinte Robinton, während er und Groghe an der Mauer Position bezogen. Groghe zwinkerte ihm verschmitzt zu und dann stimmte Robinton die Gitarre.
Trotz der wenigen Zuhörer begann Robinton mit
dem Lied der Pflichten. Groghe fiel mit seiner Flöte ein.
Die begeisterten Mienen der Leute, ihr offenkundiger Hunger nach Musik, nach Geselligkeit – was den Streit wegen der Mauer umso unverständlicher machte – sollten Robinton noch lange im Gedächtnis bleiben. Und wieder einmal vergegenwärtigte er sich die große Bedeutung seines Berufs. Er selbst hatte im Leben so viel Glück gehabt, dass er bestimmte Dinge für selbstverständlich erachtete, auf die gar nicht wenige Leute gänzlich verzichten mussten.
Er spielte und sang, bis er heiser war. Im Laufe des Abends stimmte ein Zuhörer nach dem anderen in die Lieder ein, bis man zusammen im Chor sang. Selbst dreistimmige Harmonien klappten vorzüglich.
Groghe war es, der den musikalischen Teil schließ-
lich beendete.
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»Wir haben eine lange Reise hinter uns, Freunde, und ihr müsst morgen eine Mauer bauen«, erklärte er. »Heute Abend habt ihr in schönster Eintracht und Harmonie miteinander gesungen. Sorgt dafür, dass ihr euch auch in Zukunft so gut vertragt.«
»Ich baue nur meine Seite der Mauer«, knurrte Tortole, der nicht klein beigeben wollte.
»Und Sucho schichtet die Steine auf seiner Seite auf«, ergänzte Robinton schnell und zeigte auf Sucho, der widerstrebend nickte. »Eure Frauen leiden am meisten unter eurem Streit«, fügte er hinzu. »Wer so einsam lebt wie ihr, braucht den Zusammenhalt mit anderen Familien.«
Die Frauen stimmten aus vollem Herzen zu.
*
Als sich Robinton und Groghe am nächsten Morgen
zum Aufbruch rüsteten, waren die beiden Gruppen
bereits emsig bei der Arbeit. Auch die Frauen halfen mit, sie kratzten den alten Mörtel von den Steinen und rührten neuen an. Zum Abschied schenkte Robinton den Familien einen Stapel Notenblätter mit den beliebtesten Liedern. Als er Pessia die Blätter gab, sagte er: »Du hast eine schöne, kräftige Altstimme, Pessia.
Du könntest dich darum kümmern, dass die Leute zusammen singen.«
»Ich werde mich bemühen. Musik habe ich in dieser Einsamkeit am meisten vermisst«, gestand sie. »Hab vielen Dank, Harfner.« Als sie sich verabschiedeten, hielt sie seine Hand eine Weile länger als nötig.
Als Robinton und Groghe auf einem Pfad entlangritten, der sich bergan durch den dichten Wald schlängelte, fing Groghe plötzlich an zu grinsen. Freundschaftlich stieß er mit der Stiefelspitze gegen Robintons Steigbügel. »Eine Mauer hat zwei Seiten! Darauf muss 346
man erst mal kommen! Du bist ein ganz gerissenes Bürschchen, Harfner. Wenn ich das meinem Vater er-zähle, wird er sich ausschütten vor Lachen.«
Robinton schmunzelte, obwohl er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass sich der würdevolle Lord Grogellan zu einem ausgelassenen Heiterkeitsausbruch hinreißen ließe. Doch er fand, er könne zufrieden mit sich sein. Das Problem hatten er und Groghe auf elegante Weise gelöst.
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Kapitel 12
ls sie dann endlich Burg Tillek erreichten, war Ro-Abinton es von Herzen Leid, sich ständig die
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