Drachenklänge
paar Lehrer, wie sich eine Kandidatensuche ge-staltete, doch die Antworten waren unergiebig und brachten ihn nicht weiter. »Das ist Sache des Weyrs, Junge«, oder »Wer weiß schon, was im Kopf eines
Drachen vor sich geht?« »Manchmal findet gar keine Suche statt. Wenn es nicht nötig ist. Sagtest du nicht, im Benden Weyr gebe es viele Jungen in deinem
Alter?«
Das stimmte zwar, trotzdem hielt es ihn nicht davon ab, den Himmel zu beobachten und auf die Ankunft eines Drachen zu lauern. In der Schule bemerkte man seine Zerstreutheit, und man brummte ihm Extra-pflichten auf, damit seine Tagträumereien aufhörten und er sich wieder auf seine Ausbildung besann. Während er den Haupthof fegte, gelangte er zu der Einsicht, wie töricht er sich benahm.
Als die Nachricht kam, die Jungdrachen seien geschlüpft, schob er wieder Dienst im Trommelturm.
Seine Frustration bekämpfend, brannte Robinton darauf, zu erfahren, ob Falloner einen Drachen für sich gewinnen konnte. Schließlich war Falloner dazu prä-
destiniert, einen Drachen auf sich zu prägen. Allen Mut zusammenraffend, bat er den Aufsicht führenden Gesellen, eine Botschaft absetzen zu dürfen.
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»Weißt du, in Benden lernte ich eine Menge potenzieller Kandidaten kennen. Falloner zum Beispiel wurde im Weyr geboren und zog für eine Weile in die Burg, damit meine Mutter ihn unterrichtete.« Robinton war nicht darüber erhaben, seine Herkunft auszuspielen, wenn er etwas wirklich Wichtiges erreichen wollte.
Und er wusste, dass dieser Geselle seine Mutter gut leiden mochte. »Sie wird sich sehr dafür interessieren, ob ihr Schüler einen Drachen für sich gewonnen hat …« Er brach ab.
»Schon gut, fang an«, forderte der Geselle ihn amü-
siert auf. »Aber fass dich kurz.«
Robinton verschlüsselte die Botschaft im Nicht—
dringlichkeitscode, ließ sie von dem Gesellen abseg-nen und fing an zu trommeln. Er hoffte, die Antwort käme noch innerhalb seiner Schicht, doch dies war nicht der Fall.
Am Abend jedoch kam der Geselle während des Essens zu ihm, zwinkerte ihm verschmitzt zu und drück-te ihm einen Fetzen Leder in die Hand.
Robinton konnte seinen Triumph kaum unterdrü-
cken. Am liebsten hätte er vor Freude laut gejubelt.
Falloner hatte einen Bronzedrachen für sich gewonnen. Auch Rangul und Sellel waren nicht leer ausgegangen – obschon Robinton die Wahl der Drachen verblüffte – dazu hatten sechs andere Jungen, die Robinton von seinen Besuchen im Weyr kannte, Drachen auf sich geprägt. Lytonal, der Junge aus der Webergilde im Hochland, hieß nun L'tol und ritt den braunen Larth.
Er fing seine Mutter ab, die sich zu den abendlichen Proben begeben wollte, und berichtete ihr alles.
»Ich dachte mir schon, dass dieser Lümmel einen
Bronzedrachen für sich gewinnen würde«, sagte sie.
»Mit Rangul hatte ich ebenfalls gerechnet. Neun
Bronzedrachen sind eine ganze Menge für ein Gelege.
Doch das Beste ist ein Königinnenei. Vielleicht hat 214
S'loner mit seinen Prophezeiungen doch Recht.« Sie eilte weiter, ohne auf ihre letzte Bemerkung näher ein-zugehen.
Robinton war gespannt, ob Falloner, nun F'lon, sich an sein Versprechen erinnern und ihn auf seinem Bronzedrachen in der Harfnerhalle besuchen würde. Seine Kameraden sollten staunen! Es bereitete ihm Vergnü-
gen, sich diese Begegnung auszumalen, doch insgeheim befürchtete Robinton, F'lon würde es nun nicht mehr für nötig erachten, sein Wort einzulösen. Immerhin war er der Reiter eines bronzenen Drachens und Rob nur ein Harfnerlehrling. Man würde ja sehen – denn es dauerte seine Zeit, bis ein Drache fliegen lernte.
In den Archiven nahm Robinton zusammen mit seinen Kameraden den üblichen Unterricht, doch haupt-sächlich kopierte er wichtige Aufzeichnungen für Meister Ogolly, da er die akkurateste Handschrift besaß und am flinkesten arbeitete.
Er hatte schon mehrere Musikinstrumente gebaut
und dafür das Harfnersiegel erhalten, was es ihm erlaubte, die Artikel auf offiziellen Versammlungen zu verkaufen. Als Nächstes lernte er, gebrochene Griffleis-ten, Stimmwirbel und Trommelrahmen zu reparieren, Harfen und Gitarren mit Saiten zu bespannen und mit exquisiten Holzintarsien zu versehen.
Er empfand eine Zufriedenheit wie nie zuvor in seinem Leben, weil er nicht mehr den ständigen Spannungen zwischen seinen Eltern ausgesetzt war. Auch seine Mutter lächelte wieder häufiger, wenn sie an der Hohen Tafel saß oder ihn unterrichtete. Sein Umzug in die
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