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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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hilfsbereit und freundlich und liebte ihre jüngeren Neffen und Nichten von Herzen. Nicht nur Lady Juvana, auch
    deren Kinder schienen Kasia als ihre zuverlässige Vertraute und enge Freundin zu betrachten.
    Kasia besaß ein vorzügliches Gedächtnis, das sie fast nie im Stich ließ. Robinton staunte, wie viel sie behielt.
    »Ich erinnere mich halt an solche Sachen«, erklärte sie ihm, als sie ihm einmal eine alte Lehrballade wort-getreu zitierte. »Warum ich ausgerechnet den Text dieser Ballade kenne, weiß ich auch nicht. Aber falls du die Notenblätter suchst, sie liegen auf dem zweitobers-ten Brett des Regals gleich links neben der Tür zur Bibliothek.«
    Sie behielt Recht. Und Kasia lächelte, als er die Blätter genau an der angegebenen Stelle fand. In Augenblicken wie diesen blitzten ihre Augen fröhlich, und kein Schatten umwölkte ihre Stirn. Robinton nahm sich vor, ihre Niedergeschlagenheit für immer zu ver-scheuchen. Sehr zu seinem Bedauern stellte er fest, dass er nicht der einzige junge Mann in der Burg war, 354
    der diesen Wunsch hegte. Selbst die beiden anderen Harfnergesellen hatten ein Auge auf Kasia geworfen.
    Robinton war erst zwanzig. Er versuchte, dies zu vertuschen, und da er älter aussah und bereits auf fünf Planetenumläufe aktiven Harfnerdienstes zurückbli-cken konnte, gelang es ihm auch. Weder Mumolon
    noch Ifor wussten, dass er bereits mit fünfzehn die Tische gewechselt und sein Gesellenabzeichen entgegen-genommen hatte. Minnarden war natürlich im Bilde, desgleichen vermutlich Melongel, doch seine Jugend hielt die beiden Männer nicht davon ab, ihm schwierige Aufgaben zuzuweisen. Vor allen Dingen seine geschickte Beilegung der Differenzen um die Mauer hatte ihr Vertrauen in seine Fähigkeiten gestärkt. Ifor und Mumolon akzeptierten seine bevorzugte Stellung, denn er erfüllte seine Pflichten so gut, dass er über jede Kritik erhaben war.
    Kasia war mehrere Planetenumläufe älter als Robinton, sah aber jünger aus. Lediglich der Kummer ließ sie reifer erscheinen. Aber ihre Trauer und der Altersunterschied hemmten Robinton, zu erkunden, ob sie seine Gefühle erwiderte. In der Erfüllung ihrer alltäglichen Pflichten kamen sie oft zusammen. Und darum beneideten ihn Kasias andere Verehrer, die sie nur aus der Ferne anhimmeln konnten.
    Robinton genoss ihre Gesellschaft, ihren Sinn für Humor, ihr liebes Wesen und nicht zuletzt ihre hohe Musikalität. Oft sangen sie im Duett. Sie besaß eine ausgebildete Stimme, einen klaren Sopran, spielte Geige und Flöte. In aller Freimütigkeit bewunderte sie seine Harfe. Da sie nicht auf einem eigenen Instrument üben konnte, waren ihre Fertigkeiten in dieser Hinsicht nur mittelmäßig. Deshalb nahm Robinton sich vor, ihr in seiner Freizeit eine Harfe zu bauen.
    Im Hafen von Tillek gab es massenhaft gut abgelagertes Holz von bester Qualität. Robinton machte sich 355
    mit dem örtlichen Meisterschreiner bekannt, einen geschickten Holzschnitzer namens Marlifin. Er erbot sich, ihm geeignetes, exotisches Holz für die Harfe auszusuchen. Burg Tillek verfügte über gut ausgestat-tete Werkstätten – wie die meisten Festungen – und Robinton konnte seine Arbeit unverzüglich in Angriff nehmen.
    Marlifin sollte die Baronstange mit einem Muster aus Kasias Lieblingsblumen verzieren. Diese filigrane Schnitzerei traute sich Robinton nicht zu, und die Harfe sollte ein ganz besonders schönes Stück werden. Nach etlichen Anläufen und mancherlei Schnitt-wunden an den Händen, formte er den Resonanzkörper und den Hals, an dem die Stimmwirbel befestigt wurden.
    Außerdem befolgte er Minnardens Ratschlag, sich
    über das Fischereiwesen zu informieren. Dafür erntete er großes Lob von Melongel und schließlich auch von Kasia. Kurzerhand meldete er sich freiwillig für eine Fangfahrt unter Leitung von Kapitän Gostol, den er bereits in der Harfnerhalle kennen gelernt hatte. Kasia heuerte auf demselben Schiff als Smutje an. Gleichzeitig leistete sie Gostols Tochter Vesna Gesellschaft, die im Begriff stand, ihr Patent als Erster Maat zu er-werben.
    In der aus vierzehn Leuten bestehenden Besatzung der Maid des Nordens befanden sich zwei weitere Frauen. Robinton wunderte sich, dass weibliche Matrosen auf dem Trawler dienten, der ungefähr so lang war wie eine Drachenkönigin. Frauen konnten in der Musik Berufe ausüben, die sie mit Männern gleich-stellten, doch er hatte nicht gewusst, dass andere Zünfte weibliche Mitglieder mit anspruchsvollen Posten

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