Drachenklänge
ihn zu be—
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schwichtigen. Er fürchtete, dieser Vorfall sei bewusst inszeniert worden, eine abgekartete Sache zwischen Fax und seinen Waffenknechten. Der schmalbrüstige Typ, der Larad geschubst hatte, war mit Sicherheit nicht der Bruder des grobschlächtigen Hauptmanns.
»Ich habe den Zwischenfall gesehen«, warf Robinton ruhig ein. »Es geschah ohne böse Absicht.« Er drückte F'lons Arm, weil er merkte, dass sein Freund vor Wut kochte. »Wir sind hier auf einer friedli-chen Versammlung, zusammengekommen, um uns zu
amüsieren, und nicht, um Händel auszutragen.«
Die Worte hätte er sich sparen können. Weder F'lon noch die beiden Typen, die zu Fax' Gefolgschaft ge-hörten, wollten einen Streit vermeiden.
Wie um F'lons Groll zu bestätigen, spreizte Simanith, der auf den Felszinnen der Burg hockte, seine Schwingen und stieß einen schmetternden Trompeten-ton aus.
»Larad besteht auf einer Entschuldigung«, zischte F'lon. »Dieser Strolch hat ihn absichtlich angestoßen.«
»F'lon, wir befinden uns auf einer Versammlung«, raunte Robinton seinem Freund ins Ohr, während er eifrig Ausschau nach Leuten hielt, die ihnen eventuell beistehen konnten. Zu seiner Erleichterung erspähte er Nip und gab ihm heimlich ein Zeichen. Nip verstand und flitzte los. »Bei so vielen Leuten gibt es immer wieder ein Gedränge, und es passiert, dass man jemanden aus Versehen schubst.«
»Das reicht!« F'lon löste sich aus Robintons Griff.
»Diese Pöbelei geschah genauso absichtlich wie die ständigen Schmähungen gegen die Drachenreiter.«
»Ha! Drachenreiter, dass ich nicht lache!« spottete der Hauptmann. »Ein weibisches Volk seid ihr.«
F'lon geriet in Rage. »Ich werde dir zeigen, wie weibisch ich bin«, schrie er und zog das Messer aus seinem Gürtel.
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Im nächsten Augenblick hielt auch der Hauptmann
ein Messer in der Hand, und Robinton sah seine
schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Entschlossen rüstete er sich zum Einschreiten.
»Aus dem Weg, Harfner!« kläffte der Hauptmann.
»Deine Farben schützen weder dich noch ihn !«
Beim ersten Aufblitzen des Stahls rückte die Menge von den am Streit beteiligten Männern ab und formierte sich zu einem Kreis. Plötzlich drehte sich Kepiru auf dem Absatz um und huschte davon.
»Misch dich nicht ein, Robinton. Das ist meine
Sache!« brüllte F'lon. Er stieß seinen Freund zur Seite und nahm eine halb geduckte Haltung an.
»Wartet! Man hat den Burgherrn gerufen!«
»Dann soll er zusehen, wie der Weyrführer stirbt!«
höhnte der Hauptmann. In seine Augen trat ein wilder Blick. Er wich seitwärts aus, doch anstatt sich gegen den Drachenreiter zu wenden, stürzte er sich auf Robinton und versetzte ihm eine Schnittwunde. Robinton hielt sich den Arm, während das Blut den Ärmel seines Hemdes rot färbte.
F'lon stieß einen unartikulierten Schrei aus und griff den Hauptmann an. »Das wird er bereuen, Rob!«
»Harfner und weibische Drachenreiter. Ihr seid nichts als ein Haufen feiger Memmen!«
»Behalte einen kühlen Kopf!« rief Robinton F'lon zu.
Vor Aufregung spürte er keine Schmerzen, und dankbar bemerkte er, dass jemand ein Tuch um die blutende Wunde wickelte.
Simanith kreischte pausenlos, und die anderen Drachen stimmten lautstark in die ohrenbetäubende Kakophonie ein. Der Lärm musste die anderen Drachenreiter alarmieren und den Burgherrn auf den Plan bringen, sagte sich Robinton. Vielleicht gelang es im letzten Moment, den Kampf zu verhindern.
Der Hauptmann schien das Gleiche zu denken, und
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er wollte Blut sehen, ehe man ihn von seinem Gegner trennte. Trotz seiner Massigkeit war er flink, geübt im Umgang mit der Klinge, und zu allem entschlossen.
F'lon war ebenfalls ein geschickter Kämpfer, doch seine Wut machte ihn leichtsinnig.
Der Hauptmann führte den ersten Streich und brachte F'lon eine Verletzung am Brustkorb bei. Vor Schmerzen sog F'lon zischend die Luft ein, und danach ließ er alle Vorsicht fahren. Er attackierte den Hauptmann, umklammerte dessen Hand, die die Waffe hielt, und stach mit seinem eigenen Messer blindlings zu. Der Kerl war stärker als F'lon und behielt die Nerven.
F'lon war an faires Kämpfen gewöhnt, und an Gegner, die sich hüteten, das Leben eines Drachenreiters zu gefährden. Der Hauptmann indessen kannte keine Skrupel und wandte jeden schmutzigen Trick an, den er in seinen vermutlich zahlreichen Messerstechereien gelernt hatte. Er stellte F'lon ein Bein, und während die Zuschauer protestierten, verlor
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