Drachenklänge
wüste Beleidigungen hinterher.
Am nächsten Grenzposten machten sie Rast. Die
Männer ließen ihrem aufgestauten Zorn freien Lauf und dachten laut darüber nach, ob es nicht besser gewesen wäre, Fax mit einer bewaffneten Horde aufzusuchen, um ihm zu beweisen, dass sie keine leeren Drohungen ausstießen, wenn sie ihm sagten, sie würden jeder weiteren Aggression mit Waffengewalt begegnen.
Robinton mochte sich das fruchtlose Geschwätz
nicht länger anhören. Ausgerüstet mit Essen und Trinken, schlenderte er so weit fort, dass er das Gerede nicht mehr mitbekam. Er fand, angesichts von Fax' bis zu den Zähnen bewaffneter Kampftruppe hätten sie noch einmal Glück gehabt, dass niemand von ihnen verletzt wurde – außer in seinem Stolz.
Dass diese Delegation nichts bezwecken würde, war ihm von Anfang an klar gewesen, aber wenigstens
hatten sie protestiert. Er bedauerte es, dass R'gul ihnen keine Drachen zur Verfügung gestellt hatte, um sie nach Nabol zu bringen. Dann wäre ihr Aufbruch nicht so würdelos vonstatten gegangen.
R'gul begründete seine Weigerung, indem er anführte, die Drachen könnten bei einer Konfrontation mit Fax' Männern verletzt werden. Bekanntermaßen hielt Fax nichts von Drachenreitern, und R'gul gab vor, seine Leute nicht gefährden zu wollen.
Robinton war von Anfang an dagegen gewesen, Fax
überhaupt aufzusuchen. Nicht, weil es ihm an Mut fehlte, sondern weil er den Ausgang dieses Unternehmens präzise vorhergesehen hatte. Als ob Fax sich von einem offiziellen Protest beeindrucken ließe!
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»Es war wirklich keine gute Idee«, sagte eine Stimme in seine Gedanken hinein. Um ein Haar hätte er seinen Becher mit Wein und das Essen fallen lassen.
Beides wurde ihm von flinken, schmuddeligen Fingern aus der Hand genommen. »Du kannst dir mehr
holen, aber ich sterbe vor Hunger. Seit drei Tagen habe ich keinen Wein mehr getrunken. Du hättest ihnen diesen Besuch ausreden sollen, Rob. Fax kugelt sich immer noch vor Lachen.«
»Wo hast du gesteckt, Nip?« fragte Robinton, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte. Er hätte sich denken können, dass Nip in der Nähe he-rumstrolchte.
»An einem Ort, von dem aus ich alles hören und
sehen konnte.« Nip stärkte sich mit einem großen Bissen, den er beinahe ohne zu Kauen herunter-schlang, und spülte mit einem tiefen Zug aus dem Becher nach.
»Ich versorge dich mit Proviant, ehe du weiter—
ziehst«, versprach Robinton. »Das heißt, falls du nicht mit uns nach Fort zurückkehrst.«
»O nein, ich gehe dorthin, wo man mich am drin-gendsten braucht«, entgegnete Nip. Er leerte den Becher und drückte ihn Robinton wieder in die Hand.
»Sag mal, könnte ich noch einen Schluck von dem
guten Tropfen bekommen?«
»Ich hole mehr Wein – für dich und für mich.« Robinton besorgte einen vollen Weinschlauch und noch etwas zum Essen für Nip. Seine Gefährten waren so eifrig dabei, sich auszumalen, was alles hätte passieren können, wenn sie diesen Ausflug besser geplant hätten, dass niemand sein Kommen oder Gehen bemerkte.
»Bitte sehr …« Als er Nip den Proviant reichen wollte, sah er, dass der Kurier sich einfach auf den Boden gelegt hatte und fest schlief.
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Robinton setzte sich daneben. Er wartete darauf, dass Nip aufwachte und ihm erzählte, was er als
Nächstes plante. Das listige Funkeln in den Augen des Kuriers deutete an, dass er einen Weg gefunden hatte, Fax ein Schnippchen zu schlagen.
Als man nach einer Weile Robintons Namen rief,
stand er selbst kurz vor dem Einschlummern. Er ließ den Weinschlauch und den Proviant zurück und begab sich zu seinen Weggefährten.
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Kapitel 19
och etwas Gutes brachte die Konfrontation mit
Fax. Der S
D
chmiedemeister Fandarel zog sämtliche
seiner Meister von den so genannten »Sieben Burgen«
ab. Andere Handwerksmeister folgten seinem Beispiel.
In seiner Euphorie angesichts der Übernahme von
Ruatha hatte Fax nicht einkalkuliert, wie andere Menschen auf diese Frechheit reagieren mochten. Er beklagte sich bitterlich und bot den Meistern alle möglichen Anreize und Prämien, um ihre Tätigkeiten wieder aufzunehmen. Auch wagte er es nicht, die verbliebenen Gesellen zu schikanieren. Zu viele waren bereits geflohen, ohne dass er sie daran hätte hindern können.
Selbst der Bergwerksmeister in Crom war fortge—
zogen und hatte in der Halle der Schmiedemeister zu Telgar ein neues Quartier für seine Zunft gegründet.
Trotz der in Aussicht gestellten hohen
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