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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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seinen Kameraden,
    dass sie ihn am nächsten Morgen durch lautes Rufen wecken mussten. Als er auf dem Steinsims vor dem Königinnenweyr auftauchte, ruderte Shonagar heftig mit den Armen und gab ihm zu verstehen, er möge
    herunterklettern.
    »Wo hast du gesteckt, Rob? Wir müssen zurück sein, ehe jemand merkt, dass wir uns die Renner ausgeborgt haben. Menschenskind, wir haben dich überall gesucht!«
    »In einem Weyr ist es warm«, erklärte Robinton und gähnte.
    »Tut uns Leid, wenn wir dich aus dem Schlaf gerissen haben. Und jetzt schwing dich auf den Renner. Be-eilung!« Shonagars Miene drückte Respekt aus, als er 210
    Rob die Zügel gab. »Nicht vergessen – kein Wort davon zu den anderen! Sie müssen genauso unvorbereitet sein wie du!«
    »So schlimm war es gar nicht«, gab Rob lässig zu-rück.
    »Lass dich nicht von mir erwischen, wie du den
    anderen von deinen Erlebnissen im Weyr erzählst, Robinton!« wiederholte Shonagar und hob die geballte Faust.
    »Ich werde schon den Mund halten.«
    Robinton hatte nicht die Absicht, eine detailgetreue Schilderung der Nacht zu geben, aber er wollte die anderen Jungen darauf hinweisen, dass er Streichhölzer und Zunder in ihren Jackentaschen versteckt hatte.
    Als sie im Galopp auf den Tunneleingang zupreschten, blickte Robinton zu den Sternsteinen hinauf, riesige schwarze Dolmen, die sich gegen den lichter werden-den östlichen Himmel abhoben. Ein leichter, schneller Schlag streifte ihn, und er fragte sich, ob die Geister der verschwundenen Drachen vielleicht immer noch auf den Feuerhöhen wachten. Wieder schaute er zu den Sternsteinen hin, über denen nun ein einsamer Wherry kreiste, der vermutlich sein Nest in einem der oberen Weyr hatte.
*
    Robinton war gern Lehrling. Seine Kameraden staunten über diese Einstellung. Sie holten sich oft bei ihm Rat oder Trost, und er half den weniger Begabten bei ihren Lektionen.
    »Willst du mich ablösen, Rob?« fragte Shonagar ihn einmal.
    »Nein«, antwortete Robinton schmunzelnd. »Du darfst ruhig die Verantwortung tragen – bis auf Weiteres. Die anderen wenden sich an mich, weil ich einer von ihnen bin und mich hier so gut auskenne, das ist alles.«
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    »Auch wenn du von hier bist, wurde dir nichts geschenkt«, kommentierte Shonagar mit schiefem Grinsen. Sie hatten gerade eine anstrengende Probe für das Konzert zum Ende des Planetenumlaufs hinter sich.
    Rob sang die Sopransoli – wie immer. Halanna und Maizella fungierten auch als Solistinnen, doch obwohl Petiron die beiden oftmals lobte, hatte er für seinen Sohn nicht mal ein anerkennendes Nicken übrig. Die gewitzten Lehrlinge bemerkten natürlich diese Un-gleichbehandlung. Doch wenn einer von ihnen Robinton darauf ansprach, zuckte dieser nur die Achseln und entgegnete, sein Vater würde von ihm Perfektion erwarten.
*
    Merelan setzte die Gesangsausbildung ihres Sohnes fort, und mittlerweile war Robinton in die Lehrlings-klasse aufgerückt. Am meisten freute er sich auf seine Schichten im Trommelturm, denn endlich durfte er die Bedeutung der Codes lernen, die er sein Leben lang gehört hatte. Natürlich wusste er, wie jeder auf Pern, dass die ersten Trommelsignale den Absender und
    den Adressaten der Mitteilung identifizierten, doch es dauerte eine geraume Weile, den Text der Nachricht zu entschlüsseln.
    Zufälligerweise hatte Robinton im Trommelturm
    Dienst, als Feyrith, Carolas Königin, ihr letztes Gelege produzierte – obwohl man damals noch nicht wusste, dass es ihr letztes sein würde. Es befand sich sogar ein Königinnenei darunter, und die Trommelbotschaft betonte die Freude und den Jubel über dieses Ereignis mit einer besonderen Schlagfolge. Mit neun Eiern handelte es sich um ein großes Gelege, und mit Ausnahme des Königinneneis schienen sich samt und sonders bronzene Drachen daraus zu entwickeln.
    Die nächste Zeit hoffte und bangte Robinton, es
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    würde eine Suche stattfinden, die ihn zum Kandidaten kürte. Er wünschte sich ja so sehr, Harfner und Drachenreiter gleichzeitig zu sein. Doch weder in Burg Fort noch in der Harfnerhalle tauchten Drachen auf, und auch keine andere Festung berichtete, von Drachenreitern, die sich auf Nachwuchssuche befanden, besucht worden zu sein. Robinton war bitter enttäuscht. Er glaubte fest daran, dass die Drachen ihn sympathisch fanden. Genügte das nicht, um eines dieser Geschöpfe für sich zu gewinnen?
    Aus Angst, ausgelacht zu werden, erzählte er niemandem von seinen unerfüllten Erwartungen. Er fragte ein

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